Gladbecker Geiselgangster Rösner mit Heroin in Zelle erwischt

Düsseldorf (RP). Bei einer nächtlichen Razzia wurde der Geiselgangster von Gladbeck in der JVA Bochum mit sieben Gramm Heroin erwischt. Zuvor hatte Hans-Jürgen Rösner Besuch bekommen. Jetzt wurden seine Haftbedingungen verschärft.

Der Häftling Hans-Jürgen Rösner wurden von der Razzia kalt erwischt. Um 22 Uhr, als in der JVA Bochum längst alles ruhig war, stürmten Vollzugsbeamte seine Zelle. "Er hatte keine Gelegenheit mehr, das Zeug einzupacken”, sagt Anstaltsleiter Henning Köster. Der berüchtigte "Geiselgangster von Gladbeck” war gerade dabei, auf einem Tisch sieben Gramm Heroin zu portionieren. Vorher hatte er schon Stoff eingenommen. Ausgerechnet Rösner.

Der heute 52-Jährige hielt die Polizei und die Medien im Sommer 1988 nach einem Bankraub tagelang in Atmen. Der am ganzen Körper tätowierte Gangster gilt als abgebrüht und brandgefährlich. Im vergangenen Jahr wurde ihm unterstellt, einen Ausbruch zu planen, weshalb er sicherheitshalber kurz nach Wuppertal verlegt wurde.

Wie konnte das schwere Rauschgift in Rösners gelangen?

Der Geiselgangster sitzt seit 2004 der JVA Bochum ein. Trotz der Fluchtgerüchte ist er dort nicht in einem Sicherheitstrakt untergebracht. "Rösner verhält sich relativ unauffällig, geht seiner Arbeit als Drucker nach”, sagt JVA-Chef Köster. Bislang sei der Berufsverbrecher nicht mit Drogen aufgefallen. "Rösner hat Anspruch auf vier Stunden Besuch im Monat”, so der Anstaltsleiter. "Er bekommt regelmäßig Verwandtenbesuch.”

So auch am Tag der Razzia. Rösner behauptet zwar, den Stoff in der Freistunde von einem Mitgefangenen erhalten zu haben, um ihn für ihn zu Portionieren. Eine Version, die Köster stark anzweifelt. Er hat angeordnet, dass Rösner, der seit der Inhaftierung 30 Kilo zugenommen hat, mit seinem Besuch künftig nur noch durch eine Trennscheibe reden darf. Außerdem darf er vier Wochen nicht in der Druckerei arbeiten. Aus seiner 8,5-Quadratmeter-Zelle wurden fast alle privaten Gegenstände verbannt, damit der Haftraum besser kontrolliert werden kann.

In Körperöffnung in die JVA geschmuggelt

Der Leiter der JVA-Bochum geht davon aus, dass die meisten Drogen von Besuchern in Körperöffnung in die JVA geschmuggelt werden. "Eine Lückenlose Kontrolle ist nicht möglich”, erklärt Köster. "Leibesvisitationen dürfen nur über der Kleidung durchgeführt werden.”

Im vergangenen Jahr stufte die JVA 390 von 720 Häftlingen als drogensüchtig ein. In der 37 Haftanstalten von NRW sitzen rund 18.000 Gefangene ein. Das Justizministerium hat festgestellt, dass 36,2 Prozent illegal drogenabhängig sind. Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter will die Kontrollen jetzt weiter verstärken, im kommenden Jahr werden vier Drogenhunde speziell für den Einsatz in den Haftanstalten ausgebildet. Versuche mit einer Drogendetektor-Schleuse hatten nicht zu zuverlässigen Ergebnissen geführt.

Heroin von einem Bediensteten

Nicht auszuschließen ist auch, das Rösner das Heroin von einem Bediensteten erhalten hat. "So etwas hat es schon gegeben”, sagt Anstaltschef Köster. In der JVA Meckenheim wurde im vergangenen Jahr ein Mitarbeiter als Drogendealer enttarnt. Rösner hat seine Mindeststrafe von 26 Jahren im Jahr 2019 verbüßt und kommt anschließend in "Sicherungsverwahrung”.

Dass er je entlassen wird, hält der JVA-Leiter für unwahrscheinlich. Der Gangster, mit dem sich im Gefängnis keiner anlegt, hat die Hoffnung hingegen nicht aufgegeben. Rösner hat angedeutet, 2019 ein Gnadengesuch stellen zu wollen.

(RP)
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