Amokfahrt durch Fußgängerzone Fünf Tote und viele Verletzte bei Vorfall mit Auto in Trier

Update | Trier · In Trier überfährt ein Mann mit einem Auto mehrere Menschen. Fünf von ihnen sterben, darunter ein Baby. Der Fahrer wurde festgenommen. Das Motiv ist noch unklar, laut der Staatsanwaltschaft gibt es Anhaltspunkte für ein psychiatrisches Krankheitsbild.

Trier: Autofahrer fährt in Menschenmenge - fünf Tote
6 Bilder

Autofahrer in Trier fährt in Menschenmenge – fünf Tote

6 Bilder
Foto: dpa/Harald Tittel

In einer Fußgängerzone in Trier hat ein Auto mehrere Menschen erfasst. Laut Angaben der Polizei gab es fünf Tote, die Polizei informierte am Dienstagabend bei Twitter über das weitere Todesopfer. Zunächst war bekannt, dass es vier Todesopfer gegeben habe. Rheinland-Pfalzs Innenminister sagte, es gab vier Schwerstverletzte, fünf weitere „erheblich“ verletzte Personen und sechs Leichtverletzte. Unter den Toten sei auch ein neun Monate altes Baby. Bei den Todesopfern handelte es sich neben dem Baby um zwei Frauen im Alter von 25 und 73 Jahren sowie um einen 45-jährigen Mann, alle drei kamen aus Trier. Zahlreiche Passanten wurden teils lebensgefährlich verletzt. Auch die Mutter des getöteten Babys liegt verletzt im Krankenhaus. Etwa 25 Menschen galten darüber hinaus nach der Tat als traumatisiert. Der Fahrer des Wagens sei festgenommen worden, teilte die Polizei Trier am Dienstag auf Twitter mit. Das Auto soll verschiedenen Berichten zufolge von der Porta Nigra durch die Fußgängerzone in Richtung Hauptmarkt gefahren sein. Augenzeugen haben berichtet, dass Menschen durch die Luft geschleudert worden seien.

Am Steuer des Wagens habe ein 51 Jahre alter Mann aus dem Kreis Trier-Saarburg gesessen, sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums Trier. Der Mann sei mit einem SUV durch eine Fußgängerzone gefahren und habe offenbar „wahllos“ Menschen angefahren. Laut der Staatsanwaltschaft Trier ist der Mann nicht vorbestraft, es gebe keine Anhaltspunkte für ein terroristisches oder religiöses Motiv. Jedoch gebe es Anhaltspunkte für ein psychiatrisches Krankheitsbild. Der Mann war alkoholisiert, er habe einen Atemalkoholwert von 1,4 Promillie gehabt. Er habe die vergangen Tage in seinem Auto verbracht, sagte Franz-Dieter Ankner, Vizepräsident des Polizeipräsidiums Trier. Der polizeilich bislang nicht in Erscheinung getretene Mann wurde am Abend noch vernommen. Er soll am Mittwoch dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden.

Erste Notrufe gingen bei der Feuerwehr um kurz vor 14.00 Uhr ein. Das untenstehende Video soll die Festnahme des Mannes zeigen.

Gegen den Fahrer wird wegen des dringenden Tatverdachts des Mordes in vier Fällen ermittelt. Außerdem werde ihm in zahlreichen weiteren Fällen gefährliche Körperverletzung vorgeworfen, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Peter Fritzen am Dienstag im Trier.

Die Polizei rief via Twitter die Menschen in Trier zunächst dazu auf, den Bereich in der Innenstadt zu meiden. Ein Großaufgebot von Polizei und Rettungskräften war im Einsatz. Nach der Festnahme des Fahrers in Trier besteht nach Polizeiangaben keine Gefahr mehr für die Bevölkerung. Das sagte der Sprecher des Präsidiums Trier. Die komplette Innenstadt sei abgesperrt, Spuren würden gesichert. Der komplette Tatort von rund einem Kilometer Länge war lange abgesperrt. Der ADAC schickte Rettungshubschrauber. Die Schulen in der Innenstadt wurden offenbar umgehend über den Vorfall informiert.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) äußerte sich entsetzt über den tödlichen Vorfall und die Zahl der Opfer. Innenminister Roger Lewentz (SPD) machte sich von Mainz auf den Weg zum Ort des Vorfalls nahe der Porta Nigra. Dreyer wurde dort ebenfalls noch am Nachmittag erwartet. Der Hintergrund des Vorfalls war zunächst noch vollkommen unklar, wie Regierungssprecherin Andrea Bähner sagte.

Bürgermeister Wolfram Leibe zeigte sich erschüttert: „Es bot sich ein Bild des Grauens. Es war einfach nur schrecklich.“ Er habe einen Kinderschuh auf der Straße liegen sehen. „Das Mädchen dazu ist tot“, sagte er unter Tränen. Auch die Polizei bestätigte, dass mindestens ein Kind unter den Toten sei.

Die Bundesregierung hat mit Betroffenheit auf den tödlichen Vorfall mit einem Auto in der Trierer Fußgängerzone reagiert. „Was in Trier geschehen ist, ist erschütternd“, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert am Dienstag auf Twitter. „Die Gedanken sind bei den Angehörigen der Todesopfer, bei den zahlreichen Verletzten und bei allen, die in diesem Moment im Einsatz sind, um die Betroffenen zu versorgen.“

Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sprach am Abend von einem „schlimmen und schrecklichen Tag“. Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) sprach im Interview mit dem SWR von einem „Amokfahrer in der Innenstadt“. Die rheinland-pfälzischen CDU-Politiker Julia Klöckner und Christian Baldauf äußerten sich schockiert und betroffen. Sie seien erschüttert über die „Amokfahrt“, teilten die CDU-Landeschefin und der CDU-Landtagsfraktionschef mit. „Unsere Gedanken sind bei den Verletzten vor Ort. Wir trauern mit den Angehörigen der Toten“, erklärten sie. „Wir danken den Helfern und Rettungskräften für ihre Arbeit. Jetzt gilt es die weiteren Ermittlungen abzuwarten.“

Der Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe nannte den Dienstag den „schwärzesten Tag der Stadt seit dem Zweiten Weltkrieg“.

(sed/lha/woc/dpa/KNA/reuters/AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort