161 km/h im Bayerischen Wald „Sabine“ kommt im Süden Deutschlands an „Kyrill“ heran
München · Orkan „Sabine“ hat in tiefen Lagen im Süden Deutschlands rekordverdächtige Windgeschwindigkeiten erreicht. Der Sturm komme zumindest in Bayern ziemlich nahe an den Sturm „Kyrill“ heran, sagt ein Experte.
Bei Fürstenzell im niederbayerischen Landkreis Passau wurden nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) 154 Stundenkilometer gemessen. „Das ist in solchen Tieflagen eine absolute Spitze“, sagte der Meteorologe vom Dienst, Martin Schwienbacher, am Montag. Über den Großen Arber, mit 1455 Metern höchster Berg des Bayerischen Waldes, fegte der Orkan mit bis zu 161 Stundenkilometern. Auf Deutschlands höchstem Berg, der 2962 Meter hohen Zugspitze, registrierte die dortige Messstation 158 Stundenkilometer.
Allerdings ist „Sabine“ noch nicht durch: „Es kommt am Mittag im Süden Bayerns noch zu Windspitzen mit Orkanstärke“, sagte Schwienbacher. Das bedeutet Windstärken ab 120 Stundenkilometern.
Wegen des schweren Wintersturms stellte die Deutsche Bahn am Montag den gesamten Verkehr in Bayern ein. Die Wetterlage lasse Zugfahrten bis auf Weiteres nicht zu, teilte das Unternehmen mit. Bereits seit Sonntag ist bundesweit der gesamte Fernverkehr der Bahn gestoppt. Tief "Sabine" zieht derzeit mit Sturm- und Orkanböen über Deutschland, es gab Verletzte und Schäden.
Am Münchner Flughafen wurden nach Betreiberangaben am Montag von den Airlines mehr als 400 Flüge gestrichen. "Sabine" zieht seit Sonntag in Nord-Süd-Richtung über Deutschland. Während sich die Lage im Norden bereits wieder entspannt, tritt der Sturm den Süden am Montag mit voller Wucht. Für Baden-Württemberg und Bayern gelten praktisch flächendeckend amtliche Unwetterwarnungen.
Bundesweit waren Feuerwehren und Polizei wegen des Sturms seit Sonntag im Dauereinsatz, es gab unzählige Einsätze wegen umgestürzter Bäume und umherfliegender Gegenstände. Viele Straßen waren zeitweise blockiert, darunter auch Autobahnen und Bundesstraßen. In den allermeisten Fällen blieb es aber bei Sachschäden, gravierende Zwischenfälle blieben zumeist aus. Es gab aber auch mehrere Verletzte.
In Saarbrücken wurde eine Frau lebensgefährlich verletzt, als ein Baum auf einem Klinikparkplatz auf sie fiel. Eine zweite Frau wurde dabei nach Angaben der Polizei ebenfalls verletzt. Zu einem spektakuläreren Sturmschaden kam es in Frankfurt am Main, wo der Ausleger eines Baukrans in das Dach des Frankfurter Doms stürzte und dort steckenblieb.
Nach Angaben des Deutschen Wetterdienst erreichten die Windgeschwindigkeiten auf exponierten Berggipfeln am Montag teils rund 170 Stundenkilometer, so auf dem Brocken im Harz und auf dem Feldberg im Schwarzwald. In tieferen Lagen unterhalb von 800 Metern wurden ebenfalls deutlich über hundert Stundenkilometer erreicht - Spitzenreiter waren das rheinland-pfälzische Dörrmoschel-Felsbergerhof mit 134 Stundenkilometern und das bayrische Stötten mit Tempo 129.