131 Tonnen sichergestellt Skandal um Gammelfleisch weitet sich aus

Düsseldorf (rpo). Der jüngste Fleischskandal um einen Fleisch-Großhändler aus Gelsenkirchen nimmt immer größere Ausmaße an. Wie der NRW-Verbraucherschutzminister Eckhard Uhlenberg (CDU) mitteile, wurden mittlerweile 131 Tonnen Rind- und Putenfleisch in NRW, Niedersachsen und Hamburg sichergestellt. Gegen das Gelsenkirchener Unternehmen wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Im niedersächsischen Melle und in Hamburg seien insgesamt 71 Tonnen Fleisch beschlagnahmt worden, die das Gelsenkirchener Unternehmen Domenz dort gelagert habe, erläuterte der Minister. Allerdings könne über die Qualität der Ware noch keine Auskunft gegeben werde. Bereits zuvor waren in Gelsenkirchen 60 Tonnen ungenießbares Fleisch sicher gestellt worden.

Die Staatsanwaltschaft Essen hat gegen Domenz ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Betruges und Straftaten nach dem Lebensmittelrecht eingeleitet, wie ein Behördensprecher auf Nachfrage sagte. Allerdings stünden die Ermittlungen noch am Anfang, betonte der Sprecher.

Nach bisherigem Erkenntnisstand wurden Waren der Firma zwischen Januar und Oktober innerhalb von NRW und nach Brandenburg verkauft. Insgesamt 6,5 Tonnen überwiegend Putenfleisch gingen an einen Döner-Hersteller im brandenburgischen Mittenwalde. 2,7 Tonnen Hamburger wurden an eine Firma im brandenburgischen Rathenow geliefert.

5.600 Grillwürste beschlagnahmt

Verarbeiter in Gelsenkirchen erhielten ebenfalls in diesem Jahr mehrere Tonnen Waren. In diesem Zusammenhang seien 1,7 von insgesamt 2,5 Tonnen Fleisch sichergestellt worden. An einen Metzger wurden zehn Tonnen Fleisch geliefert, das er zu Bratwürsten verarbeitete. Bei einem Rückruf seien 5.600 Grillwürste beschlagnahmt worden. Dies sind nach Angaben von Uhlenberg rund 20 Prozent der verkauften Ware. Der Minister bekräftigte aber, dass von der Ware keine Gesundheitsgefahr für Verbraucher ausgehe.

Die Firma war am 27. Oktober ins Visier der Behörden geraten. Bei einer Routinekontrolle wurden nach Angaben von Uhlenberg drei Tonnen Roastbeef sicher gestellt, das umverpackt werden sollte. Seit diesem Tag gelangte nach Angaben des Ministeriums keine Waren an den Verbraucher.

Am 9. November lagen die Ergebnisse von Probenuntersuchungen vor. Vergangene Woche Dienstag wurden dann weitere 57 Tonnen Waren beschlagnahmt. Der Minister wurden nach Angaben seines Sprechers am Freitag über die Vorgänge informiert. Dieses Verfahren "hätte gestrafft werden müssen", kritisierte der Minister. Die Stadt Gelsenkirchen betonte hingegen, die Lebensmittelkontrolleure hätten "schnell und richtig" gehandelt.

Das Ministerium prüft nach Angaben von Uhlenberg derzeit, ob das Unternehmen geschlossen werden kann. Er kündigte zudem an, die Lebensmittelüberwachung in NRW zu straffen und dadurch effektiver zu machen. Er betonte aber, dass es keine hundertprozentige Sicherheit geben könne. Den aktuellen Skandal nannte er einen "Vorgang mit größter krimineller Energie". "Wir müssen alles tun, um diesen schwarzen Schafen das Handwerk zu legen", betonte er.

Die Grünen forderten Uhlenberg unterdessen erneut auf, die Verbraucher umfassender zu informieren. Fraktionsgeschäftsführer Johannes Remmel berief sich auf das Informationsfreiheitsgesetz und das Lebensmittelrecht. Es gebe keinen Grund, dass Uhlenberg konkrete Informationen beispielsweise über die Waren weiter nicht veröffentliche. Uhlenberg wies dies zurück. Die Staatsanwaltschaft entscheide als "Herr des Verfahrens", welche Informationen veröffentlicht würden.

(afp)
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