Asylbewerberunterkunft in Saarlouis Verdächtiger über 30 Jahre nach Brandanschlag gefasst

Karlsruhe · Dem mutmaßlichen Täter werden Mord, versuchter Mord sowie Brandstiftung mit Todesfolge vorgeworfen. Er soll aus rassistischen und rechtsextremistischen Motiven heraus im September 1991 ein Feuer in einer Unterkunft für Geflüchtete in Saarlouis gelegt haben.

 Der mutmaßliche Täter wurde nach Angaben der Bundesanwaltschaft am 4. April von Beamten des Landespolizeipräsidiums Saarland festgenommen.

Der mutmaßliche Täter wurde nach Angaben der Bundesanwaltschaft am 4. April von Beamten des Landespolizeipräsidiums Saarland festgenommen.

Foto: dpa/Christoph Schmidt

Mehr als 30 Jahre nach dem Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft in Saarlouis mit einem Toten und zwei Verletzten hat die Polizei den mutmaßlichen Täter gefasst. Dem Deutschen wird vorgeworfen, aus rassistischen und rechtsextremistischen Motiven heraus am 19. September 1991 in der Unterkunft ein Feuer gelegt zu haben, wie die Bundesanwaltschaft am Montag in Karlsruhe mitteilte.

Einer der 21 Bewohner, ein 27 Jahre alter Ghanaer, starb. Zwei weitere Menschen retteten sich nur durch Sprünge aus dem Fenster und erlitten Knochenbrüche. Den übrigen 18 Bewohnern gelang es, sich unverletzt in Sicherheit zu bringen.

Der mutmaßliche Täter wurde nach Angaben der Bundesanwaltschaft am Montagmorgen von Beamten des Landespolizeipräsidiums Saarland festgenommen. Ihm werden Mord, versuchter Mord sowie Brandstiftung mit Todesfolge vorgeworfen. Noch im Tagesverlauf sollte dem Tatverdächtigen der bereits erlassene Haftbefehl von einem Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe verkündet werden.

Den Ermittlungen zufolge hatte sich der Mann am Abend des 18. Septembers 1991 in einer Gaststätte in Saarlouis mit rechtsextremistischen Gesinnungsgenossen unter anderem über die rassistisch motivierten Anschläge auf Unterkünfte für Ausländer in Hoyerswerda unterhalten. „Die Gesprächsteilnehmer machten deutlich, dass sie die Begehung solcher Anschläge auch in Saarlouis gutheißen würden“, erklärte die Bundesanwaltschaft.

Nach Schließung der Gaststätte habe sich der Mann zu dem Wohnheim für Asylbewerber begeben, im Treppenhaus des Erdgeschosses aus einem Kunststoffkanister Benzin ausgeschüttet und entzündet. Das Feuer habe sich mit großer Geschwindigkeit im gesamten Treppenhaus ausgebreitet und im Flur des Dachgeschosses den 27-jährigen Ghanaer erfasst, der an schwersten Verbrennungen und einer Rauchvergiftung starb.

Vor rund zwei Jahren hatte die Bundesanwaltschaft den Fall übernommen. Die zuvor bei der Justiz im Saarland geführten Ermittlungen waren eingestellt worden, nachdem ein Täter nicht ermittelt werden konnte. Die Ermittlungen seien „auf Grundlage neuer Erkenntnisse“ neu aufgenommen worden, hieß es. Details dazu nannte die Bundesanwaltschaft nicht.

(mcv/epd)
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