Sorge vor dem Blackout So bereiten Sie sich auf mögliche Stromausfälle vor

Berlin/München · Fällt der Strom länger aus, geht nichts mehr: kein fließendes Wasser, keine Toilettenspülung, kein Herd, kein Telefon und keine Internetverbindung. Hier sind Tipps, wie man sich gut vorbereitet.

Bei einem Stromausfall muss man beim Kochen improvisieren (Symbolbild).

Bei einem Stromausfall muss man beim Kochen improvisieren (Symbolbild).

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Eigentlich muss man keine Sorge vor einem längeren Stromausfall haben. Denn Robert Schmitt, Präsident des Medizinischen Katastrophen-Hilfswerks Deutschland, ist überzeugt: „Hätten wir eine vorbereitete Bevölkerung, könnten wir ohne Probleme auch einen Stromausfall von einer Woche durchstehen.“

Hier sind die Tipps zur Vorbereitung:

Trinkwasser:

„Das Gute ist, auch bei einem Stromausfall kann es durchaus noch eine Weile eine Wasserversorgung gegeben. Wie lange, das hängt vom Grunddruck in Leitungssystem ab“, sagt Boris Michalowski, Katastrophenschützer im Landesdienst Berlin des Arbeiter-Samariter-Bundes. Gerade in höheren Etagen oder auf dem Land, wo die Wasserzuleitung an den Strom gebunden ist, kann die Wasserversorgung allerdings auch direkt ausfallen.

Sein Tipp lautet daher: Wenn man den Stromausfall bemerkt, als erstes die Badewanne oder ein paar Eimer mit Wasser füllen. „Und es macht Sinn, ein paar Flaschen Trinkwasser auf Vorrat zu Hause zu haben.“

Robert Schmitt vom Medizinisches Katastrophen-Hilfswerk Deutschland geht noch weiter: „Wir empfehlen, immer Vorräte für zehn Tage zu haben. Denn Trinkwasser ist das Wichtigste überhaupt.“

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe teilt diese Empfehlung. 20 Liter Flüssigkeit pro Person für 10 Tage (Wasser, Saft und anderes) sollten vorrätig sein. Darunter fünf Liter Wasser zum Kochen - 0,5 Liter pro Tag.

Gesammeltes Regenwasser eignet sich vor allem als Brauchwasser. Denn wenn es über Dachflächen gelaufen ist, kann es Schwermetalle, Bakterien und Krankheitserreger enthalten. Man müsste das Regenwasser zur Nutzung als Trinkwasser erst mal aufbereiten - mindestens abkochen, filtern und mit Tabletten aus dem Outdoor-Bedarf behandeln.

Toilette spülen:

Das Brauchwasser in der Badewanne oder den Eimern dient auch zum Spülen der Toilette. Ist es aufgebraucht oder funktioniert diese händische Art der Spülung nicht (mehr), empfehlen beide Katastrophenhelfer, kleine Windel-, Hygiene- oder Hundekotbeutel zur Entsorgung. Sie unterbinden Gerüche. Wer einen Garten hat, kann natürlich auch eine Art Plumpsklo improvisieren - das sollte aber in den ersten Tagen nicht nötig sein.

Heizen:

Die meisten Heizungen brauchen Strom. Wer darauf verzichten muss, sollte mit warmer Kleidung und Decken in einen einzigen Raum gehen und die Türen geschlossen halten. So kann die Restwärme nicht entweichen. Katastrophenhelfer Schmitt rät, darin dann ein Zelt aufzustellen, Schlafsäcke und Decken reinzulegen. „Wenn sich die ganze Familie da reinkuschelt, wird es schnell warm.“

Die Nutzung von selbst gebauten Öfen in geschlossenen Räumen, etwa den derzeit beliebten Teelichtöfen, ist gefährlich. „Erstens ist die Wärmeleitung nicht so gut“, so Boris Michalowski. Zweitens drohen sogenannte Wachsbrände mit unkontrollierbar entstehenden hohen Flammen, wenn sich die Wärme staut.

