Gegner fordern Stopp der Abrissarbeiten Stuttgart 21: Mappus kündigt Runden Tisch an

Stuttgart (RPO). Die wachsenden Proteste gegen das umstrittene Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 zeigen erneut Wirkung: Nach Bahnchef Rüdiger Grube hat nun auch Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) einen Runden Tisch angeboten. Das Gespräch solle in der ersten Septemberhälfte stattfinden, kündigte Mappus am Montag in Stuttgart an. Die Projektgegner fordern zuvor die Zusage des Landeschefs, die Abrissarbeiten sofort zu stoppen.

Stuttgart21-Gegner bilden Menschenkette
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Mappus und der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, Winfried Kretschmann, wollen Gegner und Befürworter des Projekts zu dem Treffen einladen. Dieses solle offen und ohne Vorbedingungen die Chancen weiterer Gespräche und öffentlicher Experten- und Diskussionsforen ausloten, sagte Mappus. Es komme darauf an, dass ein Dialog entstehe, bei dem beide Seiten ernsthaft und konkret an der Sache und den Fakten orientiert miteinander reden, betonte er.

Sofortiger Abrissstop gefordert

Die Projekt-Gegner begrüßten das Angebot, forderten aber zugleich einen sofortigen Abrissstopp. "Wir sind für Gespräche offen, wenn die Abrissarbeiten gestoppt werden", sagte der Sprecher der Initiative Parkschützer, Matthias von Herrmann, auf dapd-Anfrage. Ansonsten hätten Gespräche keinen Sinn.

Unterdessen gingen die Proteste weiter. Zehn Aktivisten überwanden gegen 04.30 Uhr den Bauzaun vor dem Nordflügel, wie ein Polizeisprecher sagte. Drei von ihnen kletterten dann auf den vor dem Gebäude stehenden Abrissbagger, ketteten sich an und hielten diesen bis kurz vor 10 Uhr besetzt. Mit einer Hebebühne wurden sie von einem Spezialeinsatzkommando heruntergeholt und vorläufig in Gewahrsam genommen. Die sieben anderen Aktivisten, die bereits am frühen Morgen in Gewahrsam genommen wurden, wurden freigelassen. Sie müssen mit Anzeigen wegen Hausfriedensbruch rechnen.

Hermann begrüßt Gesprächsangebot

In der Diskussion über Stuttgart 21 hatte sich Bahnchef Rüdiger Grube am Wochenende überraschend zu Gesprächen mit den Gegnern des Vorhabens noch im September bereiterklärt. Vorbedingungen lehnte er aber ab.

Trotz der Gesprächsangebote reißt die Kritik nicht ab: Erneut forderte der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, Winfried Hermann (Grüne), von der Bundesregierung, das Projekt zu stoppen. Bis heute seien nicht einmal alle Bauabschnitte per Planfeststellung legitimiert, sagte Hermann im Deutschlandfunk. Der Grünen-Politiker begrüßte zwar den von Grube vorgeschlagenen Runden Tisch. Er forderte jedoch zugleich, dass ein solches Gespräch mehr sein müsse als eine "Plauderrunde".

Die Projekt-Gegner wollen ihre Proteste in dieser Woche fortsetzen. Neben der wöchentlichen Montagsdemonstration wollen sie am Mittwoch vor dem Amtssitz des Ministerpräsidenten unter dem Motto "Mappus, stopp Stuttgart 21" demonstrieren.

Die Bahn will den Stuttgarter Bahnhof, der bisher ein Kopfbahnhof ist, unter die Erde verlegen und so zu einem Durchgangsbahnhof machen. Außerdem soll eine neue Trasse zum Flughafen und nach Ulm entstehen. Die Projektgegner kritisieren unter anderem, dass die Kosten für das Gesamtvorhaben statt der geplanten sieben Milliarden Euro auf bis zu elf Milliarden Euro steigen werden.

(apd)
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