Gedenkminute in München Um 18.30 Uhr hielt eine Stadt inne

München (RPO). Mit einer Gedenkminute haben die Münchner der Bluttat am S-Bahnhof Solln gedacht. Um 18.30 Uhr standen in ganz München die Busse und Bahnen des Nahverkehrs still. Per Lautsprecher und elektronischen Anzeigen wurden die Passanten und Passagiere zu einer Gedenkminute für das Opfer Dominik Brunner aufgerufen. Viele Menschen blieben stehen und verharrten schweigend.

Gedenkfeier für das Todesopfer
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Gedenkfeier für das Todesopfer

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Auf einem Parkplatz neben dem Tatort beteten mehr als 1000 Menschen für das Opfer. In einer Grußbotschaft dankten die Eltern des Toten für die Anteilnahme und appellierten an die Medien, die Privatsphäre der trauernden Familie zu respektieren.

Am Samstag hatten zwei Jugendliche den 50-jährigen Geschäftsmann Dominik Brunner am S-Bahnhof Solln zu Tode geprügelt. Zuvor hatte das Opfer Minderjährige, die von den Tätern bedroht wurden, vor einem Erpressungsversuch in Schutz genommen.

Die Tat löste eine neue Debatte über den Umgang mit Jugendgewalt aus. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordes. Die beiden 17- und 18-Jährigen sowie ein weiterer junger Mann, der sie mutmaßlich angestiftet hat, sitzen in Untersuchungshaft.

Der katholische und der evangelische Ortspfarrer fassten Trauer, Entsetzen, Wut und Hilflosigkeit wegen des Verbrechens in Worte. "Als erstes soll nicht die Erinnerung an den Tod Dominik Brunners bleiben, sondern seine Tat", sagte Pfarrer Christian Wendebourg am Tatort. Sein Einsatz habe die Spirale der Gewalt durchbrochen.

Dekan Wolfgang Neidl rief auch zum Gebet für die Zeugen, die bedrängten Jugendlichen und die Täter auf. Alle müssten ihr ganzes Leben mit den schrecklichen Erlebnissen umgehen. Die beiden jugendlichen Täter hätten schwerste Schuld auf sich geladen, so der Geistliche. Es sei nicht damit getan, sich über den Anwalt entschuldigen zu lassen, dass man es nicht gewollt habe.

An der Trauerveranstaltung nahmen auch sehr viele Kinder sowie Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) teil. In einem abgesperrten Areal auf dem Parkplatz hatten die Anwesenden aus Steinen eine symbolische Spirale der Gewalt aufgebaut. Dazwischen legten sie am Ende der Andacht rote Rosen und Grablichter.

Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) sagte dem Bayerischen Rundfunk, mit der Gedenkminute und der Andacht wolle man dem Opfer für seinen Einsatz danken. Gleichzeitig werde aber aber auch von den Fahrgästen eingefordert: "Wer Solidarität erleben will, muss sie auch praktizieren."

Das bayerische Kabinett hatte am selben Tag in seiner Sitzung beschlossen, Brunner posthum mit dem Bayerischen Verdienstorden zu ehren. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) nannte ihn ein "Vorbild für eine menschliche Gesellschaft".

(KNA/csi)
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