Immer wieder Unfälle durch Insekten Ein Fahrlehrer erklärt, wie man niemals reagieren darf

Düsseldorf · Wegen einer Spinne im Auto fährt eine 23-Jährige in Kaiserslautern ihren Wagen zu Schrott. Auch bei Facebook wird das Thema heiß diskutiert - teils amüsiert, teils ernst. Denn Hektik am Steuer kann tödlich enden. Ein Fahrlehrer erklärt, wie man richtig reagiert.

Der Unfallwagen in Kaiserslautern.

Der Unfallwagen in Kaiserslautern.

Foto: Polizei Rheinland-Pfalz

Das Thema trifft offensichtlich den Nerv vieler unserer Leser: Eine Frau in Kaiserslautern erschreckt sich am Steuer ihres Autos dermaßen vor einer Spinne, dass sie ihren Wagen gegen einen Bordstein lenkt und sich dann überschlägt. Die 23-Jährige wird mit einem Schleudertrauma ins Krankenhaus gebracht. Das Auto ist ein Totalschaden.

Auf der Facebook-Seite unserer Redaktion wurde der Artikel bis Mittwochnachmittag knapp 16.000 Mal (Stand: 5. April) kommentiert. Viele Leserinnen und Leser haben selbst eine Begebenheit Insekten im Auto hinter sich. Eine Userin schreibt: "Julia - weißt du noch, als wir an der Ampel standen, schreiend raussprangen und die Polizei, die hinter uns war, mit uns im Auto die verdammte Spinne suchte " Die Angesprochene antwortet: "Haha ja das werde ich bestimmt nie vergessen :D Ich fahr mein Auto bestimmt auch noch eines Tages wegen ner Spinne zu Schrott ;-)"

Immer wieder Unfälle durch Insekten im Auto

So lustig viele der Kommentare sind: Der Vorfall vom Montag verdeutlicht auch, dass impulsives, unüberlegtes Handeln beim Autofahren schwerwiegende Folgen haben kann. Im Juni 2016 verursacht eine 22-Jährige mit ihrem Pkw in Heilbronn 15.000 Euro Blechschaden, als sie wegen einer Spinne mit ihrem Wagen ein parkendes Auto streift. Ähnlich ergeht es einer 19-Jährigen in Mainz. Vier Schwerverletzte, darunter zwei Kinder, gibt es im Sommer 2015 bei Bad Schwalbach in Hessen: Eine junge Mutter erschrickt so sehr vor einer Spinne, dass sie auf die Gegenspur gerät und frontal gegen ein anderes Auto prallt. Dessen Fahrer, die Frau sowie ihre beiden kleinen Kinder kommen ins Krankenhaus.

Unter den arachnophobischen Unfallverursachern sind übrigens nicht nur Frauen: Im August 2015 prallt ein 18-Jähriger im thüringischen Saalfeld mit seinem Wagen gegen einen Baum, weil eine Spinne die Seitenscheibe entlang krabbelte. Der junge Mann bleibt unverletzt, sein Auto ist Schrott. In Tübingen kommt ein 30-Jähriger in einer Kurve von der Straße ab, weil sich eine Spinne auf ihn abseilt.

Dabei sind Spinnen nicht die einzigen Tiere, die im Auto Probleme machen können. Auch Wespen sind ein Problem. Vergangenen September gerät ein Mann in Bad Pyrmont in Niedersachsen in Panik und rast in eine Grabsteinausstellung. Ein Passant kann sich gerade noch durch einen Sprung zur Seite retten. In Rheinland-Pfalz kippt auf der Autobahn ein Lastwagen um: Der Fahrer war von einem Insekt gestochen worden. In Bergisch-Gladbach endet im August 2015 ein Unfall mit drei Leichtverletzten, weil ein 60-jähriger Allergiker aus Angst vor einem Wespenstich in einen anderen Wagen kracht.

Viele User sind verärgert über Frau aus Kaiserslautern

Viele unserer Leser geben aber auch zu bedenken, dass der Unfall der 23-Jährigen in Kaiserslautern natürlich alles andere als lustig ist. Die Frau habe sich total falsch verhalten. Ein User postet: "Wer das nachvollziehen kann der gehört genauso wenig an ein Steuer wie diese Frau! Lächerlich, dies auch noch in Schutz nehmen zu wollen! Wenn jmd aus eurer Familie bei so etwas ums Leben kommt sagt ihr sicher auch noch "Ja, ich hätte genauso reagiert, npnp"

Ein anderer meint: "Wer wegen einer harmlosen Spinne so hysterisch reagiert und das auch weis, der sollte vor antritt jeder Fahrt das Auto bis in die hinterste Ecke untersuchen. Ansonsten sollten sie gefälligst mit dem Bus oder der Straßenbahn fahren .Absolut unverständlich ,dass man sich so wenig im Griff hat und nicht an den Straßenrand fahren kann.Es gibt doch bestimmt auch Therapien gegen so ein Verhalten . (Gefahr für die Allgemeinheit im Straßenverkehr )"

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Foto: Pixabay / Brett_Hondow

Fahrlehrer mahnt zu Besonnenheit

Doch wie reagieren, wenn man einfach Angst vor Spinnen oder Wespen hat, so ein Insekt aber unvermittelt vor einem auftaucht, während man am Steuer sitzt? Volker Freigang ist stellvertretender Vorsitzender des Fahrlehrerverbands NRW und arbeitet selbst seit rund 35 Jahren in dem Beruf. Er sagt: "Man kann solche Situationen nicht trainieren." Als Fahrlehrer könne man den Fahrschülern allenfalls in der Theorie erklären, dass sie "cool bleiben, zur Seite fahren und Herr der Lage werden" müssten. "Da kann man wenig Tipps geben, außer sich zusammenzureißen und besonnen zu bleiben. Lassen Sie die Spinne Spinne sein und bemühen Sie sich, eine Stelle zu finden, wo man ranfahren kann. Augen auf und durch."

Wirklich problematisch sei nicht das Erschrecken und Zusammenzucken, sondern das Verhalten danach: "Der schlimmste Fehler ist sicherlich, das Lenkrad zu verreißen oder sich nur noch auf das Tier zu konzentrieren statt auf den Verkehr." Wer anfängt, wild herumzufuchteln, bringt sich und andere in Gefahr.

"Auch bei Kreislaufproblemen am Steuer oder anderen kritischen Situationen gilt: immer ruhig bleiben und schauen, dass man das Fahrzeug sicher zum rechten Rand bringt", rät Freigang. Aber nicht irgendwo, betont er: "Sondern bei der nächsten vernünftigen Gelegenheit. Das muss nicht innerhalb der nächsten fünf Meter sein." Auf der Autobahn sei ein möglichst ruhiger Wechsel auf den Standstreifen wesentlich besser als eine hektische Reaktion.

Zusätzlich könne man darauf achten, sein Auto nicht ständig unter Bäumen oder an Büschen zu parken, und es vor der Fahrt durchsehen. "Wirklich sicherstellen, dass sich kein Insekt im Innenraum befindet, kann man aber nicht."

Mit Material der dpa.

(RP/dpa)
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