Transplantationsskandal in Deutschland Rufe nach neuem Abrechnungssystem

Berlin · Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) hat angesichts der Skandale um gefälschte Wartelisten für Organspende-Patienten einen Krisengipfel für den 27. August nach Berlin einberufen. Vertreter des Gesundheitswesens und der Transplantationsmedizin sollen ihm dann Rede und Antwort stehen.

Die wichtigsten Fakten zur Organspende
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Foto: dpa, Jan-Peter Kasper

Zugleich wurde der Ruf nach Konsequenzen aus dem Skandal an den Universitätskliniken in Göttingen und Regensburg lauter. So forderte der Patientenverband Deutsche Hospiz-Stiftung Bahr zum Eingreifen auf. Entscheidend sei, "dass jetzt drastische Strafen mit erheblicher Abschreckungswirkung verhängt werden", sagte der Gesundheitsexperte der Union, Jens Spahn.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier sagte: "Ehrgeiz und Gewinnstreben einiger weniger drohen die Arbeit von Tausenden Ärzten, Pflegefachkräften und Ehrenamtlichen in Verruf zu bringen, die sich dafür engagieren, dass todkranken Patienten mit einer Organspende geholfen werden kann." Steinmeier selbst hatte seiner Ehefrau Elke Büdenbender 2010 eine Niere gespendet.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, warf den Behörden in Bayern Versagen vor. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) empfahl den Kliniken, als Konsequenz aus dem Skandal das interne Abrechnungssystem umzustellen. Vergütungselemente, die auf einzelne Leistungsarten oder Operationen Bezug nähmen, sollten in ein Gesamtbudget einfließen.

"Die Ärzte würden damit weiterhin am finanziellen Gesamterfolg ihrer Abteilung oder ihres Hauses beteiligt, nicht aber direkt von der Erbringung einzelner Leistungen finanziell profitieren", erläuterte DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum.

Derweil gehen die Ermittlungen in Göttingen und Regensburg weiter. Die Vorgänge dämpfen die Bereitschaft zur Organspende. In fünf Fällen hätten Angehörige in den vergangenen zwei Wochen eine Transplantation mit dem Hinweis auf diesen Skandal abgelehnt, sagte eine Sprecherin der Deutschen Stiftung Organtransplantation.

(RP/csi)
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