Fleischskandal "Säuerliches" Fleisch in Solinger Betrieb aufgetaucht

Düsseldorf (rpo). Der Fleischskandal zieht weiter seine Kreise. In Nordrhein-Westfalen sind weitere ungenießbare Waren entdeckt worden. Zwei Proben aus einem Solinger Betrieb seien als "säuerlich und faulig" und damit als "genussuntauglich" eingestuft worden, gab ein Sprecher des Landesumweltministeriums am Donnerstag auf Nachfrage bekannt.

An den Betrieb waren insgesamt 650 Kilogramm Fleisch aus Niedersachsen geliefert worden, wovon die Behörden rund 470 Kilogramm sicher stellen konnten. Insgesamt gelangten laut Lieferschein rund 3,2 Tonnen Putenfleisch aus dem betroffenen Betrieb im niedersächsischen Lastrup nach Nordrhein-Westfalen. Davon wurden rund 90 Prozent sicher gestellt.

Aktuellen Analyseergebnissen zufolge haben sich bislang 30 der beschlagnahmten Fleischproben des niedersächsischen Geflügelvermarkters als ungenießbar erwiesen. Es wird wegen gewerbsmäßigen Betrugs und Verstoßes gegen Lebensmittelgesetze ermittelt. Der Geschäftsführer von zwei Betrieben in Lastrup und Lindern (Kreis Cloppenburg) hat sich laut der Oldenburgischen Staatsanwaltschaft gegenüber den Ermittlungsbehörden bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Der Rechtsanwalt des Beschuldigten betonte, sein Mandant schlachte nicht selbst, sondern zerlege nur Ware aus Frankreich und Polen. Er werde prüfen, ob bereits das importierte Fleisch verdorben gewesen sei und gegebenenfalls gegen die Lieferbetriebe vorgehen. Außerdem habe er noch keine Akteneinsicht erhalten. Deshalb könne noch nicht nachvollzogen werden, um welche Lieferungen es sich bei den Fleischproben im einzelnen handelte, sagte der Anwalt.

Aus den Betriebsstätten in Lastrup und Lindern sowie von Abnehmern in verschiedenen Bundesländern war tonnenweise Geflügelfleisch beschlagnahmt worden. Dabei handelte es sich den Angaben zufolge zu 90 Prozent um Puten- und zu etwa 10 Prozent um Hähnchenfleisch. Daraus nahmen Untersuchungsämter aus Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen insgesamt 76 Proben.

Dem Unternehmen aus dem Kreis Cloppenburg wird vorgeworfen, tiefgefrorenes Fleisch aufgetaut und als Frischfleisch in den Handel gebracht zu haben. Zudem soll beanstandete Ware wieder eingefroren und anschließend erneut als frisches Produkt angeboten worden sein.

Ferner wird vermutet, dass mehrere Tonnen mit Wasser manipuliertes Putenfleisch in den Handel gelangt sind. Auf diese Weise soll das Gewicht des Fleisches um 30 Prozent erhöht worden sein. Chemische Analysen verliefen bislang negativ.

(afp)
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