Auch der Grill, eine Feuerschale und andere selbst gebaute Behelfs- oder Outdoorheizungen sind im Wohnraum lebensgefährlich. Das Schornsteinfegerhandwerk und die Feuerwehren warnen vor einer Anreicherung von Abgasen, fehlendem Sauerstoff und Kohlenmonoxidkonzentration - es besteht akute Vergiftungsgefahr.

Licht:

Für die Nächte sollte man batteriebetriebene Taschenlampen sowie Ersatzgeräte und -batterien zu Hause haben. Oder Camping- und Outdoorleuchten sowie Petroleumlaternen inklusive Brennstoff. Und zwar an einem Ort, den alle kennen - gut griffbereit. Eine Alternative sind Lampen und Taschenlampen mit integriertem Dynamo, deren Akkus auch per Handkurbel oder über ein Solarpanel geladen werden können.

Michalowskis Tipp: Stirnlampen. „Man kann sich im Dunkel gut bewegen und hat beide Hände frei. Wer Kerzen nutzt, dem empfehle ich, sie in kleine Laterne zu stellen. Das schützt zusätzlich vor dem Umfallen und einem Brand.“ Wichtig bei der Nutzung von Kerzen: regelmäßig lüften.

Nahrung:

Es lohnt sich, Nahrung im Haus zu haben, die kalt zubereitet und gegessen werden kann. Vor allem gilt das mit Babys und Kleinkindern im Haus. „Es ist ganz wichtig, dass Sie nicht in den Supermarkt müssen. Denn der hat bei einem langen Stromausfall nun mal nicht geöffnet“, so Schmitt.

Übrigens: Wenn Sie noch vom Laden nebenan ein bisschen was kaufen können, braucht es Bargeld im Portemonnaie. Denn die Geldautomaten funktionieren vielleicht auch nicht mehr.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe rät zu einem Vorrat nach den individuellen Möglichkeiten - im besten Fall zehn Tage. Aber auch schon ein Vorrat für drei bis vier Tage sei in vielen Situationen ausreichend.

So sieht das auch Boris Michalowski: „Der Vorrat kommt natürlich auf das Schadensszenario an. Bei zehn Tagen reden wir schon von einer komplett zerstörten Infrastruktur. Hier kann es dauern, bis Hilfe eintrifft.“ Der erfahrene Katastrophenhelfer rät, zumindest so weit vorzusorgen, dass man für zwei bis vier Tage eigenständig auskommt.

Als Beispiel dafür nennt er die Überflutung im Ahrtal 2021. „Es hat erstmal gedauert, bis die Hilfsaktion angelaufen war, bis die Einheiten erst mal vor Ort waren. Und deswegen sind auch wir vom Bevölkerungsschutz darauf angewiesen, dass sich die Bevölkerung zumindest in den ersten Tagen nach einer Krise immer erst mal selbst versorgen kann.“ Das gelte auch für große Stromausfälle.

Essenszubereitung:

Zum Kochen warmer Speisen eignen sich Gaskocher - ob es nun der große Gasgrill für Balkon und Terrasse ist oder das kleine Camping-Modell für einen einzigen Topf. „Ich finde kleine Koffer-Gaskocher gut. Sie haben kleine Kartuschen und sie sind relativ standsicher“, sagt Boris Michalowski. „Wenn man eine gute Belüftung hat, kann man die auch durchaus mal in der Küche verwenden.“

Auf keinen Fall sollte man aber einen Holzkohlegrill im Wohnraum entzünden. „Einerseits wegen der Brandgefahr, aber noch viel, viel wesentlicher ist die Gefahr einer Kohlenmonoxid-Vergiftung“, sagt Michalowski.

Geräte nutzen:

Ein bisschen was geht noch mit Strom: Etwa Musik vom Smartphone oder tragbaren Lautsprechern, das Filme schauen auf dem Notebook. Aber dafür müssen die Akkus der Geräte immer gut geladen sein. Halten Sie außerdem Ihre Powerbanks gefüllt - das sind Batterien zum Aufladen von kleinen Elektrogeräten.

Informationen zum Stromausfall:

Wie man im Fall der Fälle reagieren sollte, ist auch eine Frage der Information: Etwa zu erfahren, ob der Stromausfall ein großes Gebiet umfasst und vielleicht lange anhalten könnte. Oder ob es nur ein paar Straßenzüge getroffen hat. Aber dafür braucht man ein Radio.

