"Gen-Inventur" in deutschen Wäldern Scheue Wildkatzen breiten sich aus

Bonn · Eine bundesweite gentechnische Inventur der deutschen Wälder zeigt, dass sich die extrem scheue Europäische Wildkatze in Deutschland wieder ausbreitet. Die zurückgezogen lebenden Waldbewohner werden kaum je von Menschen gesichtet.

 Wildkatzen sind deutlich massiger als gewöhnliche Hauskatzen.

Wildkatzen sind deutlich massiger als gewöhnliche Hauskatzen.

Foto: dpa, Martin Schutt

Sie sind keine streunenden Hauskatzen, sondern deutlich massiger und haben einen buschigen Schwanz mit dunklen Ringen. Ihre Hauptnahrungsquelle sind Mäuse. Die Naturschutz-Organisation BUND untersucht im Projekt "Wildkatzensprung" die Verbreitung dieser vom Aussterben bedrohten Katzenart. Bei der Analyse werden Lockstöcke eingesetzt.

Die Holzstöcke werden mit Baldrian besprüht, von denen die Wildkatzen angelockt werden. Reiben sich die Katzen an den Stöcken, bleiben Haare hängen, die dann im Forschungsinstitut Senckenberg analysiert werden. Die Wissenschaftler identifizieren die Tiere über ihr charakteristisches Gen-Profil, dass sich deutlich von einer Hauskatze unterscheidet.

Dabei gibt es auch Überraschungen: Denn selbst in Waldgebieten in unmittelbarer Nähe zum städtischen Ballungsgebiet streifen Wildkatzen durch das Gehölz. So wurden im Kottenforst bei Bonn mindestens elf Wildkatzen entdeckt. Bisher war nicht bekannt, dass sie dort leben.

Die Ergebnisse lassen nach BUND-Angaben darauf schließen, dass es sich um sesshafte und nicht nur um durchstreifende Katzen handelt. Nach Schätzungen leben derzeit etwa 5000 bis 7000 Tiere in Deutschland. Die größten Populationen gibt es in der Eifel, im Hunsrück, im Pfälzer Wald, im Harz und im Nationalpark Hainich in Thüringen.

Der BUND strebt den Aufbau eines Netzes von Waldkorridoren auf einer Länge von 20 000 Kilometern an, um das Revier von Wildkatzen zu erweitern und auch andere bedrohte Tierarten wie den Luchs oder den Baummarder besser zu schützen.

Wildkatzen war noch bis ins 20. Jahrhundert fast in ganz Europa heimisch. Die Zerstückelung von Waldgebieten hat dazu geführt, dass ihr Lebensraum beschnitten wurde.

(dpa)
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