Geständnis im Fall Stephanie Sexualtäter Mario M. filmte heimlich Kinder
Dresden (RPO). Der Entführer von Stephanie hatte vor seiner Tat nicht nur seinem damals 13-jährigen Opfer wochenlang aufgelauert, bevor er das Mädchen verschleppte und gefangen hielt. In seiner Wohnung wurden zahlreiche Aufnahmen anderer Kinder gefunden, die er heimlich beobachtet hatte.

Fall Stephanie: Mario M. muss sich verantworten
Der Angeklagte Mario M. hat gestanden, dass er die heute 14-jährige Stephanie aus Dresden entführt und auf sadistische Weise gequält, missbraucht und vergewaltigt hat. Er hatte seine Tat offenbar minutiös geplant, er fertigte Videoaufnahmen von Stephanie an - und er hatte zuvor schon andere Kinder heimlich gefilmt.
Eine Polizistin erzählte vor Gericht als Zeugin über 15 Videokassetten, die in der Wohnung des Angeklagten gefunden worden waren. Sieben davon zeigten Aufnahmen mit Stephanie. Auf den anderen seien Kinder offenbar heimlich in Alltagssituationen gefilmt worden, etwa beim Plantschen in der Elbe.
Staatsanwältin Liane Pospischil sagte, der Angeklagte habe die damals 13-Jährige Stephanie gezielt als Opfer ausgesucht und rund acht Wochen beobachtet, ehe er sie am 11. Januar dieses Jahres auf dem Weg zur Schule gefesselt und in einer Holzkiste zu seiner Wohnung gebracht habe. Er habe Stephanie erklärt, dass sie als seine Sexsklavin bis zum 14. Lebensjahr bei ihm bleiben werde, sagte die Staatsanwältin. Das Mädchen musste täglich mehrere Male perverse Fantasien des Täters erfüllen. Mario M. soll die 13-Jährige auch gewürgt und öfter geknebelt in die 50 mal 49 mal 94 Zentimeter große Kiste gesperrt haben.
Greueltaten auf Video gefilmt
Die meisten seiner Taten nahm der Anlagenbauer, der wegen Vergewaltigung einer 14-Jährigen bereits vorbestraft ist, mit einer Videokamera auf. Zur Einschüchterung habe er Stephanie damit gedroht, ihr den Kopf abzuschlagen oder sie an seine Hunde zu verfüttern. An dieser Stelle der Anklageverlesung rastete Mario M. aus. Er sprang plötzlich auf, als wolle er weglaufen. Sofort griffen mehrere Polizisten ein. Sie überwältigten den Angeklagten, der sich heftig wehrte, und führten ihn aus dem Gerichtssaal.
Stephanie war es gelungen, bei einem der Spaziergänge mit ihrem Peiniger Zettel mit einem Hilferuf auf die Straße fallen zu lassen. So konnte sie am 15. Februar befreit werden.
Mario M. war der Geiselnahme in Tateinheit mit Kindesentziehung, Körperverletzung und des sexuellen Missbrauchs von Kindern in sechs Fällen und des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in 24 Fällen in Tateinheit mit Vergewaltigung angeklagt, und er ist einschlägig vorbestraft.
Verteidiger Andreas Boine hatte zu Prozessbeginn beantragt, die Öffentlichkeit auszuschließen: "Mein Mandant ist persönlichkeitsgestört, und ich finde es bedenklich, dass man die intimsten Details in der Öffentlichkeit ausbreitet." Das Gericht lehnte den Antrag ab.
Stephanie soll Donnerstag aussagen
Stephanie und ihre Eltern waren am ersten Prozesstag nicht anwesend. Die 14-Jährige soll erst am Donnerstag als Zeugin aussagen. Der Anwalt der Familie, die als Nebenklägerin auftritt, Ulrich von Jeinsen, sagte, dass das Mädchen froh sei, dass der Prozess jetzt beginne. Sie und ihre Familie würden abgeschirmt. Bei ihrer Vernehmung werde sie den Angeklagten nicht sehen. Stephanie war bereits am Donnerstag vergangener Woche im Landgericht und hatte sich den Gerichtssaal, in dem die Verhandlung gegen ihren Peiniger stattfindet, angesehen.
Dem Angeklagten drohen als Höchststrafe 15 Jahre Freiheitsstrafe und anschließende Sicherungsverwahrung. Laut einem Gutachter liegt bei Mario M. keine verminderte Schuldfähigkeit vor. Die Staatsanwaltschaft hatte vor dem Prozess immer wieder betont, alles zu unternehmen, damit Mario M. nie wieder auf freien Fuß kommt. Auch Stephanie hatte in einem ZDF-Interview die Hoffnung geäußert, dass Mario M. lebenslang hinter Gitter kommen möge.
Der Rechtsanwalt der Familie betonte, dass wegen der Polizeipannen bei der Fahndung nach Stephanie zunächst kein Prozess mehr wegen Schmerzensgeld in Höhe von einer Millionen Euro angestrengt werde. Er sprach von vertraulichen Verhandlungen mit der sächsischen Staatsregierung. Das bestätigte auch ein Sprecher des Innenministeriums. "Wir werden alles tun, damit es nicht zu einer Klage kommt. Unsere Hand bleibt ausgestreckt", sagte der Sprecher.