Trauerfeier in Kusel Eine Stadt trägt Schwarz

Kusel · Wenige Tage nach den tödlichen Schüssen gedenken Angehörige und Kollegen der beiden toten Polizisten. Die Trauer ist groß. Über allem steht die Frage nach dem Warum.

 Polizeibeamte umarmen sich nach der Gedenkfeier für die beiden erschossenen Polizeibeamten in Kusel.

Polizeibeamte umarmen sich nach der Gedenkfeier für die beiden erschossenen Polizeibeamten in Kusel.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Erschütterung über die tödlichen Schüsse auf zwei Polizisten ist der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer deutlich anzumerken. „Es waren lebensfrohe junge Menschen, die mit großem Optimismus in die Zukunft geschaut haben. Es ist einfach nur schrecklich und traurig“, sagt Dreyer in ernstem Ton. Unweit von ihr weht vor der Fritz-Wunderlich-Halle in Kusel eine regennasse Deutschland-Fahne auf Halbmast. Rund 200 Gäste sind an diesem Tag in die pfälzische Stadt gekommen, um in dem schmucklosen Mehrzweckbau der Polizisten zu gedenken. Darunter sind Kolleginnen und Kollegen und auch Angehörige. Es ist ein schwerer Gang.

Es ist Dreyer, die dem Leid eine Stimme gibt. In Schwarz tritt sie vor der nicht öffentlichen Gedenkfeier vor die Kameras. „Ich bin mir sehr bewusst, dass Worte in einer solchen Situation kaum trösten können“, sagt die SPD-Politikerin bewegt. Ganz Rheinland-Pfalz, ganz Deutschland trauere. „Diese grausame Tat schweißt zusammen.“ Neben ihr steht der Kaiserslauterner Polizeipräsident Michael Denne. Er spricht von einer „neuen Zeitrechnung“ für die Sicherheitskräfte des Bundeslandes seit dem Verbrechen. Die Tragödie hat auch den erfahrenen Ermittler tief getroffen.

Am frühen Montagmorgen waren die beiden Polizisten bei einer Verkehrskontrolle unweit von Kusel auf ein verdächtiges Fahrzeug gestoßen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die beiden Männer darin die junge Polizistin und ihren Kollegen mit Kopfschüssen ermordet haben, um Jagdwilderei zu vertuschen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte, die Tat erinnere an eine Hinrichtung. Zwei Tatverdächtige befinden sich in Untersuchungshaft.

Kusels Bürgermeister Jochen Hartloff saß einst als Justizminister im Kabinett von Dreyer. „Uns erschüttert der Tod einer jungen Polizistin und eines jungen Polizisten“, sagt der SPD-Politiker mit Trauer in der Stimme in einer Videobotschaft. Beide seien bei der Ausübung ihres Berufes ermordet worden. „Ich hoffe, dass man die Täter überführen und dann auch verurteilen kann. Aber es ist für uns alle eine bittere Stunde.“

In Kusel steht an diesem Tag das Leben einen Moment still. Mit 5600 Einwohnern ist der Ort im Nordpfälzer Bergland eine der kleinsten Kreisstädte Deutschlands. Vor der Polizeiinspektion mit den hellblauen Fensterläden verharren zu einer bundesweiten Schweigeminute am Morgen zahlreiche Menschen im Gedenken. Auf dem Bürgersteig brennen Kerzen und liegen Blumen. Im Hintergrund läuten Kirchenglocken zum Gedenken, Autofahrer stoppen ihre Fahrt.

„Die Tat hinterlässt in der Stadt eine offene Wunde“, sagt eine Passantin. „Eine Wunde, die nie heilen wird.“ Über allem stehe die Frage nach dem Warum. „Aber das kann keiner sagen.“ Vor der Halle, deren Namensgeber der in Kusel geborene Tenor Fritz Wunderlich ist, stehen zahlreiche Kolleginnen und Kollegen der Getöteten. Man grüßt und umarmt sich, tröstet die Angehörigen, deren Leid unermesslich ist. Es sind berührende Gesten. An diesem Tag der Trauer in Kusel stehen die Menschen zusammen.

So drückt es auch der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz aus. „Man arbeitet zusammen, man schützt sich zusammen, man trauert zusammen“, sagt der Sozialdemokrat und oberste Dienstherr der Polizei im Land. In Gesprächen nach dem Verbrechen habe er von angehenden Polizisten auch die Frage gehört, ob das eigentlich der richtige Beruf sei.

In der Fritz-Wunderlich-Halle sind die Zuschauerränge wie in einem Amphitheater halbrund nach vorne gewandt. Auf der Bühne steht an diesem Tag ein Tisch mit Blumen und Kerzen. Darüber zwei Rahmen für die Porträts der beiden Polizisten, dahinter hängt eine Rheinland-Pfalz- und eine Polizei-Fahne. Vor der Halle herrscht kein Rummel. Damit Raum ist für Trauer in Ruhe, war die Gedenkfeier streng intern. In absehbarer Zeit, sagt ein Polizeisprecher, werde es eine öffentliche Veranstaltung geben. Dann vielleicht gar als Staatsakt.

(zim/dpa)
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