20 Jahre nach dem Brandanschlag Solingen gedenkt der Toten mit Blick nach vorn

Solingen · Zum 20. Jahrestag des ausländerfeindlichen Brandanschlags von Solingen mit fünf Toten will die Stadt mit einem umfangreichen Programm an die Tat erinnern. "Es ist bis heute ein unvergessener Tag der Trauer", sagte Oberbürgermeister Norbert Feith (CDU) am Donnerstag.

 Das bei dem Brandanschlag zerstörte Haus der türkischen Familie Genc in Solingen (Archivfoto vom 29.05.1993).

Das bei dem Brandanschlag zerstörte Haus der türkischen Familie Genc in Solingen (Archivfoto vom 29.05.1993).

Foto: dpa, Roland Scheidemann

Bei dem rechtsradikalen Anschlag am 29. Mai 1993 auf das Haus der türkischstämmigen Familie Genç starben fünf Mädchen und junge Frauen. Die vier Brandstifter wurden wegen Mordes verurteilt.

 Mevlüde Genc verlor bei dem ausländerfeindlichen Brandanschlag 1993 zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte.

Mevlüde Genc verlor bei dem ausländerfeindlichen Brandanschlag 1993 zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte.

Foto: dpa, Marius Becker

Zu dem Gedenken am Jahrestag werden Vertreter der türkischen Regierung sowie der Bundes- und der Landesregierung erwartet. Von Januar bis November sind in der bergischen Stadt unter dem Motto "Toleranz und Vielfalt" Veranstaltungen geplant, unter anderem Konzerte, Ausstellungen, Tagungen, Lesungen, Gottesdienste und Diskussionen. Die Organisatoren sind Initiativen, eine muslimische Gemeinde, Schulen und die Volkshochschule.

Der Blick solle nicht nur zurück, sondern auch nach vorne gerichtet werden, sagte OB Feith und betonte den Dialog zwischen den Menschen. Über die Folgen des Brandanschlags sagte er: "Diesen Makel, den kann man nicht abstreifen, nicht leugnen oder vergessen, man muss ihn als Auftrag annehmen."

Vier Mitglieder der Familie Genç nahmen am Donnerstag an der Präsentation des Programms teil, unter ihnen Mevlüde Genç, die nach dem Anschlag mit einem berührenden Versöhnungsappell bekanntgeworden war. Was sie vor 20 Jahren gesagt habe, sage sie auch heute, betonte sie: "Wir müssen uns gegenseitig respektieren und unsere Kinder gut erziehen", sagte die 70-Jährige, die bei dem Anschlag Töchter, Enkelinnen und eine Nichte verlor. "Es wäre schön, wenn das schlimme Ereignis nicht passiert wäre."

Die Schwerpunkte des Programms sind am 28. und am 29. Mai. Am Vortag des Jahrestages präsentieren sich die Initiativen des Gedenkjahres. Dann gibt es einen Lichterweg zum Ort des Anschlags. Am 29. Mai findet die offizielle Trauerfeier statt. Die Stadt verleiht dann auch den Ehrenpreis "Silberner Schuh" für mutige Schritte, Toleranz und Zivilcourage. Anschließend geht es zu dem "Anti-Rassismus-Mahnmal", das vor einer Schule steht.

(lnw/felt/sap)
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