Betreiber räumt "Sicherheitsmängel" ein Transrapid-Katastrophe: Funk-Auswertung soll Klarheit bringen

Berlin (rpo). Nach dem schweren Transrapid-Unfall im Emsland erhoffen sich die Ermittler Klarheit von der Auswertung des Funkverkehrs. Noch ist nicht klar, was genau das Unglück auslöste. Der Betreiber hat inzwischen eingeräumt, dass es auf der Versuchsstrecke erhebliche Sicherheitsmängel gegeben habe.

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Foto: ddp

Die Ursache des Unglücks ist vermutlich menschliches Versagen. Die Ermittler haben die Leitstelle der Teststrecke im Visier: Wie der Sprecher der Osnabrücker Staatsanwaltschaft, Alexander Retemeyer, am Wochenende sagte, war für die beiden Fahrdienstleiter eindeutig erkennbar, dass sich der Werkstattwagen auf der Strecke befand und den Transrapid behindern würde. Die zwei hätten noch nicht vernommen werden können, weil sie unter Schock stünden. In Berlin sprachen Vertreter aus Politik und Industrie unterdessen über die Zukunft der Magnetschwebebahn.

Retemeyer sagte mit Blick auf die ersten Ermittlungsergebnisse: "Nach menschlichem Ermessen war klar, wo dieses Sonderfahrzeug auf der Strecke stand." Der Staatsanwalt verwies darauf, dass in einem Buch in der Leitstelle alle Fahrzeugbewegungen eingetragen werden müssten, was auch geschehen sei. Schließlich war nach den Worten des Staatsanwalts in dem Buch nicht vermerkt, dass das Sonderfahrzeug den Auftrag erhielt, die Strecke zu verlassen, was eigentlich hätte der Fall sein müssen, wenn dieser Befehl erteilt worden wäre.

Laut Retemeyer konzentrieren sich die Ermittlungen auf Grund der jüngsten Erkenntnisse auf die beiden Mitarbeiter in der Transrapid-Leitstelle. Auf der Vernehmungsliste stünden ferner die beiden Insassen des Inspektionsfahrzeugs sowie ein Bordtechniker, der sich im hinteren Teil des Transrapids befunden und deshalb überlebt habe. Darüber hinaus werde der Funkverkehr zwischen Leitstelle und den Fahrzeugen ausgewertet. Erst dann wisse man mit Sicherheit, ob die Leitstelle die Transrapid-Fahrt freigegeben habe.

Unklar sei auch, warum im Transrapid der rote Notstopp-Knopf so spät gedrückt worden sei. Er sei erst betätigt worden, als der Zug schon 100 bis 30 Meter an den Servicewagen herangekommen sei - zu spät für eine erfolgreiche Notbremsung, sagte Retemeyer.

Bei dem Unglück am Freitag war der Transrapid kurz nach seinem Start in den Werkstattwagen gerast, was den Tod von 23 Menschen zur Folge hatte. Zehn Menschen wurden verletzt. Am Sonntag schwebte keiner der Verletzten mehr in Lebensgefahr. Alle Todesopfer sind inzwischen identifiziert. Die Aufräumarbeiten, die noch Tage dauern werden, wurden fortgesetzt.

Die Angehörigen konnten am Samstagabend bei einem kleinen Gottesdienst Abschied nehmen. Eine offizielle Trauerfeier ist für Mittwoch in Lathen geplant.

Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee, der bayerische Verkehrsminister Erwin Huber sowie Vertreter der Transrapid-Betreibergesellschaft sprachen in Berlin über mögliche Sicherheits-Lücken. Huber sagte anschließend, das Sicherheitskonzept für eine mögliche Transrapidstrecke in München solle im Vergleich zur Teststrecke in Lathen "erweitert werden und technisch ausgereifter sein".

(afp)
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