Neuinfektionen steigen weiter Schweinegrippe erreicht NRW-Schulen

Berlin/Düsseldorf (RP). An NRW-Schulen erkranken immer mehr Lehrer und Schüler an der Schweinegrippe. In Düsseldorf hat ein Mann nach der Impfung einen lebensbedrohlichen Allergie-Schock erlitten. Die Zahl der Neuinfektionen steigt weiter.

Schweinegrippe-Impfaktion: Fragen und Antworten
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Foto: AP

Die Schweinegrippe breitet sich weiter aus. Zwei Schulen in Düsseldorf können seit gestern nur noch eingeschränkt arbeiten, weil Lehrer und Schüler erkrankt sind. An einer Grundschule bleibt eine dritte Klasse vorsorglich bis zum Wochenende zu Hause, nachdem 14 Kinder über Grippe-Symptome geklagt hatten. An einer Hauptschule fehlen zehn von 25 Lehrern sowie 120 Schüler. Bei dreien dieser Lehrer und zwei Schülern wurde das neue Grippevirus bisher nachgewiesen. Geschlossen wurden die Schulen bislang nicht.

Das Gesundheitsamt Remscheid ließ gestern eine Grundschule schließen, nachdem rund ein Viertel der 170 Schüler einer Grippesymptome zeigten. Bis einschließlich kommenden Dienstag fällt der Unterricht aus. Auch auf ihren traditionellen Martinsumzug müssen Kinder und Eltern verzichten. Tags zuvor waren bereits eine Schule in Duisburg sowie drei in Bottrop wegen des Ausbruchs der Schweinegrippe geschlossen worden.

Der Düsseldorfer Arzt Christian Wittig bestätigte einen Bericht unserer Zeitung, dass bei den Impfungen erstmals eine lebensgefährliche allergische Reaktion aufgetreten ist: Ein 30-jähriger Mann hatte nach der Impfung einen schweren Allergie-Schock erlitten. Glücklicherweise befand sich der Mann noch in der Arztpraxis und konnte sofort notversorgt werden. Der Mann habe einen Kreislaufkollaps erlitten, sei aber noch ansprechbar gewesen. Nach einer Notfallbehandlung wurde er ins Krankenhaus gebracht und konnte die Klinik kurz darauf aber wieder verlassen.

In NRW ist die Gesamtzahl der H1N1-Infektionen sprunghaft angestiegen. Mit 595\x0fneuen Fällen in der vergangenen Woche gab es deutlich mehr Infizierte als in der Woche zuvor (477). Die Gesamtzahl der Fälle erhöhte sich auf 7455. Nordrhein-Westfalen liegt damit bundesweit hinter Bayern auf Platz zwei bei der Zahl der Schweinegrippe-Fälle.

Die rapide wachsende Zahl der Neuansteckungen hat auch die Impfbereitschaft in der Bevölkerung steigen lassen. Allein in der zentralen Impfstelle des Düsseldorfer Gesundheitsamtes wurden gestern mehr als 1000 Geimpfte gezählt, während es in der gesamten letzten Woche nur 2000 Patienten waren. Außer in der Impfstelle wird in der Landeshauptstadt auch in den Praxen von 29 niedergelassenen Ärzten geimpft. Vielerorts laufen Organisation der Impfung und Information der Bevölkerung aber schleppend und für die Bürger unbefriedigend. Der Allgemeinmediziner Norbert Koch aus dem Kreis Wesel berichtete, dass er wegen fehlender Impfdosen nur 80 statt der angemeldeten 120\x0fBürger in dieser Woche impfen könne.

Dabei drängen immer mehr Fachleute auf eine rasche Impfung der Massen. "Bevölkerungsmedizinisch sind wir uns einig, dass Impfen die einzige Chance ist, die Ausbreitung des Virus zu verhindern", sagte der Vizepräsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, unserer Zeitung. "Über die eigene Person hinaus ist es wichtig, große Bevölkerungsgruppen zu impfen. Denn jeder, der nicht geimpft ist und die Krankheit bekommt, kann 100 andere damit infizieren."

Die Verunsicherung in der Bevölkerung ist groß. "Bei uns häufen sich die Fragen zur Schweinegrippe", sagte der Chef der AOK Rheinland/Hamburg, Wilfried Jacobs. Die Kassenärztliche Vereinigung müsse dafür sorgen, dass die Ärzte die Impfwilligen einheitlich informieren, betonte er. Absagen von Großveranstaltungen sind in NRW bislang nicht geplant. Der SPD-Gesundheitsexperte und Mediziner Karl Lauterbach rät allerdings zur Vorsicht in der am 11. November beginnenden Karnevalssession. "Wenn die Grippe um sich greift, ist es nicht das Intelligenteste, sich zu bützen und die Viren auszutauschen", sagte Lauterbach unserer Redaktion.

(RP)
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