Auch Witwe Tatjana muss aussagen Tod von Schönheitschirurg Franz Gsell vor Gericht

Nürnberg · Nach mehreren Pannen bei den Ermittlungen könnte der Tod des Nürnberger Schönheitschirurgen Franz Gsell nach elf Jahren endlich aufgeklärt werden. Seit Dienstag wird der Fall vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth verhandelt.

 Die Angeklagten beim Prozessauftakt am Dienstag.

Die Angeklagten beim Prozessauftakt am Dienstag.

Foto: dpa, ebe htf

Zwei Männer müssen sich wegen schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge verantworten. Sie sollen den Promi-Arzt im Jahr 2003 überfallen und dabei so schwer verletzt haben, dass der Mediziner später an Multiorganversagen starb. Die 38 und 45 Jahre alten Angeklagten äußerten sich zu Prozessbeginn nicht zu den Vorwürfen. Doch es gibt DNA-Spuren und eine Zeugenaussage, die sie schwer belasten. Im neuen Prozess soll auch Gsells Witwe als Zeugin vernommen werden.

Laut Anklage brachen die Männer am 5. Januar 2003 maskiert und mit einem Beil bewaffnet in das Wohnhaus von Gsell ein. Dann forderten sie Geld und schlugen den 76 Jahre alten Chirurgen mehrmals ins Gesicht und auf den Oberkörper. Gefesselt und verletzt ließen sie den gebrechlichen Mediziner zurück und flohen mit mindestens 5000 Euro sowie wertvollem Schmuck. Der Mediziner starb zwei Monate später an seinen schweren Verletzungen.

Die Aufarbeitung des Verbrechens war bisher von Pannen begleitet. Im vergangenen Jahr platzte ein Prozess schon vor Beginn, weil einer der Angeklagten nicht zum Verfahren geladen werden konnte. Ein Jahr zuvor mussten die Männer aus der Untersuchungshaft entlassen werden, weil das Verfahren zu lange gedauert hatte. Sie setzten sich ins Ausland ab. Dass der Prozess gegen beide Angeklagten nun zustande kam, war auch für das Gericht eine Überraschung. Denn nur einer der Männer saß in Untersuchungshaft. Der andere erschien überraschenderweise freiwillig zum Prozessbeginn.

Anfangs waren die Ermittler davon ausgegangen, dass der Überfall mit einem versuchten Versicherungsbetrug in Zusammenhang stand. Eine Autoschieberbande sollte die teure Limousine von Gsell ins Ausland bringen und er die Versicherungssumme kassieren. Bei der Übergabe des Autos sei es dann zu einem handfesten Streit gekommen. Den Autoschiebern konnte jedoch nie nachgewiesen werden, etwas mit dem Tod Gsells zu tun gehabt zu haben.

Tatjana Gsell wirbt für die "Venus"
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Erst 2010 kam erneut Bewegung in den Fall. Anhand eines DNA-Treffers wurde einer der nun Angeklagten ermittelt. Danach meldete sich ein Zeuge, der die Ermittler auf die Spur des zweiten Mannes brachte. Nun geht die Polizei davon aus, dass der Versicherungsbetrug und der Überfall nichts miteinander zu tun hatten und rein zufällig kurz hintereinander stattfanden. Bisher sind Termine bis in den November hinein geplant.

(dpa)
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