IC-Unfall in Stuttgart löst Sicherheitsdebatte aus VCD erhebt schwere Vorwürfe gegen die Bahn

Stuttgart · Der Unfall eines Intercitys bei der Ausfahrt aus dem Stuttgarter Hauptbahnhof hat eine Diskussion über mögliche Risiken infolge der Bauarbeiten für Stuttgart 21 ausgelöst. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) wirft der Bahn vor, für das umstrittene Milliarden-Tiefbahnhofprojekt die Sicherheit ihrer Kunden aufs Spiel zu setzen. Die Bahn wies dies entschieden zurück.

Zug in Stuttgart entgleist
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VCD-Landeschef Matthias Lieb sagte am Montag in Stuttgart: "Die Pannenserie der vergangenen Monate im Stuttgarter Hauptbahnhof legt die Vermutung nah, dass die Deutsche Bahn kein verantwortlicher Bauherr ist." Seit Beginn der Bauarbeiten im Februar 2010 seien im Hauptbahnhof fünfmal Züge entgleist. Die Projektleitung sei offensichtlich überfordert und habe die Baustelle nicht im Griff.

Ein Bahnsprecher sagte: "Sicherheit hat bei der Bahn oberste Priorität. Jeder Bauzustand wird vom Eisenbahnbundesamt als Aufsichtsbehörde geprüft und abgenommen. Die Unfallursache wird zurzeit untersucht. Die Aussagen des VCD sind verantwortungslos und reine Spekulation." Die vom VCD erwähnten Entgleisungen in den Jahren 2010 und 2011 seien auf menschliches Versagen zurückzuführen. Signale und Vorschriften seien nicht beachtet und einmal eine Weiche falsch gestellt worden.

Die Entgleisung des IC am Samstag, bei der sieben Menschen verletzt wurden, hänge mit Bauarbeiten im Gleisvorfeld zusammen, sagte der VCD-Landeschef, der Mitglied im Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 ist. Durch den Umbau seien die Radien der Gleise extrem eng.

Aufklärung von Bahn gefordert

Der Fahrgastverband Pro Bahn forderte ähnlich wie Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) Aufklärung von der Bahn. Auch die Stadt Stuttgart, ein Projektpartner bei Stuttgart 21, fordere Informationen über den Unfall, sagte ein Sprecher. Aber: "Wir werden uns nicht in die Reihe der Spekulanten einreihen, die jetzt schon wissen, welche Ursache der Unfall hat."

Inzwischen hat sich auch das Eisenbahnbundesamt (EBA) eingeschaltet. Ein Sprecher der Bonner Behörde sagte, dass Mitarbeiter der Eisenbahnuntersuchungsstelle schon vor Ort gewesen seien, um die Unglücks-Ursache herauszufinden. Ein Sprecher der Bahn sagte, es könne mehrere Wochen dauern, bis das EBA Erkenntnisse über die Ursachen bekanntgebe.

Der Unfall geschah laut Bahn an einer Stelle, an der schon im Juli ein IC entgleist war. Für die damals beschädigte Weiche sei eine neue eingebaut worden. An ihr ereignete sich auch der jüngste Unfall.

Nach dem Unfall wurden auch am Montag noch Gleise, Weichen und Oberleitung repariert. Die Arbeiten sollen mehrere Tage dauern. Für den Zugverkehr stehen derzeit nur elf der 16 Gleise zur Verfügung. Der Regionalverkehr ist teilweise weiter eingeschränkt, ebenso wie zwei Linien im Fernverkehr, teilte die Bahn mit.

(dpa)
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