Autofahrer in Notunterkünften Schneechaos in Bayern - Rekordschnee in der Schweiz

München (rpo). Die Menschen im Süden Deutschlands wissen, dass sie nicht in den Tropen leben, aber der Winter 2005/2006 zeigt sich doch von lange nicht mehr erlebter Härte. Schon wieder behindern massive Niederschläge in ganz Bayern den Verkehr, Zugverbindungen mussten teilweise eingestellt werden. Und es gibt noch keine Entwarnung. Auch die Schweiz wurde von Rekordschneefällen heimgesucht. Der Verkehr brach großräumig zusammen, Autofahrer mussten in Notunterkünfte gebracht werden.

Die Schneemassen kehren zurück
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Die Schneemassen kehren zurück

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Foto: ddp

Nach den massiven Schneefällen sind in München am Sonntag zwei Hallen unter der Last des Schnees eingestürzt. Wie ein Polizeisprecher sagte, wurde dabei niemand verletzt. Bei den zusammengebrochenen Gebäuden handelt es sich um eine Tennis- und eine Lagerhalle.

Dem Sprecher zufolge war bei der Tennishalle bereits ein Einsturz befürchtet worden. Feuerwehrleute hatten noch versucht, das Dach vom Schnee zu befreien. Allerdings hielten die Nähte der Planenbespannung der schweren Last nicht mehr stand. Weder in der Tennis- noch in der Lagerhalle hielten sich zum Zeitpunkt des Einsturzes Personen auf.

Zugverkehr unterbrochen

Wie die Deutsche Bahn am Sonntagmorgen in München mitteilte, ist der gesamte Zugverkehr auf der Strecke München-Augsburg-Ulm und südlich davon unterbrochen. In der Region Süd-Schwaben und im Allgäu fahre kein Zug. Auch die S-Bahn München habe um 6.45 Uhr aus Sicherheitsgründen ihren Betrieb eingestellt. Durch Schneebruch und weiter andauernden Schneefall sei das Risiko zu groß geworden, hieß es.

Auch auf den Straßen kam es wieder zu erheblichen Behinderungen. Die Staus auf den Autobahnen um München lösten sich zwar auf, der Verkehr auf den schneebedeckten Fahrbahnen rollte aber an vielen Stellen nur stockend, teilte die Polizei mit. Es gab eine Reihe leichter Unfälle mit Blechschäden. Der Deutsche Wetterdienst gab Unwetterwarnungen für Schwaben, Ober- und Niederbayern heraus. Er rechnete mit bis zu 40 Zentimetern Neuschnee und empfahl, Autofahrten zu vermeiden.

Auf dem Flughafen München kam am Samstagabend ein Passagierflugzeug beim Beschleunigen von der Startbahn ab und rutschte auf den Rasen. Die Ursache war nach Polizeiangaben noch unklar. An Bord des Airbus A310 waren zirka 170 Passagiere. Verletzt wurde niemand. Es kam aber zu Behinderungen im Flugverkehr.

Verkehrschaos in der Schweiz

Ein heftiger Wintersturm hat der Schweiz am Wochenende einen Neuschneerekord und ein großflächiges Verkehrschaos beschert. Die von Bayern kommende Sturmfront deckte das Land binnen 24 Stunden mit einer bis zu 60 Zentimeter dicken Nassschneedecke ein. Mindestens zwei Menschen kamen bei dem Unwetter ums Leben, in Teilen der Alpen herrschte höchste Lawinengefahr.

In Freiburg wurde am späten Freitagabend eine 17-Jährige von einem Baugerüst begraben und tödlich verletzt. Nach einer Schleuderfahrt im Emmental kam am Samstag zudem eine Autofahrerin ums Leben. In Züberwangen im Kanton St. Gallen wurde ein Feuerwehrmann am Sonntag bei Räumungsarbeiten schwer verletzt.

Der Verkehr brach großräumig zusammen. Die beiden Transit-Autobahnen A1 und A2 waren in der Nacht zum Sonntag und bis etwa 09.00 Uhr morgens blockiert: Zunächst standen schlecht ausgerüstete Wagen an der Belchenrampe der A2 in Richtung Basel quer. Später schafften ausländische Lastwagen mit Sommerreifen auch die leichte Steigung der A1 zwischen Rothrist und Härkingen nicht mehr. Rund 130 gestrandete Autofahrer wurden im Raum Oftringen im Kanton Aargau in Notschlafstellen untergebracht, weil alle Hotels belegt waren.

Auch jenseits des Autobahnnetzes mussten zahlreiche Straßen gesperrt werden: Unter der nassen Schneelast knickten reihenweise Bäume ein und versperrten über 100 Verkehrswege. Vereinzelt fiel auch der Strom aus. Die Behörden riefen dazu auf, nicht in Wäldern zu spazieren und wenn immer möglich auf Autofahrten zu verzichten.

Gefahr drohte zudem wegen Dacheinstürzen. Zwei Fälle im Kanton Solothurn verliefen glimpflich - dort drückte der Schnee in der Nacht zum Sonntag das Ausstellungszelt einer Messe sowie das Dach einer Scheune ein. In Herzogenbuchsee wurden das Schwimmbad und die Sporthalle vorsorglich geschlossen.

In Zürich und Basel stand bis Sonntagmittag der öffentliche Nahverkehr still. Die Bahn war zum Teil erheblich verspätet, auch der Flughafen EuroAirport in Basel-Mühlhausen war zeitweise lahm gelegt. Stundenlange Verspätungen und Flüge bis weit über die Deadline des Nachflugverbots hinaus gab es am Samstag in Zürich-Kloten.

In den Alpen mussten mehrere Straßen wegen Lawinengefahr gesperrt werden, das Wallis war am Samstag nur noch vom Genfer See und von Süden her erreichbar. Für die Walliser Regionen Leukerbad und Montana rief das Davoser Lawineninstitut erstmals seit zwei Jahren die höchste Alarmstufe aus. Drei Snowboarder lösten am Samstag abseits der Pisten in Churwalden eine Lawine aus und mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

Zahlreiche Verkehrsunfälle in Österreich

Auch in Österreich kam es auf den verschneiten Straßen zu zahlreichen Unfällen. Auf der A1 trugen am Samstagmittag binnen 45 Minuten 25 Autos bei Zusammenstößen Blechschäden davon, zwei Personen wurden leicht verletzt. Einen schweren Unfall erlitt auf der Loferer Alm-Straße ein 37-jähriger Deutscher: Als er Schneeketten aufzuziehen versuchte, geriet der Wagen ins Rutschen. Der Mann stürzte und wurde zwischen dem Auto und einer Schneewand eingeklemmt, so dass er sich das Bein brach.

Unwetterwarnungen im Süden verlängert

Der Deutsche Wetterdienst verlängerte am Samstagabend seine Unwetterwarnung für Baden-Württemberg und gab zudem eine Warnung für Bayern heraus. Bis Sonntagvormittag sollten ergiebige Schneefälle in Baden-Württemberg bis zu 25 Zentimeter Neuschnee bringen, in den Hochlagen des Südschwarzwaldes kann es sogar mehr als 30 Zentimeter geben. In Bayern werden gebietsweise sogar bis zu 40 Zentimeter Neuschnee erwartet.

Der Wetterdienst wies darauf hin, dass wegen der starken Schneefälle die Straßen stellenweise unpassierbar sein könnten. Autos sollten nur mit Winterausrüstung fahren. Es bestehe die Gefahr, dass Bäume unter der Schneelast zusammenbrächen, zudem sei Schneebruch möglich. In Baden-Württemberg sollte der Schneefall am Sonntagvormittag langsam weniger werden, für Bayern sagte der DWD auch für den Vormittag anhaltende und häufig ergiebige Schneefälle vorher.

(afp)
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