Tugces Vater spricht erstmals nach dem Tod seiner Tochter "Wie ein Tag, nach dem kein Morgen mehr kommt"

Offenbach · An ihrem Geburtstag traf er die wohl schwerste Entscheidung seines Lebens und ließ die lebenserhaltenden Maschinen abschalten. Nun äußert sich Tugces Vater erstmals zum Tod seiner Tochter. Die Polizei sucht noch wichtige Zeugen.

Bewegender Abschied von Tugce
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Foto: dpa, brx htf

Ihr Vater ließ gegenüber der "Bild am Sonntag" erkennen, wie tief ihn der Tod seiner Tochter getroffen hat: "Tugce wird uns allen fehlen, wir werden ihr warmes Lächeln schmerzhaft vermissen." Der erste Tag ohne sie sei wie ein Tag, nach dem kein Morgen mehr kommt, sagte er. Und versucht tapfer zu sein. Das Leben gehe weiter. Nur das Wie, das sei eine andere Frage.

In der kommenden Woche soll Tugce beerdigt werden. Die Trauerfeier soll in einer Moschee in Wächtersbach in Hessen stattfinden. Ihr Tod hat im ganzen Land für Betroffenheit gesorgt. Das Ausmaß der Bestürzung erinnert fatal an den September 2009 und den Tod von Dominik Brunner, der an einer U-Bahnhof totgeprügelt wurde, weil er Kinder beschützen wollte.

Bei Tugce liegen die Dinge ganz ähnlich. Die junge Frau soll zwei jungen Mädchen in einem Schnellrestaurant geholfen haben, als sie von Männern belästigt wurden. Offenbar deswegen wurde sie später auf dem Parkplatz vor dem Lokal von einem Angreifer attackiert. Ein Überwachungskamera hatte das Geschehen aufgezeichnet und offenbart, wie maßlos die Wut des jugendlichen Schlägers gewesen sein muss.

Darin ist auch zu sehen, wie er die Studentin attackiert. Sie schlägt mit dem Kopf auf den Boden auf und fällt ins Koma. Nach zweiwöchigen Krankenhausaufenthalt entscheiden sich die Eltern am Freitagabend die lebenserhaltenden Maßnahmen zu beenden. Sie wäre am 28. November 23 Jahre alt geworden.

Der mutmaßliche Angreifer (18) sitzt in Untersuchungshaft. Bei einem ersten Verhör soll er den Schlag auf Tugce gestanden haben, schweigt aber seitdem.

Unter den Trauernden wurden auch nachdenkliche Stimmen laut. Arash (27) stellte Fragen: "Warum hat sie sich eingesetzt? Und wo sind die Personen, für die sie sich eingesetzt hat, heute?"

Die beiden wichtigsten Zeuginnen, die beiden Mädchen, die Tugce beschützt haben soll, melden sich bislang nicht - alle Appelle verhallten bislang ungehört. Über die Gründe für das Schweigen rätseln viele. Ob die Mädchen Angst haben?

Vor dem Krankenhaus erinnert ein Meer an Blumen, Kerzen und Plakaten an Tugce A. Auf Facebook bekundeten auch am Wochenende zahlreiche Menschen ihr Mitgefühl: "Ruhe in Frieden, kleiner Engel."

Bundespräsident Johannes Gauck prüft derzeit nach Informationen der dpa, ob er Tugce posthum mit dem Bundesverdienstkreuz auszeichnen wird.

(dpa)
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