Gefährlicher Sexualstraftäter gefasst "Uns ist ein Stein vom Herzen gefallen"
Nürnberg/Gotha (RPO). Ein bundesweit gesuchter, zweifach vorbestrafter Sexualverbrecher ist in der Nacht zum Mittwoch verhaftet worden. Zuvor hatte der 48-Jährige zwei Frauen vergewaltigt und ein Opfer verschleppt. Während die Polizei aus ihrer Erleichterung keinen Hehl macht, beginnt die Debatte, wie mit verurteilten Sexualtätern umzugehen soll, neu.
Nürnberg/Gotha (RPO). Ein bundesweit gesuchter, zweifach vorbestrafter Sexualverbrecher ist in der Nacht zum Mittwoch verhaftet worden. Zuvor hatte der 48-Jährige zwei Frauen vergewaltigt und ein Opfer verschleppt. Während die Polizei aus ihrer Erleichterung keinen Hehl macht, beginnt die Debatte, wie mit verurteilten Sexualtätern umzugehen soll, neu.
"Wir sind äußerst erfreut und erleichtert", bringt es Walter Kimmelzwinger auf den Punkt. Der Vizepräsident des Polizeipräsidiums Mittelfranken macht am Dienstag keinen Hehl aus der Anspannung, unter der sein Team in den vergangenen Tagen gestanden hatte: Seit dem 12. Oktober hatte die Polizei mit Hochdruck nach einem vorbestraften Sexualverbrecher aus Fürth gefahndet, der als äußerst brutaler und rücksichtsloser Sadist gilt.
Erst vor einem Jahr war er nach positiven Gutachten aus der Psychiatrie in Erlangen entlassen worden. Danach vergewaltigte er zwei junge Frauen. Am Dienstagabend wurde er schließlich nach einer bundesweiten Fahndung in Gotha in Thüringen festgenommen.
Das Interesse an dem Fall ist vor allem wegen der Vorgeschichte des 48-jährigen Verbrechers für die Medien von großem Interesse. Denn der Mann war bereits 1984 und 2001 wegen Sexualvergehen zu Haftstrafen verurteilt worden. Doch mehrere "durchaus sehr positive Gutachten", wie Oberstaatsanwältin Antje Gabriels-Gorsolke erklärte, brachten ihm im November 2009 die Freiheit.
Wer die Gutachten geschrieben hatte und welche Prognose die Sachverständigen dem schon mehrfach überführten Täter ausstellten, konnte Gabriels-Gorsolke nicht beantworten.
Polizei soll Hinweisen nicht nachgegangen sein
Auch die Polizei muss sich trotz ihrer Erfolgsmeldung Kritik anhören. Angeblich soll ein Verwandter die Polizei erst vor kurzem auf deutliche Wesensveränderungen beim Mann aufmerksam gemacht haben, die dieser schon vor seiner Tat 2001 gezeigt haben soll. Die Polizei sei diesen Hinweisen aber nicht nachgegangen, lautet der Vorwurf.
So sei es möglich gewesen, dass der Mann im September spurlos untertauchen konnte. Ob er damals schon plante, wieder Frauen zu überfallen, wird ebenso Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen sein wie die Frage, warum der Mann nach so langer Zeit in Freiheit doch wieder rückfällig geworden ist.
"Er ist ein ausgesprochen gefährlicher Straftäter, den wir Gott sei Dank aus dem Verkehr ziehen konnten", betonte Kimmelzwinger. Es sei damit zu rechnen gewesen, dass er schon bald das nächste Verbrechen begehen würde. Entsprechend sei die Suche nach ihm "extrem intensiv" gewesen. "Uns ist allen ein Stein vom Herzen gefallen", erklärte er. Verbrechen wie die von Bernhard Sch. gingen auch an hart gesottenen Polizisten nicht spurlos vorbei.
Schließlich zeigte der Täter bei seinen Vergewaltigungen eine ungeheure Abgebrühtheit. Sein erstes Opfer, eine 20-jährige Frau, überfiel er am späten Nachmittag des 12. Oktober auf dem Großparkplatz einer Klinik im Nürnberger Stadtteil Langwasser. Er brachte sie nach Angaben der Polizei in seine Gewalt, fuhr mit ihr in ein Waldstück, vergewaltigte sie und brachte sie anschließend wieder zurück zum Parkplatz.
Besonders dreistes Vorgehen
Am 18. Oktober ging er noch dreister vor: Gegen Mittag überfiel er mit vorgehaltener Softair-Pistole eine 22-jährige Krankenschwester auf einem Parkplatz der Klinik in Neumarkt in der Oberpfalz. Ersten Erkenntnissen zufolge fesselte er die Frau, vergewaltigte sie und entführte sie mit ihrem Wagen nach Glücksburg in Schleswig-Holstein.
Dabei musste sein stark eingeschüchtertes Opfer auch selbst Auto fahren. Am Dienstagmorgen war er mit der 22-Jährigen aus bisher unbekannten Gründen sogar zu Fuß in Glücksburg unterwegs. Das nutzte die junge Frau, um einen Schwächeanfall vorzutäuschen und Passanten auf sich aufmerksam zu machen.
Diese alarmierten den Rettungsdienst, der sich um die junge Frau kümmerte. Weil es dem Mann nicht gelang, die Sanitäter von der 22-Jährigen abzubringen, ließ er sein Opfer schließlich im Rettungswagen zurück und floh mit ihrem Auto nach Gotha in Thüringen.
Dort wurde er gegen 21.30 Uhr von einer Polizeistreife gefasst - auf einem Großparkplatz in der Nähe einer Klinik. Ob er dort bereits nach einem neuen Opfer Ausschau hielt, ist nach Angaben der Polizei bisher reine Spekulation.