Prozessbeginn am Montag Stephanie heimlich im Gerichtssaal

Dresden (RPO). Am Montag beginnt vor dem Dresdener Landgericht der Prozess um die Entführung der 14-jährigen Stephanie. Am Mittwoch schaute sich das Mädchen einem Medienbericht zufolge mit seinen Eltern den Gerichtssaal an, um besser auf den Prozess vorbereitet zu sein. Sie will gegen ihren Peiniger aussagen.

 Stephanie.

Stephanie.

Foto: ddp

Schon vor Verhandlungsbeginn werden immer mehr Details über das Martyrium des Mädchens bekannt. Einem Medienbericht zufolge soll der Täter ihr damit gedroht haben, sie zu köpfen und an seine Hunde zu verfüttern.

Einem Bericht des "Focus" zufolge versuchte der Entführer mit allen Mitteln, das Mädchen einzuschüchtern und so von einer Flucht abzuhalten. Bei den nächtlichen Spaziergängen, zu denen er Stephanie mitnahm, habe er sie gefesselt und ein 20 Zentimeter langes Küchenmesser mitgenommen. Bei einem Fluchtversuch werde er sofort zustechen, soll angekündigt haben.

Sollte ihr die Flucht gelingen, werde er dafür sorgen, dass sie getötet werden - von ihm selbst oder von Dritten.

Dem Bericht zufolge hat sich der Täter Stephanie sehr gezielt als Opfer ausgesucht. Er habe sie sechs bis acht Wochen lang auf dem Schulweg beobachtet. Nachdem er das Mädchen verschleppt hatte, drohte er ihr laut Anklage damit, sie über ein Jahr lang gefangen zu halten.

Die "Bild"-Zeitung berichtet, Stephanie habe sich vor Verhandlungsbeginn mit ihren Eltern des Gerichtssaal angeschaut, um besser auf den Prozess vorbereitet zu sein.

Am Montag beginnt die Hauptverhandlung gegen den vorbestraften Sexualstraftäter Mario M. Er ist angeklagt, die damals 13-Jährige am 11. Januar dieses Jahres in Dresden auf dem Weg zur Schule entführt, fast fünf Wochen lang in seiner Wohnung gefangen gehalten und mehr als 100 Mal vergewaltigt zu haben.

Stephanie soll am Donnerstag aussagen

Der 36-jährige muss sich wegen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs, Vergewaltigung, Geiselnahme und Kindesentziehung vor der zweiten Großen Strafkammer verantworten. Der Prozess findet vor einer Jugendschutzkammer statt.

Für nächsten Donnerstag, 9. November, ist die Vernehmung von Stephanie als Zeugin geplant. Nach Angaben der Eltern und des Verteidigers wird sie ihren Peiniger dabei nicht sehen müssen. Wahrscheinlich wird die Öffentlichkeit zum Schutz des Kindes während der Aussage ausgeschlossen.

Die Staatsanwaltschaft hatte sich gegen eine Vernehmung Stephanies ausgesprochen, doch die 14-Jährige will aussagen. Sie habe große Angst, dass der Angeklagte durch sein Geständnis zu milde verurteilt oder vorzeitig entlassen werde oder in der Psychiatrie lande. Er habe ihr gedroht, dass er dort leichter ausbrechen könne, sie finden und töten werde, sagte sie laut "Bild"-Zeitung.

Der arbeitslose Anlagenbauer Mario M. hielt Stephanie in seiner Wohnung nur wenige hundert Meter von ihrem Elternhaus entfernt gefangen. Zeitweise knebelte er sie nach Angaben der Ermittler und sperrt sie in eine Kiste ein. Die meisten der zahlreichen Vergewaltigungen nahm der Täter auf Videos auf, die dem Gericht als Beweismittel vorliegen.

Schließlich war es Stephanie gelungen, unbemerkt Hilferufe auf Zetteln auf die Straße fallen zu lassen. Ein 31-jähriger Dresdner entdeckte einen der Zettel am 15. Februar an einem Müllcontainer. Die Polizei befreite daraufhin das Mädchen.

Das Gericht hat zunächst neun Verhandlungstage angesetzt. Dem 36-Jährigen droht eine Freiheitsstrafe von 15 Jahren. Außerdem hat die Staatsanwaltschaft bereits angekündigt, sie werde Sicherungsverwahrung für den Wiederholungstäter beantragen. Laut einem Gutachter liegt bei Mario M. keine verminderte Schuldfähigkeit vor.

Die Polizei hatte Fehler bei der Fahndung nach Stephanie eingeräumt, ohne die sie früher hätte befreit werden können. Aus diesem Grunde wollen die Anwälte von Stephanie den Freistaat Sachsen auf Schmerzensgeld in Höhe von einer Millionen Euro verklagen.

(ap)
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