Abstände zu klein Ex-Betriebsleiter warnt vor Staus im Hauptstadtflughafen BER

Berlin · Vor 13 Jahren gab es am BER den ersten Spatenstich - heute gibt es in Berlin fast doppelt so viele Fluggäste wie damals. Eine Befragung legt nahe, dass das die Eröffnung zur Zitterpartie machen könnte.

 Berlin: Zahlreiche Flugreisende warten an den Check-in-Schaltern des Flughafen Tegels.

Berlin: Zahlreiche Flugreisende warten an den Check-in-Schaltern des Flughafen Tegels.

Foto: dpa/Jörg Carstensen

Beim geplanten Start des neuen Hauptstadtflughafens BER im Oktober 2020 könnte es aus Sicht des früheren Berliner Flughafenmanagers Elmar Kleinert eng werden. Der Abstand zwischen Sicherheitskontrolle und Check-in-Schaltern in der Haupthalle des Terminals 1 sei zu klein, warnte Kleinert am Freitag im BER-Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses. Dies sei der große Flaschenhals. „Wenn ein kleiner Stau da ist, sind die ersten Check-in-Schalter nicht mehr erreichbar.“

Kleinert geht außerdem davon aus, dass das Terminal des bisherigen Schönefelder Flughafens nicht wie geplant noch fünf Jahre offen bleiben muss, sondern bis zu zehn Jahre. Das Terminal 1 werde erst nach zwei, drei Jahren mehr als 24 Millionen Fluggäste schaffen.

Der heutige Bremer Flughafenchef Kleinert war bis zum Juni 2018 Betriebsleiter der bestehenden Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld und entwickelte auch das Pflichtenheft für den BER mit. Für mehr Platz am neuen Flughafen baut das Unternehmen dort inzwischen ein Terminal 2.

Wenn dieses nicht rechtzeitig fertig werde, müsse der BER ohne Reservekapazität in Betrieb gehen, sagte Kleinert. „Das wird kniffelig.“ Der Flughafen München habe seinerzeit 50 Prozent Reserve gehabt. Die Berlin-Brandenburger Flughafengesellschaft rechnet jedoch mit einer pünktlichen Fertigstellung von Terminal 2.

Auch die beiden Start- und Landebahnen seien eigentlich zu wenig, weil es etwa keine Ausweichmöglichkeit bei Havarien geben. „Auf Dauer wird es mit zwei Bahnen schwierig“, sagte Kleinert. Der Flughafen hätte beispielsweise den früheren Militärflugplatz Finow nordöstlich kaufen können, um dort eine dritte Bahn für Billigflieger anzulegen.

Eine Variante sieht Kleinert auch darin, den Flughafen Tegel für etwa zehn Millionen Passagiere im Jahr in Betrieb zu lassen. Beim Volksentscheid zur Offenhaltung Tegels hatte der Senat argumentiert, dabei fielen Sanierungskosten von gut einer Milliarde Euro an. Kleinert sagte, diese Zahl sei ihm von den Technikkollegen der Flughafengesellschaft nie so bestätigt worden.

Kritisch äußerte sich Kleinert zum früheren Flughafenchef Hartmut Mehdorn (2013 bis 2015). „Herr Mehdorn hat sich mit großer Flughöhe dem Thema Ausbau BER gewidmet, weniger der Fertigstellung des Flughafens.“ Mehdorn hatte Kleinert 2013 vom Flughafen Paderborn-Lippstadt nach Berlin zurückgeholt. Der Ostwestfale war zuvor schon von 2002 bis 2009 Betriebsleiter in Tegel gewesen.

Mehdorns Nachfolger Karsten Mühlenfeld (2015 bis 2017) hat das Thema Fertigstellung nach Kleinerts Worten wirklich vorangetrieben. Der heutige Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup steige nicht so tief in die Thematik ein, weil er kein Techniker sei. Der frühere Staatssekretär nehme die Aufgabe viel politischer wahr.

(anst/dpa)
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