Terror-Anschlag in Berlin verhindert Soko "Regenschauer" schlug nach zwei Monaten zu

Berlin (RPO). Terroralarm in Berlin: Die Polizei hat am Donnerstag zwei Männer festgenommen, die möglicherweise einen Bombenanschlag geplant haben. Kurz vor dem zehnten Jahrestag der Terrorangriffe in den USA ist den Sicherheitskräften der Hauptstadt damit nach monatelangen Ermittlungen offenbar ein Schlag gegen den islamistischen Terrorismus gelungen.

Chronik 2011: Zehn Jahre Terror in Deutschland
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Foto: dapd

Bei den Tatverdächtigen handelt es sich um einen 24-jährigen Deutschen libanesischer Herkunft und einen 28-Jährigen aus dem Gazastreifen. Ihnen wirft die Staatsanwaltschaft die Vorbereitung einer "schweren staatsgefährdenden Gewalttat" vor. Ein Polizeisprecher sagte dapd, es gebe nach ersten Ermittlungen keine Anhaltspunkte dafür, dass die beiden Komplizen einer terroristischen Vereinigung angehören.

Chemische Substanzen für Bombe beschafft

Beide Männer hatten sich chemische Substanzen beschafft, die für sich allein aber ungefährlich sind, wie der Polizeisprecher sagte. Zusammengeführt und in größeren Mengen wäre aber durchaus der Bau eines Sprengsatzes möglich gewesen, der Menschen hätte verletzen oder töten können.

Die Männer sollen sich regelmäßig in einem Islamischen Kulturzentrum für religiöse Aufklärung (Ar-Rahman-Moschee) in der Tromsöer Straße im Stadtteil Wedding aufgehalten haben, das mit einem Großaufgebot der Polizei durchsucht wurde. Gegen den Verein oder seine Mitglieder wird laut Polizei aber nicht ermittelt.

Zudem durchsuchte die Polizei auch die Wohnungen der Männer in der Heinrich-Schlusnus-Straße in Neukölln und in der Urbanstraße in Kreuzberg. In einer der Wohnungen konnten Flüssigkeiten sichergestellt werden, die durch die Kriminaltechniker untersucht werden.

Insgesamt waren rund 230 Beamte im Einsatz. Geleitet werden die Ermittlungen von der Staatsanwaltschaft.

Ein Tatverdächtiger soll Medizin studieren

Zunächst wurde nach Angaben der "Morgenpost Online" der 28-Jährige von einem Sondereinsatzkommando (SEK) überwältigt. Wenig später sei der zweite Mann festgenommen worden. Der 24-Jährige soll laut Online-Portal "Bild.de" an der Berliner Humboldt-Universität Medizin studieren. Nach Angaben von Nachbarn lebt er mit einer Frau zusammen und hat Zwillinge. Beschrieben wird er als Mann von kräftiger Statur mit langem Bart.

Die Männer sollen sich bereits vor Monaten zahlreiche Kühlelemente und eine in der Landwirtschaft benutzte Säure besorgt haben, schreibt "Morgenpost Online" weiter. Ins Rollen gekommen seien die Ermittlungen durch Hinweise der Firmen, bei denen die Substanzen bestellt worden waren. Den Betreibern in Berlin und Baden-Württemberg waren die angeforderten Mengen verdächtig vorgekommen.

Operation "Regenschauer" gegen Terrorzelle

Nach Angaben des "Tagesspiegels" gründete die Polizei eine Einsatzgruppe mit dem Titel "Regenschauer" und ließ die Tatverdächtigen rund um die Uhr überwachen. Bei dem Kulturzentrum handelt es sich um einen größeren Gebäudekomplex mit mehreren Nebenräumen, der sich in einer Sackgasse in einem Gewerbegebiet befindet. Die Zufahrt wurde abgesperrt.

Die Polizei schließt einen Zusammenhang mit dem Jahrestag der Anschläge in New York und Washington am 11. September 2001 oder dem Papstbesuch, der am 22. September in Berlin erwartet wird, aus. Erst Anfang März war es am Frankfurter Flughafen zum ersten tödlichen islamistischen Anschlag in Deutschland gekommen, bei dem zwei US-Soldaten starben.

Terroranschläge auch in Deutschland möglich

Nach Ansicht von Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) zeigen die Ermittlungen, dass die Sicherheitsbehörden "gut aufgestellt und vernetzt sind und eine Gefahrenlage frühzeitig erkennen".

Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, sieht einen Hinweis darauf, "dass Deutschland nicht gefeit ist vor Anschlägen". Der Erfolg der Berliner Polizei belege zwar, dass die Sicherheitsbehörden bei der Terrorabwehr gut aufgestellt seien. "Es zeigt aber auch, dass gewaltbereite Islamisten kein Hirngespinst sind, sondern dass auch in Deutschland Terroranschläge jederzeit möglich sind", sagte Wendt dem "Handelsblatt" (online).

(DAPD/awei)
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