Musiker muss Textpassagen ändern Sechs weitere Klagen gegen Bohlen

Hamburg (rpo). Ärger ohne Ende: Dem Musiker Dieter Bohlen sind nach einem Zeitungsbericht sechs weitere einstweilige Verfügungen gegen das Buch "Hinter den Kulissen" zugestellt worden.

Hamburg (rpo). Ärger ohne Ende: Dem Musiker Dieter Bohlen sind nach einem Zeitungsbericht sechs weitere einstweilige Verfügungen gegen das Buch "Hinter den Kulissen" zugestellt worden.

Zu den Kägern zählen die Schauspielerin Isabel Varell und der Ex-Telekom-Manager Jürgen Kindervater sowie der ehemalige Lebensgefährte der "Tagesschau"-Sprecherin Eva Herman, Michael Bischoff.

Ein Gerichtsvollzieher habe Bohlen auf der Frankfurter Buchmesse am Donnerstag insgesamt sechs weitere einstweilige Verfügungen überreicht, berichtete die Münchner "Abendzeitung" (Samstagsausgabe). Herman, ihr Kollege Jens Riewa und Jenny Elvers- Elbertzhagen hatten bereits ihre Persönlichkeitsrechte verletzt gesehen. Textpassagen müssen deshalb geändert werden. Der Verlag Random House hatte angekündigt, bereits bis zu diesem Montag eine überarbeitete druckreife Fassung des Bohlen-Buches vorzulegen.

Das Bohlen-Buch war am 4. Oktober in einer Auflage von 200 000 Exemplaren in den Handel gekommen, musste jedoch nach einer ebenfalls vorliegenden einstweiligen Verfügung des früheren Bohlen- Partners Thomas Anders zurückgerufen worden. Dass auch Bischoff zu den Klägern gehört, war bereits vor einer Woche bekannt geworden.

Das Hamburger Landgericht gab am Freitag den "Tagesschau"-Sprechern Eva Herman und Jens Riewa sowie Schauspielerin Jenny Elvers in vollem Umfang Recht und bestätigte sechs Einstweilige Verfügungen gegen das Bohlen-Werk "Hinter den Kulissen". Bohlen habe "zum Teil ehrenrührige Tatsachenbehauptungen" aufgestellt, die vor Gericht nicht "glaubhaft gemacht worden seien", urteilte die Pressekammer unter Vorsitz von Richter Andreas Buske. Der Verlag Random House will gegen das Urteil vorgehen.

Einstündige Verhandlung

Rund 60 Minuten dauerte die Verhandlung, in der es um den Widerspruch von Bohlen und des Verlags gegen die Einstweiligen Verfügungen ging, die die Prominenten erreicht hatten. Mit dem Urteil vom Freitag ist der Verlag weiter verpflichtet, in der nächsten Auflage bestimmte Passagen zu streichen. Den Vertrieb des Buchs und Hörbuchs "Hinter den Kulissen" hat Thomas Anders mit Einstweiligen Verfügungen des Berliner Landgerichts gestoppt.

Herman und Riewa, Elvers und Hermans Freund werfen Bohlen vor, falsche Angaben über sie zu verbreiten. Bohlen und der Buchverlag Random House widersprachen dem am Freitag. Vor Gericht ließen sich alle Prominenten von ihren Anwälten vertreten.

Die Anwältin des Verlages Random House, Renate Damm, und Bohlens Vertreter Michael Nesselhauf stützten die umstrittenen Buchpassagen teilweise mit Eidesstattlichen Versicherungen von Zeugen. Damm fragte: "Warum sollte ein Mann wie Bohlen sich das alles aus den Fingern saugen?"

Bohlen "nicht ausreichend glaubhaft"

Dem widersprach Promi-Anwalt Matthias Prinz, der die Bohlen-Gegner vertritt. "Bohlen hat nicht ausreichend glaubhaft gemacht, dass das stimmt, was in seinem Buch steht", sagte Prinz nach der Verhandlung. Er hatte auch mehrere Eidesstattliche Versicherungen vorgelegt, in denen die Angaben von Bohlen bestritten werden.

Nicht Teil des Hamburger Verfahrens ist der Streit zwischen Bohlen und seinem früheren Partner Anders, der in Berlin verhandelt wird.

Der Leiter der Rechtsabteilung von Random House, Rainer Dresen, warf Anwalt Prinz vor, eine Show vor Gericht zu veranstalten. "Das ist der Beginn einer Entwicklung, wonach die Rechtsprechung über die Yellow Press in die Literatur hinübergezogen werden soll", sagte er. Prinz hatte mit zahlreichen Prozessen dafür gesorgt, dass nicht mehr so freizügig über Promis berichtet werden darf.

Dresen räumte über Bohlens Buch ein: "Ein Großteil ist wahr, nicht alles." Über Bohlen sagte er: "Der Fehler ist, dass man alles, was er sagt, auf die Goldwaage legt." Laut Dresen ist die Erstauflage von 200.000 Exemplaren schon verkauft. Er kündigte Rechtsmittel gegen die Entscheidung an.

Die Hamburger Anwälte gehören zur allerersten Riege: Nesselhauf hat schon Bundeskanzler Gerhard Schröder in dem Streit um gefärbte Haare vertreten, Renate Damm war jahrelang die juristische Speerspitze des Springer-Verlages, und der mit zahlreichen Assistenten erschienene Prinz gilt als der bekannteste Medienanwalt Deutschlands.

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