Sprengstoff-Angriff Verdächtiger des Anschlags auf Dresdner Moschee festgenommen

Leipzig/Dresden · Rund zweieinhalb Monate nach den beiden Sprengstoffanschlägen auf eine Moschee und ein Kongresszentrum in Dresden haben die Ermittler einen Verdächtigen gefasst. Es handelt sich um einen 30-Jährigen aus der sächsischen Landeshauptstadt.

 Vor dieser Moschee soll der Tatverdächtige eine Bombe gezündet haben.

Vor dieser Moschee soll der Tatverdächtige eine Bombe gezündet haben.

Foto: dpa, skh kno fux

Das teilten die Dresdener Generalstaatsanwaltschaft und das Operative Abwehrzentrum der sächsischen Polizei am Freitag mit. Bei Durchsuchungen fanden sie demnach bombenbauverdächtige Gegenstände.

Nach Angaben der Ermittler trat der Mann vor etwas mehr als einem Jahr einmal öffentlich als Redner bei einer Kundgebung der islamfeindlichen Pegida-Bewegung in Dresden auf. Hinweise auf Mittäter oder eine Einbindung in extremistische Strukturen gab es zunächst nicht.

"Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir von einem Einzeltäter aus, die Ermittlungen sind aber noch nicht abgeschlossen", sagte ein Sprecher der Dresdener Generalstaatsanwaltschaft. "Wir haben keine Hinweise darauf, dass er in irgendeine Gruppierung eingebunden wäre."

Die beiden mutmaßlich von ihm gebauten Bomben waren am Abend des 26. Septembers vor der Dresdener Fatih-Moschee und dem Internationalen Congress Centrum (ICC) explodiert. Dabei war die Eingangstür der Moschee nach innen gedrückt worden. Der Imam und seine Familie, die sich in dem Gebäude befanden, blieben unverletzt. Auch am ICC kam niemand zu Schaden.

Wenige Tage später fanden in Dresden die zentralen Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober statt. Die Anschläge lösten auch deshalb erhebliche Besorgnis aus.

Der Tatverdacht gegen den Mann verdichteten sich laut Sicherheitsbehörden im Zuge umfangreicher Ermittlungen, unter anderem durch Spurenauswertungen und Zeugenaussagen. Am Donnerstag nahmen Beamte ihn auf einer Baustelle in Hessen fest, wo er arbeitete. Er sei inzwischen durch DNA-Spuren überführt worden, die an "Tatmitteln" gefunden worden seien.

Bei Durchsuchungen seiner Wohnung und seines Arbeitsplatzes seien darüber hinaus "diverse Gegenstände" entdeckt worden, "die mutmaßlich zur Herstellung von Spreng- und Brandvorrichtungen genutzt werden können", erklärten die Ermittler. Am Freitag erließ ein Richter auf Antrag der Staatsanwaltschaft Haftbefehl wegen des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion gegen den Verdächtigen, er kam anschließend in Untersuchungshaft.

Die Ermittler gehen außerdem davon aus, dass der Beschuldigte für eine Bombenattrappe verantwortlich ist, die wenige Tage nach den Sprengstoffanschlägen an der Marienbrücke in Dresden deponiert wurde. Dieser Fall sorgte für zusätzliche Verunsicherung.

Die Ermittler gaben das Alter des Manns am Freitag in einer ersten Mitteilung zunächst mit 29 an. Später korrigierten sie dies aber. Der Beschuldigte ist demnach 30 Jahre alt.

Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) äußerte sich "erleichtert" über den Erfolg der Ermittler. Er sei das Ergebnis des konsequenten Vorgehens der sächsischen Behörden gegen "fremdenfeindliche Bestrebungen". Die Grünen im sächsischen Landtag forderten Polizei und Justiz am Freitag auf, "den Verfolgungsdruck auf die rechte Szene" weiter zu erhöhen.

Ihr innenpolitischer Sprecher Valentin Lippmann forderte außerdem Konsequenzen für die Einstufung von Pegida. Jene, die die Bewegung verharmlosten, müssten sich "endlich bewusst machen, dass aus Hass und Worten auch schlimmste Straftaten entstehen können".

(bur/dpa)
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