Terror-Prozess fortgesetzt Sauerland-Gruppe erwägte Anschlag auf Ramstein

Düsseldorf · Die mutmaßlichen Terroristen der Sauerland-Zelle hatten nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamts (BKA) den Luftwaffenstützpunkt Ramstein und andere US-Einrichtungen als Anschlagsziele im Visier. "Das Wichtigste sind amerikanische Ziele. Nach denen wird alles ausgerichtet", zitierte ein als Zeuge geladener BKA-Ermittler am Dienstag vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf aus abgehörten Gesprächen der Angeklagten. Der Angeklagte Fritz Gelowicz sagte demnach: "Ramstein hört sich gut an."

Der Auftakt vom "Sauerland-Prozess"
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Die mutmaßlichen Terroristen der Sauerland-Zelle hatten nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamts (BKA) den Luftwaffenstützpunkt Ramstein und andere US-Einrichtungen als Anschlagsziele im Visier. "Das Wichtigste sind amerikanische Ziele. Nach denen wird alles ausgerichtet", zitierte ein als Zeuge geladener BKA-Ermittler am Dienstag vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf aus abgehörten Gesprächen der Angeklagten. Der Angeklagte Fritz Gelowicz sagte demnach: "Ramstein hört sich gut an."

Der Beamte zitierte zahlreiche Passagen aus der Überwachung der Angeklagten in zwei Mietwagen und dem von ihnen zum Bombenbau angemieteten Ferienhaus im Sauerland. Insgesamt hatten die Ermittler rund 30 Stunden Gespräche der Angeklagten abgehört. Dabei sei rund 40 Mal das Wort "Anschlag" auf deutsch und arabisch gefallen, zudem fast 30 mal das Wort "Bombe", sagte der Zeuge.

Gelowicz und der Angeklagte Adem Yilmaz lehnten die Airbase nach den Worten des 30-jährigen Kriminaloberkommissars zunächst als zu schwieriges Ziel ab. Der Mitangeklagte Daniel Schneider habe es dann wieder ins Spiel gebracht: Er habe sich einen Monat dort die Sicherheitsvorkehrungen angeschaut und halte die Tat für möglich.

"Die Welt wird brennen."

Die Angeklagten unterhielten sich dem Zeugen zufolge offen über ihre Pläne, bei denen sie drei Ziele mit Autobomben sowie ein weiteres Ziel mit einem versteckten Sprengsatz treffen wollten. "Flughafen, packen wir irgendwo eine Bombe hin", soll Gelowicz dabei gesagt haben. Einer der Männer habe die symbolische Wirkung des 11. September als Anschlagsdatum betont: "Wenn wir's am 11. kriegen (...) die flippen doppelt aus." Wenn der Anschlag klappe, werde es abgehen: "Die Welt wird brennen." Yilmaz fügte hinzu: "Da müssen welche sterben."

Selbstmordattentate planten die Männer entgegen der ersten Eindrücke der Ermittler aber offenbar nicht, wie der Zeuge weiter berichtete. Dies sei in einigen Unterhaltungen über den möglichen Ablauf der Anschläge und die Zündung der Bomben deutlich geworden. So habe sich Yilmaz besorgt bezeigt, möglicherweise nicht schnell genug den Tatort verlassen zu können. Letztlich planten die Männer offenbar, die Sprengsätze per Handy fernzuzünden.

"Deutschland sucht den Super-Terroristen"

In ihren Gesprächen zeigten sich die mutmaßlichen Terroristen der Aussage zufolge zu Scherzen aufgelegt und machten sich unter anderem über Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble lustig, weil dieser sich nach einem erfolgreichen Anschlag den Journalisten stellen müsse. "Der Schäuble, wenn der vor die Presse tritt, das wird so geil." Gelowicz habe Schäuble imitiert und ihm die Worte in den Mund gelegt: "Wir gehen von einem Terror-Anschlag aus." Yilmaz zitierte der BKA-Ermittler einmal mit den Worten: "Deutschland sucht den Super-Terroristen."

Die Männer waren der Zeugenaussage zufolge offenbar bereit, sich einer Festnahme notfalls mit Gewalt zu entziehen. "Wenn die uns jetzt festnehmen, wir haben falsche Nummernschilder...", soll Gelowicz einmal gesagt haben. "Wenn die die Nummernschilder finden, ist alles vorbei." Yilmaz habe gesagt: "Dann stech' ich ihm den Hals ab." Weiter hieß es in dem Gespräch: "Wir packen die auch mit hier in den Wald."

Die zum Islam konvertierten Deutschen Gelowicz und Schneider, der in Deutschland geborene Türke Atilla Selek und sein Landsmann Yilmaz müssen sich seit 22. April vor Gericht verantworten. Die Anklage lautet auf Mitgliedschaft in einer inländischen und in einer ausländischen terroristischen Vereinigung, Vorbereitung eines Sprengstoffanschlags und Verabredung zum Mord. Der 23-jährige Schneider muss sich zudem wegen versuchten Mordes verantworten, weil er bei seiner Festnahme auf einen Polizisten geschossen haben soll. Die Angeklagten sollen eine deutsche Zelle der Islamischen Dschihad Union (IJU) gegründet haben.

(AP/RPO)
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