SEK-Einsatz in Saarbrücken endet unblutig "Wir merken, dass die Bevölkerung nervöser ist"

Saarbrücken · Zunächst ging die Polizei vom Schlimmsten aus, doch dann gab es zum Glück rasch Entwarnung. Ein Polizeieinsatz in Saarbrücken zeigt, dass Sicherheitsbehörden derzeit mit allem rechnen. Und die Nervosität in der Bevölkerung zunimmt.

Polizeibeamte mit einem Diensthund stehen vor dem Restaurant, in dem sich der psychisch kranke Mann verschanzt hatte.

Foto: dpa, ua gfh

Souad Flegel ist schockiert. Sie ist auf dem Weg zur Arbeit ins Saarbrücker Restaurant "Dubrovnik", aber die Polizei lässt sie nicht durch. In dem Lokal, in dem die Studentin als Aushilfe jobbt, soll sich ein Mann mit Pistole verschanzt haben.

Schnell wird bekannt, dass er alleine ist und aus persönlichen Gründen handelt, aber die Aufregung in der saarländischen Landeshauptstadt ist groß. Nach gut zwei Stunden kommt Entwarnung: Der 43-Jährige sei bei dem Einsatz des Spezialeinsatzkommandos widerstandslos in Gewahrsam genommen worden. Er lag schlafend im Keller - und hatte gar keine Waffe dabei.

Polizei geht aktuell vom "Schlimmsten" aus

Die Polizei reagiere in diesen Tagen "sensibler" und müsse immer erstmal vom Schlimmsten ausgehen, sagt der Sprecher der Polizei in Saarbrücken. Was kein Wunder ist: Hatte doch eine Fehde zwischen zwei verfeindeten Rockerbanden vergangene Woche Saarbrücken in Atem gehalten. Hinzu kommt nach den Anschlägen in Bayern sowie Frankreich und Belgien die permanente Terrorangst. "Wir merken, dass die Bevölkerung nervöser ist", sagt der Sprecher. Das wirke sich auch auf die Arbeit der Polizei aus.

Für den Einsatz sperrt die Polizei mehrere Straßen mitten in der Innenstadt ab. Menschen stehen hinter den Absperrbändern und beobachten jede Bewegung der Einsatzkräfte. "Man hat ein mulmiges Gefühl", sagt Daniel, der eigentlich in einem Geschäft im abgesperrten Bereich arbeiten sollte. Dabei ist Saarbrücken am Sonntag eigentlich in Feierlaune: Das Saar-Spektakel lockt mit Konzerten und Wettbewerben tausende Besucher an.

"Der Einsatz schien zunächst spektakulärer, als er es am Ende war", fasst ein Polizist zusammen. Am Vormittag sei die "Bedrohungslage" gemeldet worden: Ein blutverschmierter Mann sei in das Lokal gekommen und habe Reinigungskräfte weggeschickt. Das Restaurant sei noch nicht geöffnet gewesen, sagt Aushilfskraft Flegel hinter dem Absperrband.

Der Mann sei im Lokal bekannt, sagt der Polizist. "Er ist in einem Verwandtschaftsverhältnis mit der Inhaberin." Es handele sich um einen Familienbetrieb - und der 43-Jährige gehöre zur Familie. Wie genau, sei noch unklar. Auch das Motiv für sein Handeln müsse noch ermittelt werden. "Vermutlich spielten Alkohol und Drogen auch eine Rolle." Angaben habe der Mann keine gemacht, als er von der Polizei gestellt wurde.

Er sei leicht verletzt, sagt der Polizist. Ob er sich selbst oder bei einer vorherigen Auseinandersetzung verletzt habe, wisse man noch nicht. Er kam erst einmal in eine Klinik, zur Begutachtung seiner Verletzungen. Möglicherweise liege eine psychische Störung vor. "Ich bin beruhigt, dass nichts Schlimmeres passiert ist", sagt Flegel erleichtert. Und nachdem das Absperrband der Polizei eingerollt ist, füllen sich die Straßen rasch wieder.

(felt/dpa)