Menge fast verdoppelt Zöllner beschlagnahmen immer mehr illegales Feuerwerk

Bonn · Silvester ohne Feuerwerk geht für viele Deutsche nicht. Daher haben billige, aber verbotene Böller aus China Hochkonjunktur. Bei manchen Käufern landet aber auch Profi-Feuerwerk. Der Zoll warnt.

 Dieses Feuerwerk ist in Deutschland nicht erlaubt, findet sich jedoch häufig bei Kontrollen an deutschen Grenzen.

Dieses Feuerwerk ist in Deutschland nicht erlaubt, findet sich jedoch häufig bei Kontrollen an deutschen Grenzen.

Foto: dpa, hsc fux csa dna

Im vergangenen Jahr wurden mehr als 151.000 große Feuerwerkskörper sowie 1,85 Tonnen kleinteiliges Feuerwerk — wie zum Beispiel einzelne Böller — sichergestellt, wie Zollsprecher Jürgen Wamser sagte. 2013 lagen diese Zahlen noch bei 93.000 Stück plus 660 Kilogramm.

Und der Trend setzt sich fort. "Für 2016 zeichnet sich eine deutlich steigende Tendenz ab", sagte Wamser. Eine absolute Zahl in Tonnen der größeren Pyrotechnik werde statistisch beim Zoll auf Bundesebene nicht erfasst. Kleinere hingegen werden in Tonnen erfasst, weil der Zählaufwand hierfür zu groß wäre.

Einer der größten Funde gelang dem Zoll Ende November an der deutsch-polnischen Grenze bei Forst in Brandenburg. Ein Lastwagen wurde mit fünf Tonnen illegaler Pyrotechnik auf dem Weg nach Belgien gestoppt. Dabei war der Laster weder speziell für solche Transporte gesichert, noch verfügte der Fahrer über eine Sicherheitslizenz.

Vermehrt seien in letzter Zeit derart große Ladungen gestoppt worden, erklärte die Sprecherin des Hauptzollamts Frankfurt an der Oder, Astrid Pinz. Das sei besorgniserregend, weil so ein Laster ein echter Gefahrguttransport mit jeder Menge Sprengstoff an Bord sei.

Das illegale Feuerwerk, dass meist aus China stammt, erreicht Deutschland meist über Polen oder Tschechien. Organisierte Kriminelle setzten zuletzt aber auch vermehrt auch auf den Internethandel, erklärte Zollsprecher Andre Lenz. Über die Zusammenarbeit mit Postfirmen sei die Zollfahndung auch an diesem Phänomen dran. Schwieriger sei es hingegen, kleine Internet-Bestellungen von Privatleuten im EU-Ausland zu verhindern.

Auch der kleine Grenzverkehr beispielsweise über die Oder macht dem Zoll zu schaffen. Vielen Käufern sei beim Einkauf egal, wie brandgefährlich die Böller seien. Niemand wisse bei den chinesischen Fabrikationen genau, wie viel Schwarzpulver und andere Chemikalien in den Knallern enthalten seien.

Die Bundesanstalt für Materialforschung warnt: "Diese Pyrotechnikartikel können zu erheblichen Verletzungen führen." Geprüftes Feuerwerk erkenne man an der Registriernummer und dem CE-Zeichen.

Dieses Sicherheitsprüfzeichen allein schütze aber nicht vor bösen Überraschungen, erklärte der Frankfurter Zöllner Siegmund Poloczek. Auf den polnischen Märkten seien auch Profiböller der Klasse 3 und 4 zu haben, die in Deutschland nur für ausgebildete Pyrotechniker zugelassen sind. Mit "Rohrbomben" und Knaller-Batterien, die es locker auf 20 Kilo bringen können, können ganze Autos in die Luft gejagt werden.

Schwerste Verletzungen seien bei Laien nicht auszuschließen, weil diese Böller normalerweise mit einem elektrischen Signal über eine Zündschnur aus einer sicheren Entfernung gezündet werden. Will jemand mit einem Feuerzeug so einen Profiböller zünden, explodiert der sofort.

Übrigens: Das Einschmuggeln von illegalen Feuerwerks- und Knallkörpern ist kein Kavaliersdelikt und wird hart bestraft. So sind nach dem Sprengstoffrecht bis zu zu drei Jahre Gefängnis möglich.
Außerdem müssen Schmuggler für die fachgerechte Entsorgung durch Sprengstoffexperten aufkommen, so Wamser.

(bur/dpa)
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