Zuspruch für längere Verjährungsfrist Runder Tisch zum Missbrauchsskandal

Berlin (RPO). Die Bundesregierung richtet im Skandal um den sexuellen Missbrauch an Schulen und Internaten einen Runden Tisch ein. Familienministerin Kristina Schröder und Bildungsministerin Annette Schavan (beide CDU) kündigten am Montag für den 23. April die erste Sitzung an. "Angesichts der jetzt bekannt gewordenen schrecklichen Ereignisse müssen wir dringend handeln", sagte Schröder.

Missbrauch-Skandal an der Odenwaldschule
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Missbrauch-Skandal an der Odenwaldschule

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Derweil wurde weitere Einzelheiten bekannt. Im Missbrauchsskandal an der hessischen Odenwaldschule beklagten bisher insgesamt 24 ehemalige Schüler sexuelle Übergriffe. Schulleiterin Margarita Kaufmann ermutigte Betroffene, weiterhin Fälle aus den 1970er und 1980er Jahren bei der Schule zu melden.

Das Bistum Augsburg zwang elf Jahre nach mutmaßlichem sexuellen Missbrauch von Kindern einen ehemaligen Gemeindepfarrer zur Selbstanzeige. Der Mann steht im Verdacht, sich im Jahr 1999 Kindern gegenüber "auf moralisch fragwürdige" Weise verhalten zu haben.

Schröder sagte zu den Missbrauchsvorwürfen: "Wir müssen alles daran setzen, diese schrecklichen Taten zu verhindern." Die Ministerin strebt unter anderem eine Selbstverpflichtung von Schulen oder Vereinen zu klaren Verhaltensregeln in Missbrauchsfällen an. Parallel dazu sollen Kinder und Jugendliche sensibilisiert werden, damit sie Missbrauch erkennen und klar benennen können.

Gremium mit Kirchen, Lehrern, Verbänden, Ärzten

Um nachhaltige Lösungen zu finden, sollen am Runden Tisch nach Angaben des Familienministeriums Vertreter der Familienverbände, Schul- und Internatsträger, die Katholische und Evangelische Kirche, Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege, Ärzteschaft, Vertreter von Ländern und Kommunen sowie der Deutschen Lehrerverband Platz nehmen. Das Gremium werde auch ausloten, welche Art der Hilfe und Unterstützung die Opfer benötigen.

Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Stephan Ackermann, begrüßte die Ankündigung Schröders: "Die Deutsche Bischofskonferenz ist selbstverständlich dabei." Er sei dankbar für die Initiative der Ministerin. Der Runde Tisch sei ein wichtiger Schritt zu dem gemeinsamen Ziel, sich zügig der gesamten Missbrauchsproblematik zu stellen.

Derweil wächst parteiübergreifend der Zuspruch für eine Verlängerung der Verjährungsfristen für sexuellen Missbrauch. Neben der SPD sprachen sich am Montag auch Vertreter der Union für längere Fristen zur Ahndung der Straftat aus.

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) zeigte sich hingegen skeptisch. Die Verlängerung der Fristen sei kein "Allheilmittel", warnte sie im Deutschlandfunk.

(DDP/top)
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