Tausende nehmen Abschied Todesschüsse in Neukölln: "So ein sinnloser Tod"

Berlin · Nach den Todesschüssen in Berlin-Neukölln ist das Opfer Burak B. (22) anm Freitag beigesetzt worden. Vom Täter fehlt noch immer jede Spur.

Es sind bewegende Szenen an der Sehitlik-Moschee in Neukölln. Fassungslos starren die Trauernden auf den Sarg von Burak B. Gelbe und blaue Blumen schmücken ihn. "Wir haben zusammen gelernt, gefeiert und gelacht" steht auf einer Trauerschleife. Wut und Entsetzen begleiten am Freitag die Beisetzung des 22-Jährigen, der vor einer Woche auf offener Straße erschossen worden ist. 2.000 Trauernde sind nach Polizeiangaben zu der Beerdigung gekommen.

"Verantwortung heißt, dass sich solche Schmerzen nicht wiederholen", ruft der türkische Botschaftsrat für religiöse Angelegenheiten, Ali Dere, den Trauergästen von der Treppe der Moschee zu. Der Todesschütze müsse gefunden und für seine Tat zur Rechenschaft gezogen werden. Einige in der Menschenmenge nicken.
Andere senken ihren Kopf zu Boden.

Der 22-jährige Burak B. war in der Nacht zum 5. April von einem Unbekannten nahe dem Krankenhaus Neukölln getötet worden. Der Schütze hatte auf eine Gruppe junger Männer geschossen. Zwei 16 und 17 Jahre alte Jugendliche wurden schwer verletzt. Zwar liegen nach Polizeiangaben 41 Hinweise vor, aber von dem Täter fehlt trotzdem nach wie vor jede Spur.

Deshalb bat die Staatsanwaltschaft Berlin am Freitag die Bevölkerung um Mithilfe. Für Hinweise, die zur Aufklärung der Straftat und zur Festnahme des Täters führen, sei eine Belohnung in Höhe von bis zu 15.000 Euro ausgesetzt worden, teilten die Ermittler mit.

Trauergäste tragen rote Basecaps

Derweil lässt die kaltblütige Tat des Todesschützen viele Berliner nicht los. Während der Trauerfeier hält eine Frau vor der Moschee ein Plakat in die Luft. "Rassismus ist ein Verbrechen" steht darauf. Viele Trauernde sehen in der Herkunft des jungen Opfers ein Motiv für die Tat. Er stammt aus einer türkischen Zuwandererfamilie.
Ein Polizeisprecher sagt dazu: "Das sind alles Gerüchte."

"So ein sinnloser Tod", seufzt eine ältere Frau. Sie trägt ein Bild des Getöteten an ihrer Jacke. Andere sind zur Beerdigung mit einem roten Baseballcap erschienen. Das sei das Markenzeichen ihres getöteten Freundes gewesen, erzählen sie. Solche Mützen haben seine Freunde bereits am Donnerstagabend getragen, als sie sich spontan über Facebook zum Gedenken an dem Tatort am Neuköllner Klinikum versammelt hatten. Rund 400 Menschen legten dort Blumen und Kränze nieder.

Bereits vor einem Monat war an der Sehitlik-Moschee ein anderer Jugendlicher beigesetzt worden. Ein 18 Jahre alter Deutsch-Libanese war bei einer Rangelei in Neukölln erstochen worden. Der 34-jährige Angreifer soll nach Einschätzung der Ermittler aus Notwehr gehandelt haben. Bereits damals erschienen tausende Trauergäste - genauso wie bei Burak B. Wieder beten sie für einen jungen Mann. Dann wird der Sarg des 22-Jährigen auf dem islamischen Friedhof in die Erde gelassen.

(APD)
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