Beisetzung Tausende wollen Tugce die letzte Ehre erweisen

Offenbach · An diesem Mittwoch wird die gewaltsam ums Leben gekommene Studentin Tugce A. beigesetzt. Die Familie rechnet mit großer Anteilnahme. Familie, Freunde, Bewunderer wie auch Vertreter aus der Politik werden erwartet. Tugce wird nach einer Trauerzeremonie in ihrer Geburtsstadt beerdigt. Die Familie bittet um Respekt. Dennoch wird über die Beisetzung gestritten.

Bewegender Abschied von Tugce
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Foto: dpa, brx htf

Tugces Tod hat ganz Deutschland betroffen gemacht. Die couragierte junge Frau soll zum Opfer von Gewalt geworden sein, als sie versuchte, einen Streit in Offenbach zu schlichten. Seitdem steht ihr Tod als Mahnmal gegen sinnlose Gewalt und für den Mut, Zivilcourage zu zeigen. Sie soll zwei Mädchen beigestanden haben, die von jungen Männern bedrängt wurden. Genau sind die Vorgänge vom 15. November aber noch nicht geklärt.

Zunächst findet eine Trauerfeier auf dem Freigelände einer Moschee im hessischen Wächtersbach statt. Danach wird Tugce auf dem Friedhof ihrer Geburtsstadt Bad Soden-Salmünster beigesetzt. Die Trauerzeremonie werde nach islamischem Ritus stattfinden, sagte der Vorsitzende des Türkisch Islamischen Kulturvereins Wächtersbach, Hakan Akbulut.

Die Kreisverwaltung rechnet mit 1000 bis 3000 Gästen beim Abschied von Tugce. Angekündigt haben sich unter anderem auch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und der türkische Botschafter in Berlin, Hüseyin Avni Karslioglu.

Die Studentin war Mitte November vor einem Schnellrestaurant in Offenbach so schwer verletzt worden, dass sie ins Koma fiel und später starb. An ihrem 23. Geburtstag vergangenen Freitag wurden die lebenserhaltenden Maschinen abgeschaltet. Der mutmaßliche Schläger, ein 18-Jähriger, sitzt in Untersuchungshaft und schweigt zu den Vorwürfen. Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln wegen Körperverletzung mit Todesfolge.

Das Schicksal der jungen Frau bewegt viele. Bei Mahnwachen und in den sozialen Netzwerken bekunden seit Tagen Menschen aus ganz Deutschland ihre Bewunderung für die Zivilcourage der Studentin. Auch in sozialen Netzwerken äußern sich viele zu ihrem Tod und dem Umgang der Familie damit. So wünschen Facebook-Nutzer Tugces Familie für den heutigen Tag viel Kraft.

Dass auch kritische Töne laut werden, ärgert die Betreiber der Seite, die angibt als einzige für Familie und Freunde der getöteten Studentin sprechen zu dürfen. So ist in den Kommentarspalten eine Diskussion darüber entbrannt, ob auch Menschen zur Trauerfeier gehen dürfen, die Tugce persönlich nicht gekonnt haben. Manche Nutzer sehen darin nichts anderes als Sensationsgier und Gafferei. "Ich finde jeder, der sie nicht persönlich kannte, hat dort am Tag der Beisetzung nichts zu suchen!", schreibt einer und erhält für seine Äußerung viel Zustimmung.

Die Betreiber der Seite mit dem Namen "Tugce zeigte Zivilcourage, zeigen wir ihr unseren Respekt" halten diesen Streit für unangemessen und verweisen darauf, dass es eine bewusste Entscheidung der Familie gewesen sei, die Trauerfeier nicht im engsten Kreis durchzuführen, sondern auch anderen die Chance zu geben, Tugce das letzte Geleit zu geben. Dies geschehe letztlich aus Dankbarkeit für den großen Zuspruch.

"Die Familie hat euch nicht vergessen und ist sich bewusst, welche Stärke ihr Ihnen bis heute gegeben habt", heißt es dort in einem Eintrag von Mittwochnacht. Die Familie habe für die "Transparenz ihrer Privatsphäre" respektiert werden.

(dpa)
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