Schweiz Sterbehilfe im Auto — Vorwürfe gegen Dignitas

Düsseldorf (RP). Die umstrittene Schweizer Sterbehilfe-Organisation Dignitas soll zwei Männern auf einem Parkplatz zum Suizid verholfen haben. "Pietätlos", sagen Kritiker.

 20 bis 25 Prozent aller Medikamente müssen nachgebessert werden, weil unbekannte Nebenwirkungen auftreten.

20 bis 25 Prozent aller Medikamente müssen nachgebessert werden, weil unbekannte Nebenwirkungen auftreten.

Foto: ddp, ddp

Auf einem Waldparkplatz in der Nähe von Zürich starben in der vergangenen Woche zwei Deutsche. Bei den Männern soll es sich um einen 50-Jährigen und einen 65-Jährigen handeln, berichtet das Schweizer Boulevardblatt "Blick". Mitarbeiter der Schweizer Organisation Dignitas hätten Sterbehilfe geleistet, bestätigte die Staatsanwaltschaft. Der eine Mann sei in einem Van gestorben, der andere in einem Behindertenfahrzeug, teilte die Kantonspolizei Zürich mit. Beide Männer seien an zwei verschiedenen Tagen von Dignitas in den Tod begleitet worden. Gemeindevorsteher Bruno Sauter nannte den Vorfall "geschmacklos und pietätlos".

Leider habe man keine juristische Handhabe gegen die Organisation. Die Deutsche Hospizstiftung bezeichnete die Mitarbeiter von Dignitas als "besessen" und forderte die Schweizer Behörden zum Handeln auf. Das Vorgehen der Sterbehelfer sei "zynisch und menschenverachtend", sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. Dignitas folge einer wahnwitzigen Idee und wolle damit Geschäfte machen. Dignitas macht sich die liberale Schweizer Gesetzgebung zur passiven Sterbehilfe zunutze. Die Sterbehelfer organisieren ein tödlich wirkendes Medikamentschlucken muss es der Sterbewillige selbst. Er muss nachweisen, dass er unheilbar krank und zurechnungsfähig ist.

"Erhebliche Wachstumsraten"

Der Verein verzeichnet eigenen Angaben zufolge "erhebliche Wachstumraten". Von den 169 Menschen, die Dignitas im vergangenen Jahr in den Tod begleitete, sollen 120 aus Deutschland angereist sein. Aufgrund der Nachfrage will Dignitas auch in Deutschland aktiv werden. Die Gründung einer Zweigstelle in Hannover löste 2005 jedoch bundesweit Proteste aus. In den vergangenen Monaten wurde die Kritik gegen die Organisation auch in der liberalen Schweiz immer lauter.

Zuletzt sah sich Dignitas laut Spiegel-Online mit dem Problem konfrontiert, für die Sterbehilfe keine geeigneten Räume mehr zur Verfügung zu haben. Der Mietvertrag einer eigens für diese Zwecke angemieteten Wohnung in Zürich wurde im September gekündigt: Nachbarn hatten protestiert, weil ständig der Leichenwagen vor der Tür stand. Mehrere Zürcher Gemeinden hatten daraufhin Begleitungen im Wohn- und Industriegebiet verboten. Auch ein Ausweichen in Hotels wird zunehmend schwieriger, der Zürcher Hotelierverband fürchtet um sein Image.

Dass die Männer nun auf einem Parkplatz sterben mussten, erklärt Dignitas-Gründer Ludwig Minelli zum einen mit der Raumnot, zum anderen mit der steigenden Nachfrage. "Die Sterbewilligen befinden sich in einer Situation, in der sie nicht warten können", so Minelli. Bis das Vorgehen der Gemeinden juristisch geklärt sei, werde Dignitas daher weiterhin Alternativen mit fragwürdiger Würde wählen. Weitere "Parkplatz"-Tode sind also nicht ausgeschlossen.

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