Terminstau bis 2022 Warum es bei den Fahrprüfungen derzeit zu langen Wartezeiten kommt

Berlin · Der Weg zur praktischen Fahrprüfung ist für Anfänger nicht selten mit hohen Kosten und Stress gepflastert. Einige von ihnen müssen derzeit auch noch ungewöhnlich lange auf ihre Prüfungstermine warten.

Fahrlehrer Peter Hörnle (r) aus Ochsenhausen sitzt in seinem Fahrschulwagen neben seinem Schüler Simon Nitschke und ist im Außenspiegel zu sehen.

Fahrlehrer Peter Hörnle (r) aus Ochsenhausen sitzt in seinem Fahrschulwagen neben seinem Schüler Simon Nitschke und ist im Außenspiegel zu sehen.

Foto: dpa/Felix Kästle

Fahranfänger, die ihre praktische Führerscheinprüfung ablegen wollen, müssen derzeit mit ungewöhnlich langen Wartezeiten für einen Termin rechnen. Durchschnittlich müsse von einer Wartezeit zwischen drei und fünf Wochen ausgegangen werden, sagte der Geschäftsführer des Tüv-Verbands, Joachim Bühler. Er führt die Verzögerungen vor allem auf die Einschränkungen in der Corona-Pandemie zurück. Je nach Region könnten kürzere oder längere Wartezeiten auftreten. „Läuft der Prüfungsbetrieb wie im Moment weiter, rechnen wir damit, dass wir die hohe Nachfrage nach Fahrerlaubnisprüfungen je nach Region im Zeitraum vom vierten Quartal 2021 bis zum Ende des ersten Quartals 2022 abgearbeitet haben.“

Nach Angaben Bühlers brachten die Einschränkungen in der Corona-Pandemie den Ausbildungs- und Prüfungsbetrieb zeitweise zum Erliegen. Gleichzeitig seien der Theorieunterricht und die theoretischen Prüfungen in den meisten Ländern weitergelaufen. „Das Ergebnis: Nach Ende der Lockdowns ist die Nachfrage nach Terminen für die praktische Prüfung in die Höhe geschossen. Das gab es in der Form noch nie“, sagte Bühler. Hinzu kam demnach, dass Prüfer an Corona erkrankten oder in Quarantäne gehen mussten. „Auch bei Bewerbern und Fahrlehrern kam es vermehrt zu krankheitsbedingten Terminabsagen.“

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Die Verzögerungen im Prüfbetrieb bekommen Anfänger wohl auch finanziell zu spüren. „Wegen der Wartezeiten nehmen die Fahrschüler vor der Prüfung noch mal Stunden, um nicht aus der Übung zu kommen“, sagte Fahrlehrer Peter Hörnle aus Ochsenhausen in Baden-Württemberg. Zwei bis vier Stunden seien das durchschnittlich. Dadurch werde der Führerschein teurer. „Es braucht mehr Prüfer oder der Tüv muss sein Monopol bei den Fahrprüfungen verlieren“, forderte der 57-Jährige.

Müssen die Prüflinge also die Terminvergabe-Probleme des Tüv ausbaden? „So grundsätzlich kann man das nicht sagen“, erklärte der Vorsitzende der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände, Jürgen Kopp. „Natürlich fallen unter Umständen mehr Fahrstunden an, wenn man sich auf die erwartete Prüfungszuteilung nicht vollumfänglich verlassen kann. Das hat sicher zu erheblichen Anpassungsproblemen geführt. Andererseits können auch die Fahrschulen nicht immer die Wünsche der Schüler erfüllen, weil die Auslastung der Ausbildungskapazität an Grenzen stößt.“

Um das Problem in den Griff zu bekommen, setzt der Tüv gemeinsam mit den Fahrlehrerverbänden auf Maßnahmen, die vor allem das Personal betreffen. „Die Fahrprüfer leisten Mehrarbeit und verschieben in Absprache mit dem Betriebsrat ihren Urlaub. Soweit möglich, werden amtlich anerkannte Sachverständige aus anderen Arbeitsgebieten ausgeliehen, zum Beispiel aus der Hauptuntersuchung von Fahrzeugen“, so Bühler. Einige Prüfer würden sogar aus dem Ruhestand zurückgeholt.

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Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Für die Verärgerung einiger Prüflinge über die langen Wartezeiten hat Bühler Verständnis, wie er sagt. Die Monopol-Stellung des Tüv sieht er aber nicht als Ursache des Problems: „Wenn die Alleinbeauftragung fällt, gibt es nicht automatisch mehr Prüfkapazitäten. Auch dort, wo es eine freie Wahl der Prüforganisation gibt, gab es Verzögerungen. Das zeigt, dass wir uns mit den konkreten Herausforderungen und nicht mit Systemfragen beschäftigen sollten.“

(zim/dpa)
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