Nach Amoklauf von Winnenden Über 120.000 Waffen freiwillig abgegeben

Berlin (RPO). Unter dem Eindruck des Amoklaufs im schwäbischen Winnenden im Frühjahr sind nach bislang vorliegenden Zahlen bundesweit mehr als 120.000 Waffen bei den zuständigen Behörden abgegeben worden.

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Foto: AFP

Darunter waren mehr als 10.000 illegale Schuss-, Hieb- und Stichwaffen, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur ddp in den Bundesländern ergab. Die Zahl der übergebenen Waffen ist in mehreren Ländern im Vergleich zum Vorjahr deutlich angestiegen. Als Reaktion auf die Bluttat gilt seit Ende Juli bundesweit ein neues, verschärftes Waffengesetz. Dazu gehört eine Amnestieregelung, wonach illegale Waffen bis Jahresende straffrei abgegeben werden können.

Allein in Baden-Württemberg seien bis Mitte Dezember rund 57.000 Waffen erfasst worden, sagte ein Sprecher des Regierungspräsidiums Stuttgart. Etwa 6000 davon seien illegale Waffen gewesen. Damit hätten die Bürger in dem Bundesland so viele Waffen wie nie zuvor ausrangiert. Im Vorjahr fielen insgesamt 11.250 an. Im März hatte der 17-jährige Tim Kretschmer in Winnenden 15 Menschen und anschließend sich selbst getötet.

Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU) bezeichnete es als "erfreulich", dass so viele Waffen abgegeben wurden. "Es war richtig, die Möglichkeit der straffreien Abgabe illegaler Waffen anzubieten", sagte er.

NRW: 34.000 Schusswaffen abgegeben

In Nordrhein-Westfalen wurden bis Ende November rund 34.000 Gewehre und Pistolen abgegeben. Ein Sprecher des Düsseldorfer Innenministeriums sagte, 2008 seien 17.000 Schusswaffen abgeliefert worden. Die Waffen aus privaten Haushalten könnten ohne Angabe der Personalien noch bis Donnerstag bei jeder Polizeiwache abgegeben werden. Allerdings wird kriminaltechnisch überprüft, ob mit den Waffen eine Straftat begangen wurde.

Nach Angaben des bayerischen Innenministeriums sind im Freistaat 23.000 sowohl legale als auch illegale Waffen freiwillig abgeliefert worden. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) rief derweil - wie andere Länder auch - zu einem "Schlussspurt" bei der "Waffenamnestie" auf.

Die Verschärfung des Waffenrechts führte auch in Hessen zu einer Rückgabewelle legaler Waffen, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Thorsten Neels. Während im vergangenen Jahr 1400 angemeldete Waffen von den Besitzern zurückgegeben wurden, habe sich diese Zahl 2009 auf rund 3000 mehr als verdoppelt. Zudem seien über 500 illegale Schusswaffen erfasst worden.

Saarland liegt am Schluss der Abgabenzahlen

Eher schleppend verlief die Aktion im Saarland: Bei Polizeiwachen oder Behörden seien bisher rund 50 illegale Waffen eingegangen, sagte eine Sprecherin des Innenministeriums in Saarbrücken. Darüber hinaus seien rund 250 legale Waffen erfasst worden, weil den Besitzern der durch die Änderung des Waffengesetzes vorgeschriebene Einbau von Blockiersystemen für historische Waffen zu teuer gewesen sei. Bei der letzten Amnestie im Jahr 2003 seien nur 23 illegale Waffen abgegeben worden.

Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) sagte, ohne konkrete Zahlen zu nennen, auch in der Hauptstadt sei die Amnestie auf "begrenzte" Resonanz gestoßen. Die Abgabe illegaler Waffen beschränke sich sehr stark auf Menschen, die diese geerbt hätten. Potenzielle Straftäter, die sich illegal eine Waffe besorgt hätten, würden über die Amnestie nicht erreicht, das müsse man "ganz nüchtern" sehen.

Die Hamburger Innenbehörde forderte am Dienstag nochmals zur straffreien Abgabe auf. "Ich rate den Besitzern illegaler Waffen und verbotener Munition dringend dazu, diese Chance nicht zu verpassen", sagte Innenstaatsrat Stefan Schulz. Seit 2007 seien knapp 5000 überwiegend legale Schusswaffen und Messer abgegeben worden. Wie viele Waffen es seit diesem Sommer sind, wollte die Innenbehörde nicht sagen. Es handle es sich "durchaus um eine Menge Waffen - vom Butterflymesser bis zur Munition", sagte ein Sprecher.

(DDP/felt)
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