Analyse des Bundesfamilienministeriums Über 100.000 Frauen wurden 2015 Opfer häuslicher Gewalt

Wiesbaden · Das Bundesfamilienministerium und das Bundeskriminalamt (BKA) haben zum ersten Mal Zahlen vorgelegt, die einen Einblick darüber bieten, welche Rolle Gewalt gegen Frauen in Partnerschaften spielt.

Erstmals liegt eine detaillierte Aufbereitung vor, die zeigt, in welcher Beziehung Täter und Opfer stehen und welche Delikte passieren. Leider wird deutlich: Mord und Totschlag, Sexualdelikte, Körperverletzungen und Stalking kommen in zahlreichen Beziehungen vor.

Die kriminalstatistische Auswertung des BKA bestätigt: Meist sind es Frauen (82 Prozent), die von Partnerschaftsgewalt betroffen sind. Fast die Hälfte von ihnen lebte zum Tatzeitpunkt mit dem Täter in einem Haushalt (49 Prozent).

"Häusliche Gewalt gegen Frauen, gegen Männer, gegen Kinder ist keine Privatsache. Es ist eine Straftat - und sie muss entsprechend verfolgt werden. Gewalt, die oft in den eigenen vier Wänden stattfindet, also an einem Ort, wo man sich eigentlich sicher fühlen sollte - ist leider für viele Frauen Realität", sagte Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig (SPD).

Wie die Studie zeigt, äußert sich Gewalt gegen Frauen in vielen Formen. Auch subtile Angriffe wie Demütigungen, Beleidigungen und Einschüchterungen sind ein Thema. Hinzu kommen psychische, physische und sexuelle Misshandlungen bis hin zu Vergewaltigungen und Tötungen.

Weil gerade Opfer häuslicher Gewalt ihre Situation oft als ausweglos empfinden, machen sich viele nicht bemerkbar. Entsprechend wird die Dunkelziffer als sehr hoch eingeschätzt.

Die Zahlen aus der aktuellen Analyse im Überblick

  • Im Jahr 2015 wurden durch ihre Partner oder Ex-Partner insgesamt 127.457 Personen Opfer von Mord und Totschlag, Körperverletzungen, Vergewaltigung, sexueller Nötigung, Bedrohung und Stalking, davon waren knapp 82 Prozent Frauen.
  • Das sind über 104.000 Frauen, die von Partnerschaftsgewalt betroffen waren. Gemessen an der Gesamtzahl weiblicher Opfer in den Bereichen Mord und Totschlag, Körperverletzung, Vergewaltigung, sexueller Nötigung, Bedrohung und Stalking ist das ein Anteil von 36 Prozent.
  • Über 65.800 Frauen wurden Opfer von vorsätzlicher einfacher Körperverletzung
  • 16.2000 Frauen erlebten Bedrohungen
  • gefährlicher Körperverletzung erfuhren über 11.400 Frauen
  • Opfer von Stalking wurden über 7.900
  • Mord und Totschlag wurde der Polizei in 331 Fällen bekannt
  • Bei Vergewaltigung und sexueller Nötigung in Partnerschaften sind die Opfer zu fast 100 Prozent weiblich, bei Stalking und Bedrohung in der Partnerschaft sind es fast 90 Prozent. Bei vorsätzlicher, einfacher Körperverletzung sowie bei Mord und Totschlag in Paarbeziehungen sind es 80 Prozent.

Hinweis: Mit dem Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" unter der 08000-116 016 wird betroffenen Frauen seit 2013 eine bundesweite 24 Stunden-Beratung angeboten, die kostenlos eine anonyme Erstberatung in 15 Sprachen ermöglicht.

(ots/ham)
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