Bundesweites Gedenken Trauerfeier, Schweigeminute und Glockengeläut für getötete Polizisten

Kusel · In vielen Städten ist am Freitag bundesweit der beiden jungen Polizisten gedacht worden, die im Einsatz erschossen wurden. Doch es geht nicht nur um Trauer, macht die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Dreyer klar.

 Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, spricht vor der Fritz-Wunderlich-Halle. 

Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, spricht vor der Fritz-Wunderlich-Halle. 

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Mit einer Schweigeminute und teils bei Glockengeläut haben viele Polizeibeamte und Bürger in Rheinland-Pfalz am Freitag der beiden in der Westpfalz erschossenen Polizisten gedacht. Zeitgleich mit dem Beginn einer internen Trauerfeier der Polizei im pfälzischen Kusel um 10.00 Uhr gab es auch bundesweit eine Schweigeminute. In Kusel, nicht weit vom Tatort entfernt, fand eine nicht-öffentliche Trauerfeier statt, an der auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Roger Lewentz (beide SPD) teilnahmen.

Dreyer verurteilte hämische Kommentare im Internet scharf, die nach den tödlichen Schüssen auf die zwei jungen Polizisten verbreitet wurden. „Wir erleben im Netz gerade widerwärtige Dinge, dass diese Tat von manchen bejubelt wird“, sagte sie in Kusel. Die Behörden würden weder Beleidigungen noch Drohungen dulden - und nicht nur löschen, sondern verfolgen und bestrafen.

Innenminister Lewentz sagte, in der Nacht auf Freitag habe es im Raum Idar-Oberstein (Landkreis Birkenfeld) bereits einen Zugriff gegeben. „Dort hatte eine Person im Netz aufgerufen, Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte auf Feldwege zu locken und dort zu beschießen“, sagte er. Man habe die Wohnung geöffnet und die Person überwältigt. Der Staat akzeptiere solche Aufrufe nicht. „Das Verfahren läuft“, sagte Lewentz.

Die zwei Polizisten - ein 29 Jahre alter Oberkommissar und seine 24 Jahre alte Kollegin, eine Polizeianwärterin - waren am frühen Montagmorgen nur wenige Kilometer von Kusel entfernt bei einer Verkehrskontrolle erschossen worden. Unter dringendem Tatverdacht stehen zwei 32 und 38 Jahre alte Männer, die noch am selben Tag festgenommen wurden und nun in Untersuchungshaft sitzen.

Die nicht-öffentliche Trauerfeier hatte am Freitag um 10.00 Uhr in der Fritz-Wunderlich-Halle in Kusel begonnen. Erwartet wurden etwa 200 Gäste, darunter Angehörige und Kolleginnen und Kollegen der Opfer. Auch vor der Polizeidirektion in Kusel gedachten zahlreiche Menschen der beiden Opfer. Vor dem Gebäude hing die Fahne auf Halbmast, Trauernde stellten Kerzen auf und legten Blumen nieder.

In Rheinland-Pfalz hatten alle Polizeipräsidien ihre Beamtinnen und Beamten zur Teilnahme an der Schweigeminute aufgerufen. In Mainz beteiligten sich die Mitglieder des Landtags-Untersuchungsausschusses zur Ahr-Flutkatastrophe an dem stillen Gedenken.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) nahm in Frankfurt an einer Gedenkminute der Bundespolizei am Hauptbahnhof teil. Faeser dankte den Polizistinnen und Polizisten, die „Tag für Tag unter Einsatz ihres Lebens“ für die Sicherheit der Gesellschaft einstünden.

Die Ermittler gehen davon aus, dass die beiden Verdächtigen mit den Morden Jagdwilderei verdecken wollten. Nach bisherigen Erkenntnissen hatten die Streifenbeamten bei der Kontrolle des Kastenwagens an einer Kreisstraße zahlreiche tote Wildtiere entdeckt.

Die beiden Mordopfer stammten ursprünglich aus dem Saarland. Die 24-jährige Polizeianwärterin stand kurz vor dem Abschluss ihres Polizeistudiums. Landesinnenminister Lewentz sagte der Deutschen Presse-Agentur, es sei ein Einsatz gewesen, der auch im Rahmen der Ausbildung nicht unüblich sei. Aufgrund der dramatischen Todesfolgen werde der Einsatz aber genau ausgewertet und bewertet werden, kündigte Lewentz an.

Auch der frühere rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (72) beobachtet eine zunehmende Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft. „Eine solche Rohheit hat auch etwas damit zu tun, dass wir insgesamt schrittweise Übergriffe hingenommen haben“, sagte Beck der Deutschen Presse-Agentur. Insbesondere durch das Internet und durch bestimmte Videospiele habe sich Brutalität - auch wenn sie dort nicht real sei - in die Gesellschaft geschlichen und bei vielen Menschen die Hemmschwelle zur Gewalt gesenkt.

(zim/dpa)
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