Geheim-Operation in München Siamesische Zwillinge erfolgreich getrennt

München (RPO). Die kleine Mercy und ihre Schwester Godness haben ein neues Leben vor sich. In einer Geheimoperation in München wurden die beiden miteinander verwachsenen Mädchen getrennt. Es geht ihnen gut. Die Vorbereitungen hielten die Ärzte über Monate geheim.

Siamesische Zwillinge nach Trennung wohlauf
8 Bilder

Siamesische Zwillinge nach Trennung wohlauf

8 Bilder
Foto: ddp

"Die Operation ist genau wie geplant verlaufen", sagte der Direktor der Münchner Universitätsklinik, Dietrich von Schweinitz, am Dienstag. Die Klinik habe die bereits am 21. November erfolgte Operation der an Bauch und Brust zusammengewachsenen Mädchen trotz fünfmonatiger Vorbereitungszeit bewusst geheim gehalten, erklärte der Professor. "Die Erfahrung hat gezeigt, dass Operationen siamesischer Zwillinge oft unter einem ungeheuren öffentlichen Druck erfolgen, der einen gesamten Klinikbetrieb stören kann", sagte Schweinitz.

Die Mädchen mit den Vornamen Mercy und Godness seien bereits im Juli nach München gebracht worden. Die Operation war nach Angaben der Fachärzte nicht besonders kompliziert. Die Lebern der Babys seien im Mutterleib mit einer breiten Brücke zusammengewachsen, die getrennt werden musste. "Gott sei Dank ist das heute kein großes Problem mehr", sagte Operateur Rainer Grantzow. Auch die Herzbeutel der Kinder seien verklebt gewesen und mussten getrennt werden. Ansonsten hätten sich die Organe und Körperglieder unabhängig vollständig entwickelt.

"Die Operation hat insgesamt 4,5 Stunden und war ohne größere Problem zu bewerkstelligen", sagte Klinikchef Schweinitz. "Mercy und Godness geht es inzwischen gut", fügte er hinzu. "Die Mädchen werden wahrscheinlich ein ganz normales Leben führen können, abgesehen von einer Narbe am Bauch." Um die Bauchdecke schließen zu können, musste unter anderem monatelang mit Hautdehnungen Material für die Abdeckung der großen Wunden gewonnen werden. Dies habe sich bei den kleinen Kindern wegen deren Lebhaftigkeit etwas schwierig erwiesen, sagte Schweinitz. "Sonst hätten wir schon im September operieren können."

Das Münchner Haunersche Kinderspital verfügt nach eigenen Angaben über die größte Erfahrung bei der Trennung siamesischer Zwillinge in Deutschland. In den vergangenen 50 Jahren seien 13 siamesische Zwillinge behandelt worden, elf seien erfolgreich getrennt worden. Dank der modernen Diagnosetechniken wie der Kernspintomographie seien die Operationen heute besser vorzubereiten, als in früheren Jahrzehnten, sagte Operateur Grantzow.

Die Trennung der nigerianischen Mädchen werde durch Spenden finanziert. Von den 35.000 Euro Operationskosten sammelte das Deutsche Rote Kreuz trotz der Geheimhaltung bereits 25.000 Euro. Einen wesentlichen Betrag stellte dabei die Schlagersängerin Andrea Berg zur Verfügung.

Rotkreuz-Schwestern vermittelten Operation

Die Initiative zu der Operation kam von der DRK-Schwesterschaft in Krefeld: "Wir betreuen in Nigeria ein Krankenhaus und hatten von den Zwillingen erfahren", sagte Oberin Karin Meincke. "Daraufhin haben wir uns entschlossen, den Kindern zu helfen." Die Wahl der Münchner Klinik sei wegen deren großen Erfahrung in der Trennung siamesischer Zwillinge erfolgt.

Professor Schweinitz stellte den beiden Mädchen eine günstige Prognose: "Sie sind auf einem sehr guten Weg." Zwei Wochen nach der Operation ist der Zustand der kleinen Mädchen inzwischen so stabil, dass ihre Mutter Cordelia Egwuindu sie am Dienstag auf dem Arm den Fotografen präsentieren konnte. "Es sind ganz süße lebhafte Mädchen, die eine ist etwas robuster, die andere zarter - ganz normale Kinder eben", sagte Klinikleiter Schweinitz. Die Mädchen müssten noch einige Zeit in München bleiben, bis ihre Wunden vollständig verheilt seien. Danach könnten sie nach Nigeria fliegen und dort weiter betreut werden.

Um den Rest der Operationskosten zu finanzieren hat das Rote Kreuz ein Spendenkonto eingerichtet. (DRK Schwesternschaft, Sparkasse Krefeld, Kontonummer 34 144, Bankleitzahl 320 500 00, Verwendungszweck Auslandshilfe)

(ap)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort