Diskrimierung auf dem Wohnungsmarkt 29 Prozent der Deutschen wollen keine Zuwanderer als Nachbarn

Berlin · Eine repräsentative Umfrage der Antidiskriminierungsstelle des Bundes deckt auf, dass viele Deutsche offenbar ein Problem mit Migration haben. Eine Diskriminierung bei der Wohnngssuche gehöre „noch immer zum Alltag“.

 Gesetzesänderungen sollen die Diskriminierung bei der Wohnungssuche verbieten. (Archiv)

Gesetzesänderungen sollen die Diskriminierung bei der Wohnungssuche verbieten. (Archiv)

Foto: ZB/Bernd Wüstneck

Jeder dritte Wohnungssuchende mit Migrationshintergrund erlebt Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage der Antidiskriminierungsstelle des Bundes hervor, die am Mittwoch in Berlin veröffentlicht wurde. 29 Prozent der Bürger hätten sehr große oder große Bedenken, wenn in die benachbarte Wohnung oder ins Nachbarhaus eine Person einzöge, die nach Deutschland eingewandert ist. Die Vorstellung, eine eigene Wohnung an sie zu vermieten, sorge bei 41 Prozent für Bedenken.

"Oft reicht schon ein fremd klingender Name, um gar nicht erst zur Wohnungsbesichtigung eingeladen zu werden", sagte der kommissarische Leiter der Antidiskriminierungsstelle, Bernhard Franke. Auch offen rassistische Wohnungsanzeigen gehörten "noch immer zum Alltag". Franke fordert Gesetzesänderungen, etwa ein Verbot diskriminierender Wohnungsanzeigen wie bei Stellenanzeigen.

Für die Umfrage wurden mehr als 1.000 deutschsprachige Personen über 16 Jahre zu ihren Erfahrungen auf dem Wohnungsmarkt befragt. Die Ergebnisse der Umfrage weisen demnach zugleich auf ein hohes Problembewusstsein in Deutschland hin. Die große Mehrheit der Befragten (83 Prozent) sei der Ansicht, dass Diskriminierung aus rassistischen Gründen, wegen Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe oder ausländischer Herkunft bei der Wohnungssuche häufig vorkomme. Problembewusstsein und eigene Einstellungen passten jedoch oft nicht zueinander, hieß es.

Diakonie-Präsident Ulrich Lilie erklärte dazu, der Befund der Antidiskriminierungsstelle des Bundes sei erschreckend. Rassismus habe viele Gründe, aber nie eine Rechtfertigung. Bezahlbarer Wohnraum für alle sei eine der zentralen sozialen Fragen unserer Zeit und eine Grundbedingung für Teilhabe in einer immer diverseren Gesellschaft. Gerade Menschen mit Migrationserfahrung, aber auch Arbeitslose, Alleinerziehende, Menschen mit Behinderung oder Senioren mit kleiner Rente hätten es bei der Wohnungssuche besonders schwer. Der Wohnungsbau gehöre deshalb ganz oben auf die politische Agenda - genauso wie die Überwindung von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus.

(ala/kna)
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