„In 20 Jahren noch nicht gesehen“ THW-Vizepräsidentin beklagt Angriffe auf Einsatzkräfte in Hochwassergebieten

Berlin/Düsseldorf · Sie waren in die Hochwassergebiete gekommen um zu helfen, doch immer wieder sind Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks, kurz THW, offenbar bei ihrer Arbeit angegriffen oder behindert worden. Das beklagt die Vizepräsidentin des THW. Der Polizei sind keine solchen Fälle bekannt.

 Mitglieder des Technischen Hilfswerks (THW) am Samstag in Bad Münstereifel.

Mitglieder des Technischen Hilfswerks (THW) am Samstag in Bad Münstereifel.

Foto: dpa/Thomas Banneyer

Die Lage für die Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) im Hochwassergebiet spitzt sich nach den Worten von Vizepräsidentin Sabine Lackner weiter zu. Sie habe erlebt, dass „einige Menschen mit Sprinter vorgefahren sind und auch Falschinformationen in der Bevölkerung vor Ort streuen“, sagte sie der Onlineausgabe der „Zeit“ [kostenpflichtiger Inhalt] über die Einsätze am Samstag.

Schon zuvor waren Fälle bekannt geworden, in denen THW-Helferinnen und Helfer in den Überschwemmungsgebieten angegriffen und beleidigt wurden. Das hatte Lackner am Samstag im RTL/ntv-„Frühstart“ gesagt. „Wenn sie mit Einsatzfahrzeugen unterwegs sind, werden sie mit Müll beschmissen“, fügte sie hinzu. Hinter den Angriffen seien vor allem Querdenker oder Menschen aus der Prepper-Szene, die sich als Betroffene der Flutkatastrophe ausgäben, sowie einige frustrierte Flutopfer.

 Sabine Lackner (Archiv).

Sabine Lackner (Archiv).

Foto: THW

„Das sind Vorfälle, die ich in meiner Zeit beim Technischen Hilfswerk in 20 Jahren noch nicht erlebt habe“, sagte Lackner gegenüber „Zeit Online“. Die Mitarbeiter seien auch fotografiert worden, „was unsere Freiwilligen und wir bei unserer Arbeit natürlich bedrohlich finden“. Die Angreifer agierten zudem teilweise mit gefälschten Journalistenausweisen.

Die Polizei Koblenz zeigte sich bestürzt über die Berichte Lackners. „Sollte die Polizei von einem solchen Vorfall Kenntnis erhalten, werden wir sofort und mit aller Entschiedenheit dagegen vorgehen“, schrieb sie am Samstag auf Twitter. Derzeit könne die Polizei in Koblenz die Schilderungen aber „in keiner Weise“ bestätigen. „Wir selbst haben erst aus den Medien von diesem angeblichen Vorfall erfahren und dies sofort beim THW und unseren Polizeikräften überprüft“, so die Polizei.

Auch der Polizei in Nordrhein-Westfalen sei kein Vorfall in diese Richtung bekannt, sagte ein Sprecher der Landesleitstelle am Samstag. „Uns liegen dazu keine Informationen vor.“

Lackner sagte bei RTL weiter, wegen der Vorfälle seien noch keine Einsätze abgebrochen worden, doch die Situation sei für die ehrenamtlichen Helfer psychisch belastend. „Ich bin unseren Einsatzkräften unendlich dankbar, dass sie recht unerschrocken weitermachen“, so Lackner. Die THW-Vizepräsidentin schloss sich gegenüber „Zeit Online“ zudem dem Aufruf von Polizei und Krisenstab an die Bevölkerung an, zunächst nicht mehr zu freiwilligen Hilfseinsätzen ins Katastrophengebiet zu reisen. Es seien bereits tausende Helfer vor Ort, „und schon allein das muss koordiniert werden“, sagte Lackner. „Wenn mehr Menschen in die Katastrophengebiete reisen, dann wird die Lage für uns unübersichtlich.“

(hebu/AFP/dpa)
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