Razzia bei Bandidos in Neumünster Soko "Rocker" schlägt zu

Neumünster (RPO). Mitglieder der Rockerbande "Bandidos" sollen das Vereinsverbot ihres Clubs in Neumünster unterlaufen haben. Am Dienstag durchsuchten Polizei und Staatsanwaltschaft 17 Wohnungen mit einem Großaufgebot. Es wurden unter anderem Kutten sichergestellt.

Gegenstand der Ermittlungen ist die verbotene Rockerbande "Bandidos MC Probationary Chapter Neumünster". Nach Erkenntnissen der Sonderkommission "Rocker" führten sie ihren Club trotz Verbots vom April 2010 in nahezu unveränderter Weise fort. Die Rocker traten demnach formal Chaptern der "Bandidos" in anderen Städten bei und zeigten sich mit den neuen Kutten in der Öffentlichkeit.

Die Ermittler gehen davon aus, dass die Rocker damit den Fortbestand und die Territorialherrschaft des verbotenen Clubs in Neumünster insbesondere auch gegenüber konkurrierenden Motorradclubs dokumentieren wollen. Bei den Durchsuchungen am frühen Morgen wurden schriftliche und elektronische Unterlagen sowie Kutten sichergestellt.

Ermittlungen wegen möglichen Verstößen gegen das Vereinsgesatz

Derzeit sei die Lage zwischen den einzelnen Rockerbanden im Land zwar ruhig, sagte Landeskriminalamts-Sprecher Stefan Jung auf dapd-Anfrage. Die Ermittler gingen jedoch davon aus, dass die Rocker ansonsten weiterhin Straftaten verübten. Gegen die 17 Mitglieder des verbotenen "Bandidos"-Chapters wird nun wegen Verdacht des Verstoßes gegen das Vereinsgesetz ermittelt. Dafür drohen bis zu ein Jahr Gefängnis oder eine Geldstrafe.

Nach wiederholten gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen "Hells Angels" und "Bandidos" in Schleswig-Holstein hatte Innenminister Klaus Schlie (CDU) Ende April 2010 die Flensburger "Hells Angels" und die Neumünsteraner "Bandidos" verboten. Beide Rockerclubs klagen dagegen vor dem Oberverwaltungsgericht Schleswig.

Als Auslöser der Auseinandersetzungen zwischen den beiden verfeindeten Rockerbanden gilt die Gründung eines Clubs der "Bandidos" 2009 in Neumünster. Zuvor hatte es im Norden nur Niederlassungen der "Hells Angels" gegeben. In der Folge kam es mehrfach zu Auseinandersetzungen, bei denen es auch Verletzte gab.

(apd/pst)
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