Nach Flashmob-Party auf Sylt Städte wollen Alkohol-Exzesse verbieten

Hamburg (RPO). Nach der Flashmob-Strandparty mit rund 5000 Jugendlichen auf Sylt gibt es möglicherweise ein juristisches Nachspiel. Die Gemeinde Sylt prüft wegen der angefallenen Kosten eine Klage gegen Initiator Christoph Stüber. Hamburg püft derzeit, wie sich spontane Partys wie die auf Sylt schon im Vorfeld verhindern lassen.

Strandparty in Westerland
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Nach dem Flashmob am vergangenen Wochenende sind die Aufräumarbeiten auf der Insel am Dienstag abgeschlossen worden. Reinigungskräfte beseitigten die letzten Spuren und sammelten am Strand und auf dem Westerländer Bahnhofsvorplatz mehrere Kubikmeter Müll auf, darunter insbesondere leere Flaschen.

"Wir waren gut aufgestellt und sind im Großen und Ganzen glimpflich davongekommen", sagte Petra Reiber, Bürgermeisterin der Gemeinde Sylt. Sie sei bis Mitternacht am Rande der Party gewesen, "wobei ich Dinge sah, die ich eigentlich nicht gerne sehen wollte", betonte Reiber. Rund zwei Dutzend stark alkoholisierte Jugendliche mussten vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) behandelt werden. Das DRK war mit rund 50 Kräften sowie zehn Kranken- und Rettungswagen im Einsatz gewesen.

Aufräumen für 20.000 Euro

Offen ist derzeit, ob die Strandparty für den Initiator Christoph Stüber ein juristisches Nachspiel haben wird: "Für den Einsatz sind den beteiligten Institutionen erhebliche Kosten entstanden. Hierfür werden wir Herrn Stüber zur Verantwortung ziehen", kündigte Reiber an. So seien allein bei der Gemeinde Sylt rund 20.000 Euro für entstandene Schäden und die Aufräumarbeiten angefallen.

"Darüber kann ich nur grinsen. Es war keine offizielle Veranstaltung und ich war nicht der Veranstalter", erklärte Stüber. Der 26-jährige Schleswiger hatte im Internet zu der Party aufgerufen und wollte eigentlich nur ein paar Dutzend Freunde zum Strand von Westerland locken. Die Idee zog jedoch in einem Internetportal so große Kreise, dass sich im Vorfeld sogar rund 13 500 Partygänger angemeldet hatten.

Eine schlimme Bilanz

Während der Party registrierte die Polizei 30 Straftaten. Beamte nahmen 14 gewalttätige Besucher in Gewahrsam. Ein alkoholisierter Randalierer und eine Person, die in eine Schlägerei verwickelt war, wurden vorübergehend festgenommen. Ein Polizist wurde leicht verletzt.

Nach Angaben von Hans-Wilhelm Hansen, Ordnungsamtsleiter der Gemeinde Sylt, wird ein Prozess auch mit Blick auf mögliche Nachahmer angestrebt. Eine Sprecherin der Gemeinde Sylt unterstrich, dass eine rechtliche Handhabe vonnöten sei, um solche Veranstaltungen künftig zu verhindern. "Ich denke aber, dass der Reiz einer Party auf Sylt nun erst mal ohnehin weg ist, zumal bereits andere, zentraler gelegene Küstenorte für eine neuerliche Flashmob-Party im Gespräch sind", sagte die Sprecherin.

Auch einige Insulaner und Gäste reagierten verärgert auf die Spontan-Party. "Sehr geehrter Herr Stüber, eigentlich gehören Sie kopfüber in die kalte Nordsee getaucht, weil diese Wahnidee eine Abkühlung braucht", schrieb eine Einheimische in einem Leserbrief einer örtlichen Tageszeitung.

Indes will Hamburgs Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) derartige Veranstaltungen in der Hansestadt abwehren. "Es ist nicht hinnehmbar, dass Tausende unorganisiert feiern und anschließend die Gemeinschaft den Dreck wegräumen und die Folgen bezahlen muss", sagte der Senator. Wenn es keine Handhabe gebe, Initiatoren solcher Partys die Kosten in Rechnung zu stellen, müsse die Möglichkeit einer Gesetzesänderung geprüft werden.

(DDP)
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