Terrorgefahr in Chemnitz Weiterer SEK-Einsatz mit Zugriff im Yorckgebiet

Chemnitz · In Chemnitz hat es nach dem Fund von hochgefährlichem Sprengstoff in der Stadt einen weiteren Polizeieinsatz gegeben. Es hat einen Zugriff durch ein Sondereinsatzkommando gegeben.

Chemnitz: Polizei-Einsatz wegen Spengstoffanschlag
18 Bilder

Fall Dschaber al Bakr: Großeinsatz in Chemnitz

18 Bilder
Foto: AFP/ LKA Sachsen

Das teilte die Polizei am Sonntag im Kurzbotschaftendienst Twitter mit. Demnach lagen Hinweise auf bestehende Kontakten zu dem Tatverdächtigen vor.

Auf der Suche nach Jaber Albakr befragt die Polizei aktuell den bei dem Zugriff in gewahrsam genommenen Mann. Der Zugriff fand in einer Wohnung im Chemnitzer Yorckgebiet statt, wie die Polizei mitteilte. Zur Nationalität machte sie keine Angaben. Der Mann habe in irgendeiner Weise Kontakt zu der Wohnung im Fritz-Heckert-Gebiet oder dem gesuchten 22-jährigen Syrer gehabt. Die Wohnung seiner Familie war eine von mehreren Kontaktadressen des gesuchten Albakr, die derzeit überprüft werden. Das SEK hatte auch hier die Tür aufgesprengt. Ein Sprecher des Landeskriminalamtes begründete die direkte Vorgehensweise damit, dass Sprengstoff im Spiel sei. "Wir können es uns nicht leisten, hier zu taktieren."

Die Polizei geht derweil von einer engen Verbindung des gesuchten Jaber Albakr zur Terrormiliz Islamischer Staat aus. Es gebe Hinweise, dass der 22-jährige Terrorverdächtige von IS-Terroristen ausgebildet wurde, berichtete die "Bild"-Zeitung (Montag) unter Verweis auf Ermittler. Darauf weise die Art des gefundenen Sprengstoffs hin, bei dem es sich um TATP (Azetonperoxid) handele. Bereits zuvor war bekannt gewesen, dass der Mann Kontakte zum Terrornetzwerk hat.

Die Behörden äußern sich derzeit offiziell weder zur Zusammensetzung des Sprengstoffs noch zu Hintergründen, möglichen Anschlagszielen oder der Motivation des Verdächtigen. Dies geschehe aus taktischen Gründen, erläuterte eine Sprecherin des Landeskriminalamtes (LKA) Sachsen. Laut "Bild"-Zeitung befand sich ein Kilogramm Sprengstoff in der Wohnung, das LKA spricht offiziell von mehreren hundert Gramm.

"Schon 200 Gramm TATP haben eine verheerende Wirkung. Wer weiß, wie man sie richtig einsetzt, kann damit eine Halle sprengen", zitiert die "Bild-Zeitung" einen Sprengstoffexperten. Die meisten zur Herstellung nötigen Stoffe seien frei erhältlich, die Herstellung gelte aber als sehr komplex.

LKA reagiert auf Kritik

Zudem hat das Landeskriminalamt Sachsen (LKA) das Vorgehen der Polizei beim Anti-Terror-Einsatz am Samstag in Chemnitz verteidigt. Während der Vorbereitungen bemerkten die Beamten eine Person im Haus, sagte Sprecher Tom Bernhardt. Der Gesuchte habe sich schnell bewegt und sei trotz eines Warnschusses aus dem Sichtfeld weggelaufen. "Es war unklar, ob der Mann Sprengstoff und einen Zünder bei sich hat." Das bis dahin noch nicht evakuierte Haus hätte auch in die Luft fliegen können. "In so einer Situation können wir nicht ins Risiko gehen." Zudem gingen die Einsatzkräfte davon aus, dass der Mann wieder ins Haus hinein gegangen ist. Für Außenstehende mag das als Panne gelten, sagte Bernhardt. Wie er entkommen ist, sei unklar.

Bundesanwaltschaft übernimmt

Nach dem Bombenfund zieht nun die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe die Ermittlungen an sich. "Die Gesamtschau der Ermittlungen, insbesondere die Menge des gefundenen Sprengstoffs deuten darauf hin, dass die Person vor hatte, einen islamistisch motivierten Anschlag durchzuführen", sagte die Sprecherin zur Begründung dem SWR. Deswegen habe der Generalbundesanwalt die Ermittlungen wegen des Verdachts einer schweren, staatsgefährdenden Gewalttat (Paragraf 89a Strafgesetzbuch) aufgrund der besonderen Bedeutung des Falls übernommen.

(felt/AFP/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort