Aufrufe zu Gewalt im Netz Schlecky Silberstein bekommt Morddrohung wegen Satire-Video

Berlin · In einem Satire-Video griff Christian Brandes - Künstlername: Schlecky Silberstein - die Vorfälle von Chemnitz auf. Die Reaktion der Rechten fiel heftig aus: Auf seiner Website berichtet Silberstein von Gewaltaufrufen und einer Morddrohung.

Schlecky Silberstein und sein Team hatten das Video in der vergangenen Woche produziert. Das Ergebnis veröffentlichten sie am Montag unter dem Titel „Volksfest in Sachsen“ auf Youtube. In dem 1:37 Minuten langen Clip werden viele Beteiligte der Vorfälle in Chemnitz durch den Kakao gezogen: Rechtsextreme, Gegendemonstranten, Politiker, Polizisten und Journalisten.

Denn die Satiriker greifen verschiedene Ereignisse der vergangenen Wochen in Sachsen auf: Demonstranten ziehen mit Deutschland-Fahnen durch die Stadt und werden von einem Polizisten mit schwarz-rot-goldenem Hut angefeuert. Ein Skinhead bietet Journalisten gegen Geld ein Hitlergruß-Bild an. Jemand verteilt unter den Demonstranten den ausgedruckten Haftbefehl gegen die mutmaßlichen Täter. Ein dunkelhäutiger Mann wird von Rechtsextremen gejagt, während die AfD um Mitglieder wirbt, und die Organisatoren des „#wirsindmehr“-Konzerts mit Freigetränken für die „geilste Party des Jahres“ werben. Ein Journalist fragt schließlich, woher Hass und Hetze kommen - bevor er zu einem Beitrag über Leistungsmissbrauch durch Asylbewerber überleitet.

Eine Szene des Films hatten Silberstein und sein Team in Berlin-Lichtenberg gedreht, wie der Satiriker berichtet. Dafür bauten sie einen Infostand auf und schmückten ihn mit dem Logo der AfD.

Doch diese Parodie-Aktion führte offenbar dazu, dass über den Satiriker jetzt Gewaltaufrufe von Rechtsextremen im Umlauf sind. Ein Video ruft indirekt dazu auf, die Privatadresse des Komikes herauszufinden und ihm und seinen Angehörigen Gewalt anzutun. Silberstein selbst veröffentlichte den Screenshot einer Morddrohung, die er und sein Partner wegen des Videos erhalten hätten.

„Beim Dreh in Berlin-Lichtenberg versammelten sich schnell Anwohner, die den Verdacht schöpften, wir wollten eine gefakte Nazi-Demo in Berlin inszenieren“, berichtet Silberstein auf seiner Homepage. „Geduldig erklärten wir das Set und die Story, bemerkenswert vielen Menschen mussten wir auch die Kunstfreiheit erklären.

Auf ihrer Facebook-Seite behauptet die AfD, dass sie die Hintergründe des Videos nicht kenne. Sie unterstellt, dass „der politische Gegner“ versuche, die Partei mit dem Video schlecht zu machen. „Wir fühlen uns verleumdet.“

Für die Morddrohung macht Silberstein die AfD verantwortlich. Die Partei habe wider besseren Wissens die Behauptung verbreitet, dass Silberstein und seine Team ein gefälschtes Video über die Partei produzieren würden. Dadurch habe die AfD unter ihren Anhängern Stimmung gemacht und Zweifel an den Vorfällen in Chemnitz geschürt. Silberstein zieht einen Vergleich mit der Nazizeit. „Wenn Politiker bei Künstlern auftauchen, um ihnen zu zeigen ‚Wir wissen, wo Du wohnst’, dann sind wir wieder soweit.“

(wer)
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