Flaggen-Streit um MS Deutschland Verärgerter Kapitän verlässt das Schiff

Einem Stück Seefahrts-Tradition droht der Untergang. Das als Traumschiff bekannte Passagierschiff "MS Deutschland" soll künftig unter der maltesischen Flagge fahren. Kapitän Andreas Jungblut machte jetzt seinem Unmut darüber öffentlich Luft – und flog vom Schiff.

Flaggen-Streit um MS Deutschland: Verärgerter Kapitän verlässt das Schiff
Foto: dpa, Jochen Lübke

Einem Stück Seefahrts-Tradition droht der Untergang. Das als Traumschiff bekannte Passagierschiff "MS Deutschland" soll künftig unter der maltesischen Flagge fahren. Kapitän Andreas Jungblut machte jetzt seinem Unmut darüber öffentlich Luft — und flog vom Schiff.

Zurzeit liegt die "MS Deutschland" als deutsches Olympia-Schiff in London - die deutsche Flagge ist gehisst. Doch sobald das berühmte Passagierschiff die deutschen Olympiateilnehmer am 15. August zurück in die Heimat gebracht hat, soll es unter anderer Flagge über die Meere schippern.

Die zuständige Reederei Deilmann gehört seit ihrer Insolvenz zum Finanzinvestor Aurelius. Um zu sparen, soll das Schiff mit maltesischer gehisster Flagge fahren.

Ursprünglich war der Wechsel für Juli geplant, wurde aber wegen scharfer Proteste verschoben. Damit die deutsche Flagge noch weht, wenn Bundespräsident Joachim Gauck am Wochenende zu einem Olympia-Empfang an Bord ist.

Kapitän Jungblut ist 27 Jahre bei der Reedrei beschäftigt. Seit 13 Jahren ist er Herr über das Traumschiff. Verzweifelt kämpft er nun um die deutsche Tradition. Während seines Urlaubs war Jungblut nach London gereist, um seiner besorgten Mannschaft beizustehen, berichtete die "Bild-Zeitung" am Freitag. Gemeinsam schrieben er und die Besatzung einen Brief an Bundespräsident Joachim Gauck. Darin versicherten sie, dass das Shiff sehr wohl wirtschaftlich unter deutscher Flagge fahren könne.

Dieses Vorgehen behagte der Reederei ganz und gar nicht. Laut "Bild-Zeitung" verwies sie den Kapitän von seinem Schiff. Bepackt mit einem Koffer verließ er daraufhin wütend sein Territorium.

Jungblut sei nicht von Bord gejagt worden, sagte eine Reedereisprecherin der dpa am Freitag. Der Kapitän sei während seines schon lange geplanten Urlaubs an Bord gekommen. Daraufhin sei er gefragt worden, warum er nicht einfach seinen Urlaub genieße, woraufhin Jungblut erregt von Bord gegangen sei, sagte die Sprecherin.

Die Geschäftsführung würde sich wünschen, zu einer sachlicheren Ebene der Diskussion zurückzukehren, sagte die Sprecherin. Die Flagge soll aber definitiv gewechselt werden. Der genaue Zeitpunkt stehe jedoch noch nicht fest.

(das)
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