20 Jahre Rostock-Lichtenhagen Tausende erinnern an Ausschreitungen

Rostock · Mit zahlreichen Veranstaltungen wird in Rostock an die ausländerfeindlichen Krawalle im Stadtteil Lichtenhagen 1992 erinnert. Am Mittag wurde eine Gedenktafel am Rathaus der Hansestadt angebracht - der Text ist allerdings umstritten.

Rostock- eine Stadt gedenkt der Opfer des Fremdenhasses
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Die Initiatoren einer Kundgebung brachten auch eine Gedenktafel am Rathaus an. Bis zum Abend sind weitere Aktionen geplant: Am frühen Nachmittag formierte sich ein Demonstrationszug nach Lichtenhagen, zu dem mehrere tausend Teilnehmer erwartet wurden.

1992 war es in der Rostocker Plattenbau-Vorstadt, wo Asylbewerber untergebracht waren, zu den schlimmsten fremdenfeindlichen Ausschreitungen der deutschen Nachkriegsgeschichte gekommen. Als nach mehrtägiger Randale mit Steinwürfen und Brandsätzen ein Teil des sogenannten Sonnenblumenhauses brannte, konnten sich rund 150 Menschen im Gebäude erst in letzter Minute retten. Die Bilder gingen um die Welt.

Mehrere Redner kritisierten auf der Kundgebung, dass Flüchtlinge in Deutschland immer noch in Heimen und Lagern isoliert würden. Diese Diskriminierung müsse beendet werden. Die Integration könne besser gelingen, wenn Deutsche und Ausländer zusammenlebten.

Auf der Gedenktafel am Rostocker Rathaus wird zugleich der Millionen Juden, Sinti und Roma gedacht, die dem Völkermord der Nationalsozialisten zum Opfer fielen. Das deutsche Volk habe die historische Verpflichtung, zu verhindern, dass sich Gewalt und Menschenverachtung je wiederholen, heißt es dort. Die Rostocker Bürgerschaft will sich in Kürze mit dem weiteren Umgang mit der Tafel beschäftigen, die umstritten ist, weil der Text nach Ansicht von Kritikern eine direkte Linie zwischen Auschwitz und Lichtenhagen zieht.

Ein Großaufgebot an Polizei sichert die seit Freitag laufenden Veranstaltungen zum Gedenken an die ausländerfeindlichen Krawalle ab. Zur zentralen Gedenkveranstaltung am Sonntag wird auch der in Rostock geborene Bundespräsident Joachim Gauck in Lichtenhagen erwartet.

(dpa)
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