Prozess in Hannover Säure-Opfer verklagt Täter auf 250.000 Euro Schmerzensgeld

Hannover · Ihr Ex-Freund schüttete ihr Säure ins Gesicht. Sie verlor ein Auge, die linke Gesichtshälfte ist entstellt. Vanessa Münstermann verlangt deshalb ein Schmerzensgeld. Aber der Anwalt des Täters sagt, sein Mandant habe kein Geld.

"AusGezeichnet": Säureopfer Vanessa Münstermann versteckt sich nicht
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Säureopfer Vanessa Münstermann versteckt sich nicht

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250.000 Euro verlangt eine Frau aus Hannover als Schmerzensgeld nach der Säure-Attacke ihres Ex-Freundes. Zum Auftakt des Zivilverfahrens am örtlichen Landgericht sagte Richterin Stefanie Piellusch, der eingeklagte Betrag sei für deutsche Verhältnisse hoch, aber es sei „eine extreme Tat mit extremen Folgen“ gewesen. Die Kammer würde eine Summe auch in dieser Größenordnung für erforderlich halten. Die Säure-Attacke Anfang 2016 hatte die linke Gesichtshälfte der heute 29-Jährigen zerstört, sie verlor ein Auge sowie ein Ohr und wird sich noch vielen Operationen unterziehen müssen.

Der Anwalt des Täters, Max Marc Malpricht, lehnte die Klage ab. Sein Mandant habe auch kein Geld, eine solche Summe zu zahlen, sagte er. Der heute 34-Jährige wurde im August 2016 zu einer zwölfjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Er blieb ebenso wie das Opfer Vanessa Münstermann der Verhandlung fern. Malpricht machte keine Angaben dazu, ob sein Mandant die Tat bereue. Der Täter hatte Münstermann noch aus der Haft heraus beleidigende Briefe geschrieben. Erst als die junge Frau und ihr Anwalt Andreas Hüttl darüber die Justizvollzugsanstalt informierten, hörten die Belästigungen auf.

Die Zivilkammer will am 2. Oktober ihr Urteil verkünden. Sollte Vanessa Münstermann dann eine hohe Summe zugesprochen werden, kann sie 30 Jahre lang versuchen, über einen Gerichtsvollzieher zumindest an einen Teil des Geldes zu kommen.

Allerdings hat der Inhaftierte weder eine Schul- noch eine Berufsausbildung. Sein Anwalt sagte, die Eltern unterstützten ihn nicht mehr und wollten ihn komplett enterben. Das Ehepaar hatte dem Opfer schon wenige Monate nach der Tat 50.000 Euro zukommen lassen. Weitere 100.000 Euro stellten sie in Aussicht - allerdings nur unter der Bedingung, dass sie nicht mehr öffentlich über den Täter spricht. „So ein Schweigegeld kann ich nicht akzeptieren“, sagte Vanessa Münstermann. Die öffentlichen Auftritte seien für sie auch Therapie.

(wer/dpa)
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