Mutmaßlicher Mörder von Kardelen gefasst Schwiegervater gibt entscheidenden Hinweis

Paderborn (RPO). Rund einen Monat nach dem Mord an der achtjährigen Kardelen aus Paderborn ist der mutmaßliche Täter in der Türkei gefasst worden. Der entscheidende Hinweis zu der Festnahme kam den Ermittlern zufolge vom Schwiegervater des Tatverdächtigen.

Der 29-jährige Ali K., ein Nachbar von Kardelens Familie, wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft am späten Dienstagabend im ägäischen Ort Didim in der Westtürkei festgenommen. Mit einer Auslieferung von Ali K. nach Deutschland wird nicht gerechnet. Die türkischen Behörden wollten das Verfahren weiterführen, sagte Staatsanwalt Ralf Vetter am Mittwoch in Paderborn. K. hatte sich kurz nach der Tat in die Türkei abgesetzt.

Der Schwiegervater war seit Tagen auf der Spur von Ali K. gewesen und hatte ein Treffen mit ihm vereinbart. Der Gesuchte sei am Dienstagabend gegen 23 Uhr türkischer Ortszeit festgenommen worden, so die Paderborner Staatsanwaltschaft. Die Mordkommission in Paderborn stehe weiterhin in Kontakt mit dem Verbindungsbeamten des Bundeskriminalamtes (BKA) in Ankara und erwarte im Laufe des Tages die Mitteilung weiterer Details.

Der Erzbischof von Paderborn, Hans-Josef Becker, zeigte sich über die Festnahme des mutmaßlichen Mörders von Kardelen erleichtert. "Es ist beruhigend zu wissen, dass der Täter dieses verabscheuungswürdigen Verbrechens nun durch die Polizei festgenommen werden konnte und den Richtern vorgeführt wird", sagte Becker.

Internationaler Haftbefehl

Nach dem türkischen Staatsbürger Ali K. war seit Anfang Februar mit internationalem Haftbefehl gefahndet worden. Die Leiche des Mädchens war Mitte Januar etwa 60 Kilometer von ihrem Wohnort entfernt am Möhnestausee im Sauerland gefunden worden. Sie wurde laut Obduktion und nach Auswertung von DNA-Spuren in der Wohnung des mutmaßlichen Täters in Paderborn, 30 Meter von ihrem Elternhaus entfernt, missbraucht und erstickt.

Nun soll auch die Frau von Ali K., die sich bei Verwandten in der Türkei aufgehalten hatte, vernommen werden. Auf diese Weise erhoffen sich die Ermittler nähere Einzelheiten darüber, wie die Leiche des achtjährigen Kindes vom Tatort in Paderborn zum Möhnesee im Sauerland gebracht wurde. Gegen die Frau von K. bestehe aber kein Tatverdacht, so die Staatsanwaltschaft. Dies gelte auch für den Fall, dass die Frau an der Beseitigung von Kardelens Leiche beteiligt gewesen sein sollte. Die "Strafvereitelung zugunsten eines Ehegatten" bleibe straffrei, sagte Vetter. Auch gegen weitere Personen werde nicht ermittelt.

Mitte Januar am Möhnesee tot aufgefunden

Kardelen war am 12. Januar von ihren Eltern als vermisst gemeldet worden. Am Tag ihres Verschwindens hatte das Mädchen am Mittag die Wohnung ihrer Eltern in Paderborn verlassen, um mit einer Freundin zu spielen. Etwa eine halbe Stunde später war sie zum letzten Mal gesehen worden.

Zwei Tage später hatten Zeugen an der Staumauer des Möhnesees im Sauerland die teilweise zerrissene Kleidung des Mädchens gefunden. Bei der anschließenden Suchaktion wurde die unbekleidete Leiche in einer Tannenschonung am Seeufer gefunden. Die Ermittler waren über eine am Fundort der Leiche entdeckte Visitenkarte eines türkischen Juweliers auf die Spur des Mannes gekommen.

Der 29-Jährige war zwei Tage nach der Tat mit seiner Frau vom Flughafen Köln-Bonn nach Izmir geflogen. Dort soll er sich Zeugenaussagen zufolge bis zum 30. Januar aufgehalten haben. Danach hatte sich zunächst seine Spur verloren.

(DDP)
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