„Denn wenn der Strom weg ist, dann sind die normalen Kommunikationsmittel weg. Das Mobilfunknetz kann relativ schnell zusammenbrechen“, sagt Boris Michalowski. Der Router und der Fernseher zu Hause funktionieren nicht mehr. Sein Rat: Radio einschalten, darüber werden in solchen Notfällen von den Behörden Informationen verkündet.

Wichtig ist natürlich, dass die Radios mit Batterien betrieben werden können. Der klassische Tipp für Notfälle sind Radios, die über eine Handkurbel aufgeladen werden. Das kann aber ganz schön mühsam sein. „30 Minuten kurbeln für eine 10-minütige Nachrichtensendung sind in den technischen Spezifikationen der Hersteller durchaus realistische Angaben“, berichtet Michael Fuhr vom Telekommunikationsportal teltarif.de.

Und die Alternative mit Solarpanel braucht oft direkte Sonneneinstrahlung - das kann an trüben Wintertagen schwierig werden. Fuhr rät daher zu Radios mit Batteriebetrieb oder USB-Ladebuchse, für die man entweder mehrere Sätze Ersatzbatterien zu Hause hat oder seine Powerbank regelmäßig auflädt. „Und wenn Sie ein Auto haben, können Sie sich zum Radiohören aber ja auch mal kurz reinsetzen. Daher übrigens: Auto immer vollgetankt haben“, so Robert Schmitts Rat.

Boris Michalowski hat einen Extratipp: Finden Sie heraus, wo die so genannten Katastrophenschutz-Leuchttürme des Wohnortes sind. „Dort bekommt man auch alle Informationen. Oder man findet Erste-Hilfe-Leistungen, wenn das nötig wird“, so der Krisenexperte. Häufig handelt es sich bei diesen Leuchttürmen um die Rathäuser oder andere öffentliche Stellen, die über eine Notstromversorgung verfügen.

Medizinische Hilfe:

Wer ein strombetriebenes Beatmungsgerät benötigt, ohne einen Aufzug seine Wohnung im 5. Stock nicht verlassen kann oder andere Einschränkungen hat, kann sich in einem neuen Notfallregister anmelden. Es gibt örtlich zuständigen Leitstellen von Feuerwehr und Rettungsdiensten die Möglichkeit, bedarfsgerecht zu helfen. Hilfsbedürftige oder deren Pfleger können sich online unter www.notfallregister.eu in diese Liste eintragen.

Darüber hinaus sollte man immer etwas Vorrat von den benötigten Medikamenten im Haushalt haben. „Aber auch allgemeine Schmerzmittel, Hustensaft - alles, was man brauchen könnte. Kontrollieren Sie auch mal wieder Ihren Verbandskasten.

Mit Familie und Freunden absprechen:

Der Strom ist weg - keine Bahnen fahren mehr, Familienmitglieder, alleine lebende Verwandte oder Freunde können irgendwo festsitzen. Und nun?

„Machen Sie Treffpunkte aus, gerade mit den Kindern. Etwa dass alle nach Hause kommen und man nicht anfängt, sich gegenseitig zu suchen“, rät Schmitt. „Oder dass man sich am Bahnhof trifft. Und wann. Denn einer muss vielleicht zwei Stunden nach Hause laufen, wenn die Bahnen nicht mehr fahren - also sagt man, zu jeder vollen Stunde trifft man sich dort und dort.“ Oder wer das Auto hat, sammelt die anderen ein.

Außerdem sollte man bedenken: Die Türklingel funktioniert nicht mehr. Was im Einfamilienhaus kein Problem sein sollte, ist im fünften Stock eines Mehrfamilienhauses im Hinterhof durchaus ein Problem. Auch hier kann eine Absprache helfen, etwa, dass jemand alle halbe Stunde unten die Türe aufmacht.

Nach Möglichkeit trifft man auch Vereinbarungen mit Freunden oder Verwandten in anderen Städten. Dann kann man sich im Notfall gegenseitig Unterschlupf bieten. Denn vielleicht fließt der Strom schon einen Ort weiter problemlos.

(zeit/dpa)
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