Comeback einer Tradition Sexy in Feinripp

Berlin (rpo). Bei "Feinrippunterhemd" denkt fast jeder an bierbauchige Männer vor der Glotze. Die "Feinrippunterhose" lässt Assoziationen an pickelige Jünglinge wach werden, denen ein schlabbriges Etwas um die Knöchel schlottert. Jahrelang als Erotikkiller verschrien, entdecken Wäschehersteller den Charme des Feinripp neu.

Dabei geht es auch ganz anders: Bei Bruno Banani heißt die Herren-Wäsche-Linie mit Rippstruktur "Perfect Men". Und Popstar Shania Twain beweist auf dem Cover zu ihrem Album "UP!", dass Frau "selbst in abgewetzter und durchlöcherter Feinrippunterwäsche ungeheuer sexy" aussehen kann - zumindest empfand das der CD-Rezensent der ARD so.

Der Feinripp-Hersteller par excellence - das Radolfzeller Textilunternehmen Schiesser - hat im vergangenen Herbst einige klassische Feinripp-Modelle aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wiederbelebt. Die Kollektion "Schiesser Revival" laufe "hervorragend", sagt Danielle De Bie, die die Traditionsserie betreut. Bei einigen der auf ein junges, modebewusstes, auf Qualität bedachtes Publikum zugeschnittenen Artikel gebe es inzwischen schon Engpässe.

Die Modelle Siegfried und Bella etwa seien aus besonders elastischer "langstapeliger ägyptischer Makobaumwolle", schwärmt De Bie. Das Gewebe entspreche dem Original-Feinripp, der 1923 erstmals hergestellt wurde. Darin hätten sich schon unsere Großeltern wohlgefühlt. Auf die Idee für die Wäsche a la Opa kam das Traditionshaus Schiesser, das 2005 sein 130-jähriges Bestehen feiert, unter anderem, weil man bei jungen Modeinteressierten einen Trend zu qualitativ hochwertigen Produkten von zeitloser Eleganz beobachtet habe, sagt De Bie.

Klischee vom Erotikkiller

Trotzdem: In den Köpfen spukt noch immer das Klischee vom Erotikkiller Feinripp herum. Die Fraktionschefin der Grünen in Bayern, Margarete Bause, nannte die Frauenpolitik der CSU einmal "so sexy wie eine Feinrippunterhose". Und wer an einem schönen Sommersamstag schwitzende Männer im Feinrippunterhemd beim Autowaschen im Hof oder Rasenmähen in der Kleingartenanlage beobachtet, versteht, was sie meint.

In Hamburg allerdings haben sieben schmucke Jungs sogar für ihre Band den Namen "Feinripp" gewählt. Seit 1993 spielen sie unter diesem Markenzeichen deftigen Rock, erdigen Blues und auch mal einen "geilen Schlager" (www.feinripp.info). Der Bandname sei ein Zufallsprodukt, erzählt Drummer Thomas Krohn. Während einer Probe sei eine Freundin in den Raum gekommen, die ein Feinripp-Shirt trug. "Da haben wir uns nur kurz angeguckt, und die Band hieß Feinripp", erinnert sich Krohn.

Damit war die Freundin der Hamburger in bester Gesellschaft. Shania Twain trägt auf ihrem Album-Cover ein klassisches weißes Hemdchen im Stil eines Herrenunterhemdes. Und auch in der Schiesser Kollektion wird es im kommenden Herbst/Winter unter dem Namen Sieglinde ein Feinripp-Long-Shirt "auch zum Drübertragen" geben.

Feinripp ist offenbar wirklich nicht zu schlagen. So wirbt Burlington für seine Wäscheserie "Cotton Stretch Rib" mit den "Komforteigenschaften hochwertiger Baumwolle, kombiniert mit der hohen Elastizität und Rücksprungkraft von Elasthan". Und auch Bruno Banani lobt seine "Perfect"-Serie mit "feinster Rippstruktur" für ihre "hohe Passform und Elastizität".

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